Der oft etwas vernachlässigte Themenbereich des Risk- und Money-Managements stellt sich als einer der wichtigsten Bausteine im gesamten Börsenhandel heraus.

Es werden essenzielle Fragestellungen behandelt wie etwa: Wann begrenze ich meinen Verlust? Wie viel Kapital soll man auf die einzelnen Positionen setzen? Wann soll der Kapitaleinsatz erhöht bzw. verringert werden?

Diese und ähnliche Fragen sind nicht nur entscheidend für das „Überleben“ an den Finanzmärkten, sondern ermöglichen bei erfolgreicher Anwendung auch einen optimalen Vermögensaufbau.

Risk-Management

Risk-Management beschäftigt sich im Wesentlichen damit, Verluste so gering wie möglich zu halten. Weit verbreitet sind die unterschiedlichen Methoden zur Verlustbegrenzung durch Stops. Diese reichen von den klassischen Techniken basierend auf Punkten oder Geldbeträgen wie chartbasierten Stops oder fixen Stops über prozentuale Stopps bis hin zu Trailing Stops oder volatilitätsabhängigen Stops.

Ein Beispiel für einen Trailing Stop:
Ein Anleger kauft eine Aktie bei 100 Euro und möchte sein Risiko mit 10 % begrenzen. Fällt die Aktie auf 90 Euro, wird die Position verkauft. Steigt hingegen die Aktie, wird der Stop laufend neu berechnet. Ein Anstieg auf 105 ergibt somit eine neue Stopmarke von 94,50. Fällt die Aktie auf diesen Wert, muss verkauft werden.

Ein Vorteil bei der Anwendung von Stops ist das Absichern von Kursgewinnen. Das Laufen lassen von Gewinnen ermöglicht auch hohe Renditen ohne gleichzeitig diese wieder auf das Spiel zu setzen.

Money-Management

Optimales Money-Management sollte einerseits für eine bestmögliche Vermögensvermehrung sorgen, andererseits in Verlustphasen das Risiko schnellstmöglich reduzieren. Es beschäftigt sich also mit der Frage wie viel Kapital bei einer neuen Position eingesetzt werden kann. Die zwei gängigsten Techniken sind Martingale und Antimartingale Money-Management.

Martingale und Antimartingale Money-Management

Bei Martingale Money-Management wird das investierte Kapital nach Verlusten verdoppelt. Diese Methodik kennen wir aus dem Spielcasino, wo beim Roulett nach einem Verlustrade der Einsatz in der nächsten Runde verdoppelt wird. Allerdings ist auch hier irgendwann das Tischlimit erreicht, so dass diese Technik gefährlich werden kann. Auf den Finanzmärkten ist dies gerade beim Einsatz von Hebelprodukten langfristig gesehen der garantierte Weg zum Totalverlust.

Im professionellen Börsenhandel, insbesondere bei Hebelprodukten, sind Antimartingale Money Management Strategien die etablierteste Art des Money Managements. Hierbei wird erst nach Gewinnen der Geldeinsatz erhöht. Gleichzeitig berücksichtigen sie aber auch einen wichtigen Aspekt des Risk-Managements, da sie nach Verlustphasen die Positionsgrößen verringern.

Fixed Capital Money Management

Beim Fixed Capital Money Management wird immer ein weiteres Finanzinstrument gehandelt, wenn ein bestimmter, fixer Gewinnbetrag erreicht wird. In einem konkreten Zahlenbeispiel bedeutet das: Bei einer Kontogröße von 30.000 Euro und bei einem fixen Geldbetrag von 10.000 Euro für ein Produkt könnten Sie drei Stücke handeln. Wenn Ihr Kontostand 40.000 Euro erreicht hat, könnten Sie bereits vier Stücke handeln.

Langfristig gesehen würde diese Strategie zu einem exponentiellen Vermögensaufbau führen. Gleichzeitig würden auch die Aspekte des korrekten Risk- Managements beachtet werden. Kommt es zu Verlust-Trades werden die Positionen wieder konsequent reduziert.

Der Durchschnittskosteneffekt

Eine Methode, die konzeptionell quasi dazwischen liegt, stellt der Durchschnittskosteneffekt (Cost Average Effekt) dar. Bei ihr wird immer ein konstanter Geldbetrag in gleichen Zeitabständen investiert. Der Durchschnittskosteneffekt erfreut sich gerade bei Fondssparplänen großer Beliebtheit, da dieser relativ einfach zu realisieren ist und die Frage des Markt-Timings keine Rolle spielt. Hierbei wird immer derselbe Geldbetrag investiert. Somit kann bei fallenden Kursen eine höhere Stückzahl gekauft werden, was langfristig zu einem günstigeren Einstiegskurs führt. Damit sich dieser Effekt für den Investor in Form einer Rendite auch lohnt, muss der Kurs des Wertpapieres später wieder ansteigen.

Fazit

Auch wenn manche Aspekte des Risk- und Money-Managements auf den ersten Blick etwas trocken erscheinen, so hat der korrekte Einsatz von diesen in der Praxis enorme Bedeutung. Richtig angewendet tragen sie, einerseits dazu bei das Risiko zu reduzieren, wenn die Handelslogik nicht funktioniert, andererseits zu einem optimalen Vermögensaufbau, wenn die Strategie aufgeht. Jedenfalls ist diszipliniertes Vorgehen seitens des Anlegers notwendig.


Autor
DI Nikolaos Nicoltsios
Business Development bei wikifolio.com
Trader und Entwickler von Handelssystemen