- Unternehmensbilanz 2019: Umsatz 66,8 Mio. EUR, Ergebnis vor Steuern 34,2 Mio. EUR
- Starker Rückgang der Handelsaktivität der Marktteilnehmer durch Wachstum in anderen Bereichen weitgehend kompensiert
- Börsenbetrieb sorgt auch in der Krise für Transparenz
- Kapitalmarkt als Hebel zur Krisenbewältigung nutzen, möglichst viel privates Kapital zur Entlastung der öffentlichen Haushalte
(Wien) Die Wiener Börse AG zieht Bilanz über das Geschäftsjahr 2019 und gibt Einblicke in ihre aktuellen Initiativen. Der Ausbau der Handelsdienstleistungen, drei IPOs, neue KMU-Segmente und zunehmende Anleihen-Listings unterstreichen die Attraktivität des Wiener Marktplatzes für Unternehmen. In einem sich konsolidierenden Markt, der weiterhin starken regulatorischen Belastungen unterworfen ist, entwickelte sich der Aktienhandel in ganz Europa rückläufig. In diesem herausfordernden Umfeld baute der heimische Börsenbetreiber seine Marktanteile und seine Position als Infrastrukturanbieter aus. Die Handelszeiten und der Kurszettel wurden erweitert, die Geschäftsfelder IT-Services, Marktdaten und Zentralverwahrung verzeichneten signifikantes Wachstum. Dadurch konnten sinkende Handelserträge kompensiert und das Ergebnis stabil und über den Planungen gehalten werden.
„Die Wiener Börse überzeugt mit Qualität und neuen Initiativen in einem fordernden Wettbewerbsumfeld. Sie stellt die bestmögliche Infrastruktur für heimische Unternehmen, globale Investoren und regionale Partner bereit. Mit Blick auf Post-Corona-Zeiten ist der Staat gut beraten, privates Kapital zu aktivieren und auf die Börse zu setzen, damit es mit Österreichs Wirtschaft rascher bergauf gehen kann“, so Heimo Scheuch, Aufsichtsratspräsident der Wiener Börse. „Das Erfolgsrezept am Börsenprodukt ist, das kein anderes Instrument gleichzeitig für mehr Finanzierung, Sichtbarkeit des Unternehmens und Sicherstellung einer nachhaltig professionellen Unternehmensorganisation sorgt. Genau das wird nach der Corona-Krise gefragt sein, auch wenn derzeit noch Kredite im Vordergrund stehen.“
Bilanz & Rückschau 2019: Stabilität durch breite Diversifizierung
Der Unternehmensumsatz belief sich 2019 auf 66,8 Mio. EUR, ein leichter Rückgang von 3,3 % (2018: 68,9 Mio. EUR), was vorrangig auf die rückläufige Aktivität der Handelsteilnehmer zurückzuführen ist (Wien 2019: 62 Mrd. EUR, 2018: 70 Mrd. EUR, -12 %, Prag: 2019: 8,5 Mrd. EUR, 2018: 11,1 Mrd. EUR, -24 %). Die Rückverlagerung von Geldern nach Nordamerika sowie die Unsicherheiten aufgrund des Brexit ließen die internationalen Investoren verhaltener agieren. Sehr positiv entwickelten sich die Umsätze im Geschäftsbereich IT-Dienstleistungen. Auch im Datengeschäft, im Listing, dem Handel von Auslandswerten sowie bei der Wertpapierverwahrung konnte Wachstum erzielt werden. Durch die weiter ausgebaute Diversifikation wurde damit der Ertragsrückgang im Handel fast vollständig kompensiert. Mit der Verschmelzung der Wiener Börse AG auf die frühere Holding, wurde die Konzernstruktur zur Kosteneinsparung vereinfacht. Die Wiener Börse AG erwirtschaftete im Jahr 2019 ein Ergebnis vor Steuern von 34,19 Mio. EUR. Dies sind 6,4 % weniger gegenüber dem Vorjahr (36,52 Mio. EUR). Das Ergebnis ist damit etwas besser als es die Planung für 2019 vorsah, die neben einer verhalteneren Handelsaktivität der Teilnehmer auch einige Investitionen beinhaltete. Für 2020 wird bislang mit deutlichem Wachstum gerechnet. Das Eigenkapital der Wiener Börse AG betrug per 31. Dezember 2019 143,3 Mio. EUR, der Jahresüberschuss 2019 ergab 26,4 Mio EUR. Per Ende Dezember 2019 beschäftigte die Wiener Börse AG 160 Mitarbeiter (Vollzeitäquivalent).
Die Wiener Börse agiert – wie viele ihrer notierten Unternehmen – international. 84 Prozent ihrer Umsätze erwirtschaftet die Nationalbörse mit internationalen Kunden. „Breite Diversifikation und ein starker Fußabdruck in der Region leisten einen erheblichen Beitrag dazu, dass wir unsere Jahresplanung erreichen konnten. Ich möchte jedoch nicht verhehlen, eine stärkere heimische Aktionärsbasis wäre keinesfalls nur Schmuck für die Börse, sondern eine solide Stütze für die Krisenbewältigung und Unternehmensfinanzierung. Länder mit entwickelten Kapitalmärkten zeigen mehr Wachstum und erholen sich schneller von Krisen“, sagt Christoph Boschan, CEO der Wiener Börse AG.
Bilanz Covid-19-Pandemie: Börse als kritischer Infrastrukturanbieter
Im Frühjahr 2020 sind sowohl Handelsumsätze als auch Preisschwankungen stark gestiegen. Seit Jahresbeginn bis inklusive Mai 2020 beträgt das Handelsvolumen bei Beteiligungswerten 32,03 Mrd. EUR, ein Plus von 21,4 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (Jan-Mai 2019: 26,38 Mrd. EUR). Beim Management hoher Volatilität und massiv steigender Umsätzen setzt der Börsenbetreiber auf erprobte Schutzmechanismen wie die Volatilitätsunterbrechung. Die Wiener Börse AG betrieb ihre Infrastruktur für neun Wochen zum Großteil mittels Fernzugriff und Teleworking. Seit Mitte Mai wird der Betrieb am Standort in alternierenden Teams fortgesetzt.
„Börsen überzeugen in Krisenzeiten durch Transparenz. Sie bieten eine Echtzeit-Anzeige der wirtschaftlichen Gesundheit und Lage. Wenn wir hin und wieder mit der Schließungsfrage konfrontiert werden, kann ich nur eines entgegnen: Ein Fieberthermometer wirft man auch nicht weg, wenn es erhöhte Temperatur anzeigt“, sagt Christoph Boschan.
Kapitalmarkt als Steighilfe für Österreichs Wirtschaft zur Krisenbewältigung nutzen
Die Gesundheitskrise rund um Corona wertet die Wiener Börse als Chance, privatem Kapital in Österreich einen erweiterten Stellenwert zu geben und Staatshaushalte zu entlasten. Dafür muss die Krisenbewältigung auf breitere Beine gestellt werden. Das Regierungsprogramm enthält bereits alle Bausteine, um mehr privates Kapital für Österreich zu aktivieren. Eine konsequente regulatorische Modernisierung sowie die Stärkung der wirtschaftlichen Bildung in Österreich sind die Basis für die weitere Entwicklung des Kapitalmarktes. Eine Einführung der Behaltefrist und damit eine steuerliche Entlastung von langfristigem Aktienbesitz macht die Beteiligung für die Bevölkerung attraktiver.
„Unternehmen werden bei der Bewältigung der Krise im Herbst Eigenkapital für ihre Rekapitalisierung brauchen. Damit es für Österreichs Wirtschaft schneller bergauf geht, braucht es eine rasche Fortsetzung des von der Regierung vor Corona eingeschlagenen Weges. Nach der Überwindung der Gesundheitskrise gilt es, auch die finanzielle Gesundheit und den Wohlstand aller Bürger nachhaltig zu sichern“, so Boschan abschließend.
Über die Wiener Börse
Als zentrale Infrastrukturanbieterin der Region öffnet die Wiener Börse AG Tore zu globalen Märkten. Sie betreibt die Börsenplätze Wien und Prag. Notierte Unternehmen profitieren dort von maximaler Liquidität, Anlegern bietet sie als Marktführerin schnellen und günstigen Handel. Die Wiener Börse sammelt und verteilt Kursdaten und berechnet die wichtigsten Indizes für ein Dutzend Märkte der Region. Dank ihres einzigartigen Know Hows vertrauen auch die Nationalbörsen in Budapest, Zagreb und Laibach auf die IT-Dienstleistungen der Wiener Börse. Darüber hinaus ist sie an weiteren Energiebörsen und Clearinghäusern der Region beteiligt.
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