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Wachsende Macht der Staatsfonds

Roman Steinbauer | Börsen-Kurier

Ihr langfristiger Anlagehorizont hat eine Pufferfunktion an den Märkten.

Das unbändige Wachstum der Staatsfonds führt zu einem gewichtigen Einfluss an den internationalen Handelsplätzen. Die verwalteten Vermögenswerte der weltweiten Akteure wirken anhand der Zahlen der letzten Jänner-Erhebung des Datenportals Statista beeindruckend. Demnach führte die Liste der größten Vorsorgetöpfe die China Investment Corporation mit umgerechnet 1,26 Billionen Euro vor dem Staatsfonds Norwegens („Oljefondet“) mit 1,08 Billionen Euro an. Dahinter folgen Abu Dhabi Investment mit 747 Milliarden Euro, Kuwait Investment mit 699 Milliarden Euro, die GIC Private Limited aus Singapur mit 652 Milliarden Euro sowie der saudische Public Investment Fund (575 Milliarden Euro). Das jährliche Wachstum lag zuletzt insgesamt bei durchschnittlich 6 %. Neben Aktien, Anleihen oder dem Immobilien-Markt steht es den Management-Teams teils offen, Anteile an Alternativen Investments, Hedge-Fonds oder Private-Equity-Fonds zu erwerben.

Norwegens Staatsfonds weist die höchste Transparenz auf. Die strategische Ausrichtung und die Leitung gibt das Finanzministerium in Oslo vor. Die durch öffentliche Anteile am Export der Öl- und Gasindustrie generierten Reserven werden durch nationale und globale Investments für künftige Generationen der 5,4 Millionen Einwohner gespeist. Ausländische Kapitalanlagen administriert die Abteilung des Government Pension Fund Global (GPFG). 

Die 1959 in Michigan gegründete Akademie für Internationale Wirtschaft (AIB; mit 3.400 Mitgliedern in 90 Staaten) veröffentlichte als Herausgeberin des „Journal of International Business Policy“ im April eine Publikation über den Einfluss der Staatsfonds auf die Finanzmärkte. Demnach wurde das Volumen aller verwalteten Bestände der Sovereign Wealth Funds (SWF) mit 10,87 Billionen Euro beziffert. Die bedeutendsten der 176 definierten Institutionen werden aus nicht-westlichen Ländern durch Rohstoffeinnahmen (Ausnahme China) gespeist. Die AIB bestätigt zwar den positiven Kurzfrist-Einfluss auf Aktienkurse durch Kauf-Ankündigungen der Fonds in Zielunternehmen, dieser werde aber gegenüber von Käufen durch Privat-Investoren signifikant überschätzt. 

In der Analyse überrascht die Kategorie-Einteilung zu Handelsentscheidungen des Managements, die gegenüber anderen Parametern dominiert. So hoben die Autoren drei favorisierte Methoden heraus: Die Stabilisierungs-Strategie (salopp als „rainy day funds“ bezeichnet). In diesem Fall, in dem Aktien und Anleihen bis zu 90 % der Portfolio-Investitionen ausmachen, werden Markt-Schocks zu Käufen genutzt. Folgend die Sicherheitsstrategie „future generations funds“, bei der Festzinsanlagen für Jahrzehnte überwiegen, aber rund ein Fünftel des Volumens auf Titel der Privatwirtschaft abzielt. Schließlich der Entwicklungs- oder „development stratetic funds“. Diese Schiene hat die Stimulation der inländischen Wirtschaft durch den Anteilserwerb an vielversprechenden Unternehmen - aber auch zur Liquiditätsbereitstellung für speziell ausgerichtete Förderbanken - zum Ziel. 

Im Juni veröffentlichte der Weltwährungsfonds (IMF) ein Arbeitspapier der Autoren Ali Al Sadiq und Diego Alejandro Gutierrez. Demnach habe sich die Volatilität der Fiskalpolitik als auch der Rohstoffe seit dem Jahr 1980 bis 2020 durch den Ansatz von Stabilisierungs-SWFs verringert. Durch die Langfrist-Perspektive und das teils antizyklische Agieren der Staatsfonds wirkt deren Einfluss daher als glättend oder als „Pufferung“ zu panischem Verhalten an den Börsen.

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