(Wien) Die österreichische Finanzbranche hat entschieden: Das Börsenunwort 2023 lautet „Stagflation“. Die Kombination aus Stagnation und Inflation – also steigendes Preisniveau bei gleichzeitig keinem oder geringem Wirtschaftswachstum – hat heuer besonders den Nerv getroffen. Mit dem Preisniveau im Zusammenhang stehende Begriffe – wie auch die Inflation selbst – lagen in der diesjährigen Abstimmung generell im Trend. So befanden sich die „Deflation“ oder auch das Buzzword „Gierflation“ auf den weiteren Plätzen. Letztgenannte beschreibt eine durch überhöhte Preisforderungen der Unternehmen angetriebene Inflation. Belege dafür gibt es jedoch keine, wie zuletzt auch die Bundeswettbewerbsbehörde im Handel feststellte.
„Das Wort Stagflation beschreibt treffend, wo Unternehmen, Investoren und generell der Bevölkerung heuer der Schuh drückt: Geopolitische Spannungen, ein hohes Zinsniveau und anhaltende Inflation führen zusammen zu herausfordernden konjunkturellen Rahmenbedingungen und haben auch zu einer Seitwärtsbewegung an den Märkten beigetragen. Insofern ist die Wahl zum Unwort sehr gut nachvollziehbar“, so Börse-Vorstand Christoph Boschan.
Im Kreis der gegenwärtigen Titelanwärter fand sich auch die Kapitalertragssteuer (KESt), diese beträgt in Österreich 27,5 % auf Einkünfte aus Kapitalvermögen. „Die Wertpapier-KESt stellt nicht nur eine steuerliche Benachteiligung der privaten Vorsorge dar. Sie wirkt sich auch hemmend auf den österreichischen Kapitalmarkt aus, was wiederum Innovation und Fortschritt bremst. Die im Regierungsprogramm niedergeschriebene Wiedereinführung einer Behaltefrist – also die steuerliche Entlastung von langfristigem Wertpapierbesitz – ist überfällig“, sagt Boschan.
Über das Börsenunwort
Seit 2017 lässt die Wiener Börse jährlich die heimische Finanz-Community das Börsenunwort des Jahres nominieren. Bei der Entscheidung der Jury werden vor allem Aktualität, Relevanz und linguistische Bedeutung der Worte berücksichtigt. Das heurige siebente Börsenunwort folgt auf den Vorjahres-Sieger „Übergewinnsteuer“. Zuvor trieb das „Inflationsgespenst (2021) als Börsenunwort sein Unwesen. In den Jahren davor setzten sich „coronabedingt“ (2020), „Brexit“ (2019), „Strafzölle“ (2018) und „Negativzinsen“ (2017) durch.
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