(Wien) Österreich hat keine traditionelle Aktienkultur – weder bei der Eigenkapitalfinanzierung noch bei der Vorsorge mit Aktien. Mit mehr Aufklärungsaktivitäten, zusätzlichem Service und intensivem Einsatz für die Verbesserung steuerlicher Rahmenbedingungen soll sich dies in den kommenden Jahren ändern, das gab das neue Vorstandsteam der Wiener Börse, Dr. Michael Buhl und Dr. Heinrich Schaller, heute im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt.
"Wir wollen in Zukunft verstärkt beraten und mit den Unternehmen gemeinsam erarbeiten, ob der Gang an die Börse optimal zur Strategie, zur Entwicklungsgeschichte und zum Finanzierungserfordernis des Unternehmens passt. Damit wollen wir in Zukunft interessierten Unternehmen den Gang an die Wiener Börse erleichtern", meint Dr. Heinrich Schaller, seit 1. Juni 2006 neu im Vorstand der Wiener Börse AG. Die Wiener Börse wird daher künftig potenzielle IPO-Kandidaten stärker ansprechen und aktiv im IPO-Prozess unterstützen. "Darüber hinaus wünschen wir uns eine Verbesserung der steuerlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen bei einem Börsegang, wie etwa die Abschaffung der 1%igen Gesellschaftssteuer und die steuerliche Gleichbehandlung von Fremd- und Eigenkapital", betont Schaller.
Mehr Mitarbeiterbeteiligung
Um Aktiensparen in Österreich stärker zu verankern – in Österreich sind lediglich 17 % des Geldvermögens in Aktien und Investmentzertifikate investiert, der europäische Durchschnitt liegt mit 32 % fast doppelt so hoch – wünscht sich die Wiener Börse eine attraktivere Ausgestaltung der steuerlichen Begünstigungen bei der Mitarbeiterbeteiligung. Wie eine Befragung der Wiener Börse bei den Top 20 Unternehmen des Prime-Marktes ergab, gibt es in 56 % der befragten Unternehmen ein Mitarbeiterbeteiligungsprogramm. Diese befragten Unternehmen sprechen sich für eine Verdoppelung des Freibetrages und eine Verkürzung der Behaltefrist aus.
Für die Etablierung einer Aktienkultur in Österreich braucht es auch der Mitarbeit der heimischen Investmentbanken. "Derzeit wird lediglich ein Sechstel des gesamten österreichischen Fondsvolumens in Aktienfonds investiert. Wir appellieren daher an die österreichischen Anlagegesellschaften, mehr in Aktienfonds zu investieren", betont Schaller.
Börse Wien und Börse Bukarest verstärken ihre Kooperation
Die Wiener Börse, die seit März 2005 gemeinsam mit der Börse Bukarest den Index ROTX berechnet und vertreibt, berät die Börse Bukarest ab sofort auch beim Aufbau deren Derivativmarktes: "Wir stellen Know-how zur Verfügung, sorgen dafür, dass internationale Standards berücksichtigt werden. Wir erwarten, dass wir bereits im 4. Quartal dieses Jahres indexbasierende Futures in Rumänien einführen werden", erläutert Dr. Michael Buhl, Mitglied des Vorstandes der Wiener Börse AG. Darüber hinaus wird die Wiener Börse ab September 2006 – nach Aufbau der entsprechenden Infrastruktur – alle Indizes der Börse Bukarest vertreiben.
Das Index-Know-how der Wiener Börse wird auch von Investoren weltweit geschätzt. Derzeit basieren weltweit rund 80 % aller strukturierten Produkte mit Osteuropa-Bezug auf den Indizes der Wiener Börse. Der jüngste Erfolg der Wiener Börse in diesem Bereich: Mit Anfang Juni konnten vier bedeutende Lizenzkunden aus Amerika – World Bank, Lehmann Brothers, Royal Bank of Canada und Wachovia Corporation – neu gewonnen werden. Alle vier Bankenhäuser werden Produkte auf die Wiener Börse Ostinidzes "RTX" und "CECE" begeben.
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