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Marktanalyse: Wird das Jahr 2020 berechenbarer?

Mag. Bernhard Ruttenstorfer

Rückblickend hat sich das Jahr 2019 als ein sehr freundliches Aktienjahr entpuppt. Vergessen die Zeiten vom vierten Quartal 2018, als sich bis Jahresende beträchtlicher Verkaufsdruck aufbaute. Hat sich die Welt seit dem verändert, sind die Probleme von vor 12 Monaten verflogen? Handelskonflikt, abgeschwächtes Wirtschaftswachstum und ein unsicheres politisches Klima stehen nach wie vor an der Tagesordnung. Der große Unterschied sind die Notenbanken. Die Realität zeigt, dass heutzutage auch positive Kursentwicklung an den Kapitalmärkten zu deren Hauptzielen gehört.

Ein weiteres starkes Argument für einen positiven Weiterverlauf der Kapitalmärkte ist Donald Trump. Sein starker Fokus auf Dow Jones Index und die US-Präsidentschaftswahlen lässt ihn vor allzu aggressiven Maßnahmen (die nächste Zollerhöhung auf chinesische Waren soll per 15. Dezember starten, könnte aber noch verschoben werden – möglicherweise, stattdessen wurden kürzlich neue Zölle auf Stahl und Aluminium aus Brasilien und Argentinien angekündigt) zurückschrecken. Selbstverständlich ist auch in den nächsten Monaten mit Drohgebärden und emotional getriebenen Erklärungen zu rechnen, jedoch machen Donald Trumps mittelfristige Ziele kommende Handlungen etwas abschätzbarer. Aus europäischer Sicht sollte man jedoch nicht vergessen, dass Handelsvereinbarungen zwischen der EU und den USA noch ausständig sind. Die Drohung, auf aus Europa importierte PKWs US-Einfuhrzölle zu verhängen, muss ernst genommen werden. Ganz allgemein sticht der Automobilsektor neben Agrar- und IT-Sektor beim Handelskonflikt hervor.

Und gerade der schwächelnde PKW-Markt nimmt eine besondere Rolle für den Wirtschaftsstandort Österreich ein. Ursächlich für die gesunken Nachfrage sind allerdings nicht nur (mögliche) Zölle, sondern auch Technologieumbrüche, die aktuell von Statten gehen betreffend Antriebstechnologie und Steuereinheiten. Dies führt, wie so oft bei neuen Technologien, zu Unsicherheiten beim Konsumenten. Fest steht, dass in Österreich gelistete Unternehmen, wie Andritz, Polytec oder voestalpine, direkt vom Automarkt abhängen und Investoren dies zurzeit als Last sehen. Man sollte jedoch bei dieser Phase des Umbruchs das Potential nicht aus den Augen verlieren, noch dazu wo Technologieumbrüche oft von starker Nachfrage gefolgt werden.


Autor:
Mag. Bernhard Ruttenstorfer, CPM
Senior Fondsmanager
Erste Asset Management
6. Dezember 2019

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Hinweis

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