Mittlerweile ist man als Investor krisenerprobt, nach der Technologieblase Anfang dieses Jahrtausends, der Immobilienblase vor etwas mehr als zehn Jahren, nun also COVID-19, und das sind nur die nennenswertesten. Diesmal haben die Börsen, im Gegensatz zu den vorgenannten Ereignissen, einen Kurseinbruch produziert der in dieser Geschwindigkeit und Größenordnung das letzte Mal anlässlich der Weltwirtschaftskrise 1929 eintrat. Die Maßnahmen der Staaten und der EZB sind bereits ausführlich dokumentiert, stellen wir uns also die Frage wie die Reise an den Börsen weitergehen kann?
Die Rezession wird massiv ausfallen, und angesichts des globalen Lockdowns, der kurzfristig extremen Arbeitslosigkeit und des historisch tiefen Verbrauchervertrauens einen Nachfrageschock auslösen. Das Jahr 2020 wird einen massiven Gewinnrückgang in der Größenordnung von ca. 20 % bringen, wobei die Schätzungen bis -45 % reichen. Die Kreditausfallsraten werden ansteigen und die Risikoaufschläge nicht auf die alten Lows fallen, wenngleich die aktuell eingepreisten 500 bp im Cross Over zu hoch sind. Erst im Jahr 2023 wird das zu Jahresbeginn erwartete Gewinnniveau erreicht werden. Die Bewertungen der Märkte sind trotz der Kursrückgänge immer noch sehr ambitioniert.
Als Gegengewicht fungieren die Notenbanken und die Staaten, welche mit gelockerten Anleihekaufprogrammen und massiven Unterstützungsmaßnahmen reagieren. Die Zinsen werden damit auf längere Zeit niedrig bzw. negativ bleiben, eine Risk off-Strategie resultiert daher zwangsweise in realem Kapitalverlust.
Entscheidend wird sein wie schnell die wirtschaftliche Erholung einsetzt. Aktuell preist der Markt eine V-förmige Erholung ein, sollte die Erholung länger dauern werden die Märkte noch einmal korrigieren. Für Aktienanleger bedeutet dass vorsichtig zu bleiben, die Märkte sind volatil, größere Rücksetzer sollten für teilweise Zukäufe genutzt werden.
Autor:
Horst Simbürger, MSc, CEFA
Managing Director
CONVERTINVEST Financial Services GmbH
4. Mai 2020
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