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Marktanalyse: Ein holpriger Start ins Aktienjahr 2022

Gabriela Tinti

Nach drei Jahren infolge mit Gewinnen im zweistelligen Prozentbereich starteten die Aktienmärkte ins neue Jahr mit Kursrückgängen. Die Märkte befinden sich in einem Anpassungsprozess an einen überraschend schnellen Ausstieg der Zentralbankpolitiken aus dem Krisenmodus und den damit eingesetzten Druck für steigende Realrenditen. Die deutsche 10jährige Rendite befindet sich zum ersten Mal seit 2019 wieder im positiven Bereich. Die Inflation ist stark gestiegen und in den USA werden bereits fünf Zinsschritte für 2022 prognostiziert. Diese Verunsicherung führte an den Aktienmärkten zu Gewinnmitnahmen. Nach solch einer starken Wertentwicklung der letzten drei Jahren ist ein Rückgang bei den Aktienmärkten nicht allzu überraschend. Für den amerikanischen S&P 500 Index war der Monat Jänner sogar der schlechteste Monat seit dem Beginn des Bullenmarktes im März 2020. Vor allem ambitioniert bewertete Technologietitel korrigierten deutlich. Angesichts von Inflation und steigenden Zinsen ist eine Rotation von zinssensiblen Wachstumstitel in defensive Standardwerte ersichtlich. 

Erfreulicher gestaltet sich die Berichtssaison für das vierte Quartal 2021, die Mitte Jänner in den USA begonnen haben. Im S&P500 liegen die durchschnittlichen Gewinne bereits wieder 16 % über dem Niveau des dritten Quartals 2019, also vor der Pandemie. Gemessen an vergleichbaren Phasen in der jüngsten Vergangenheit haben sich die Unternehmensgewinne 2021 schneller und stärker erholt. Für 2022 erwartet der Konsensus eine Nettogewinnsteigerung von etwa 10 %. 

Regional betrachtet, so sind es dieses Jahr bislang die europäischen Aktien sowie Schwellenländer-Aktien, die den allgemeinen Markt schlagen. Das trifft auch auf die Börse Wien zu, die von den Marktturbulenzen nur unterdurchschnittlich getroffen wurde. Zurückzuführen ist dies auf deren höheren Zyklizität. Finanzwerte und Energie sind stärker gewichtet und verschaffen ihnen bei hoher Inflation und steigenden Zinsen einen Vorteil.  

Solange die Wirtschaftsphase „Erholung“ hält, die Zinsen also lediglich auf ein neutrales Niveau ansteigen und ein Ölpreisschock ausbleibt (Brent Crude wegen der Ukraine-Krise auf USD 90 angestiegen), bleibt das Umfeld netto betrachtet konstruktiv für Aktien, auch wenn die Kursbewegungen wohl weiter volatil bleiben.


Autorin:
Gabriela Tinti, CPM
Head of Desk Equities AT
Erste Asset Management 
2. Februar 2022

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