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Marktanalyse: Unsicherheit prolongiert

Horst Simbürger

Die Finanzmärkte stehen in den kommenden Monaten vor mehreren Herausforderungen. Die Corona Pandemie rückte, auch dank einer weniger aggressiven Variante, in den Hintergrund. Der Krieg in der Ukraine und die weitere Notenbankpolitik werden das Marktgeschehen dominieren. Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung Russlands ist gering, Europa ist jedoch abhängig von russischen Gaslieferungen, welche nicht kurzfristig kompensiert werden können. Die Ukraine und Russland sind wichtige Weizen- oder Maisproduzenten mit einem Marktanteil über 10 %. Die Preisanstiege bei Energie und Nahrungsmitteln verstärken den zur Jahreswende begonnenen Preisanstieg und erhöhen den Druck auf die Notenbanken die Zinsen zu erhöhen. IWF und OECD haben die Wachstumsaussichten deutlich nach unten revidiert, vor allem Europa muss mit einer deutlichen Abschwächung rechnen, das worst case Szenario wäre eine Stagflation. Die Notenbanken stecken damit in einem Dilemma, wie stark können die Zinsen erhöht werden, um eine inflationsdämpfende Wirkung zu erzielen, ohne die Wachstumsaussichten zu gefährden? Während die FED bereits mehrere Zinserhöhungen angekündigt hat, bleibt die EZB zögerlich, es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die EZB ihr Anleihekaufprogramm schneller beenden wird und im dritten Quartal ebenfalls mit ersten Zinsschritten reagiert.

Die Anleihemärkte nehmen dieses Szenario bereits vorweg, die deutsche Zinskurve hat seit Jahresbeginn ab dem 2 Jahres Bereich um ca. 100bp angezogen, 10-jährige Staatsanleihen haben seit Jahresbeginn ca. 10 % verloren und liegen damit nur unwesentlich besser als Aktien. Tendenziell performen Aktien in einem Umfeld anziehender Inflation gut, vor allem wenn die negativen Bewertungseffekte höherer Zinsen durch steigende Unternehmensgewinne kompensiert werden. Die aktuelle Berichtssaison gibt hier Anlass zur Hoffnung, allerdings gilt nach wir vor die Annahme eines Wirtschaftswachstums von über 2 % für Europa, ein Stagflationsszenario ist hier nicht eingepreist. Aus risk-return Überlegungen bleiben Staats- und Unternehmensanleihen– vor allem längere Laufzeiten – untergewichtet, Aktien zählen in diesem Umfeld zu den relativen Outperformern, interessant erscheinen in diesem Umfeld Wandelanleihen durch ihren konvexen Charakter, und weil in diesem Laufzeitenbereich zinsseitig am meisten eingepreist wurde.

Autor:
Horst Simbürger, MSc, CEFA
Geschäftsführer
CONVERTINVEST Financial Services GmbH 
3. Mai 2022

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