Christian Sec | Börsen-Kurier
Local-to-local wird zum Zauberwort für die heimische Industrie.
Produktionsstätten in anderen Ländern erfüllen mehrere strategische Funktionen. Man kann damit die Lieferketten optimieren, die Kosten (z. B. Lohn- oder Rohstoffkosten) schmälern, Zugang zu Expertise und Fachkräften erhalten, die Abhängigkeiten von einzelnen Ländern reduzieren und last but not least, neue Absatzmärkte generieren. Derzeit liegt das Wachstum - also die Gewinnung neuer Absatzmärkte - im Trend. „Die Unternehmen bedienen die Märkte zunehmend direkt aus den Regionen mit eigenen Standorten heraus und denken damit stärker regional als global“, erklärt Christoph Kopp, Industrieexperte bei Horvath, in einer Aussendung. Das Zauberwort heißt dabei: Local-to-local.
Lokales Service
Der Produzent von Feuerfestprodukten RHI Magnesita gab kürzlich die Akquisition von Resco bekannt, einem US-Hersteller von Aluminiumoxid-Monolithen mit einem Unternehmenswert von rund 390 Millionen Euro. Durch die Übernahme kann das Unternehmen die lokale Versorgungssicherheit für kritische Industrien verbessern, schreibt das Unternehmen. So wie in den USA hatte der Erwerb einer Mehrheitsbeteiligung eines chinesischen Feuerfestherstellers vor zwei Jahren zum Ziel, die Produktpalette als auch das Angebot am chinesischen Markt zu erweitern und somit die Absätze in dieser Region zu erhöhen.
Auch der Maschinenbauer Andritz weist 280 Standorte in mehr als 40 Ländern auf. Durch die Verlagerung von Fertigungskapazitäten in aufstrebende Länder profitiert Andritz vom Wachstum in diesen Regionen, schreibt das Unternehmen. Ein Beispiel ist die USA. Dort wird rund ein Sechstel des Unternehmensumsatzes erwirtschaftet, wobei die lokale Beschaffung für den lokalen Markt den Großteil des Umsatzes ausmacht.
Lokale Servicierung betreibt auch die Voestalpine in Indien, wo man in den vergangenen Jahren die lokale Wertschöpfung Schritt für Schritt ausbaute. Mittlerweile beschäftigt der Konzern an seinen drei Standorten rund 250 Personen. „Indien ist für uns im Bereich Schweißtechnik ein wesentlicher Wachstumsmarkt“, erklärt Franz Kainersdorfer, Vorstandsmitglied der Voestalpine. Auch die zukünftigen Projekte wie die Ergänzung des Produktportfolios um eine Massivdrahtproduktion sollen den „Made-in-India“-Anteil forcieren, heißt es in einer Aussendung. In Mexiko beliefert das Stahlunternehmen aus eigenen Werken heraus die dort ansässigen Automobilwerke mit einbaufertigen Karosseriebauteilen.
Im vergangenen Jahr hat Wienerberger ihren 600-Millioen-Euro-Deal zur Übernahme der Terreal-Gruppe abgeschlossen. Mit flächendeckenden Produktionen in Frankreich und Deutschland erschließt der Baustoffkonzern neue Regionen und tritt erstmals in den italienischen, spanischen und US-amerikanischen Dachmarkt ein. Mit der Übernahme des Geschäfts von Terreal in Frankreich, Italien, Spanien und den USA sowie dem Geschäft von Creaton in Deutschland soll der Jahresumsatz insgesamt um 725 Millionen Euro gesteigert werden. Die Transaktion umfasst 28 Standorte und rund 3.000 Mitarbeiter.
Umweltschonend
Auch der Holzfaserhersteller Lenzing setzt teilweise auf Produktionsstätten für den lokalen Absatz. Während Produktionsstätten wie in Brasilien zur Lieferkettenoptimierung errichtet wurden, versorgt die Produktionsstätte in Alabama in den USA den lokalen Markt. Lenzing hat
sich dabei zum Ziel gesetzt, mit bestehenden und neuen Kunden und Partnern in einem weiten Umkreis um den Standort in Mobile zusammenzuarbeiten, und den Transport der Produkte vorrangig aus Klimagründen per Bahn abzuwickeln, um die CO2-Emissionen weiter zu minimieren.
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