Christian Sec | Börsen-Kurier
Höhere Finanzierungskosten hindern Konzerne nicht am Investieren.
2023 wurde die Investitionstätigkeit durch die gestiegenen Finanzierungskosten, hohen Energiepreise und schlechten Erwartungen gedämpft. Laut einer WKO-Statistik sind 2023 die Bruttoanlageinvestitionen um 2,4 % zurückgegangen. 2024 wird ein weiterer Rückgang von 2 % prognostiziert.
Trotz dieser Rahmenbedingungen beeinflusst die Zinsentwicklung die Unternehmen in ihren Investitionsentscheidungen kaum. Norbert Nettesheim, CFO von Andritz, erklärt gegenüber dem Börsen-Kurier, dass das Unternehmen extern zu fixen Zinsen finanziert ist. Durch die überwiegende Finanzierung zu fixen Zinsen profitiert Andritz von den gestiegenen Anlagezinsen, während die Effekte auf der Passivseite unerheblich sind, so Nettesheimer. Insgesamt führen die gestiegenen Zinsen gegenwärtig sogar zu einer Verbesserung des Zinsergebnisses im Konzern. Das Jahresergebnis zeigt einen Zins-Nettoertrag von knapp 20 Millionen Euro.
Bei seinen Investitionen konzentriert sich Andritz auf Wachstumsinvestitionen zur Erschließung neuer Werke. Beispielsweise in den Bau von Service-Centern in Gebieten, die bisher nicht abgedeckt wurden, oder in die Errichtung von Produktionsstätten, um durch lokale Produktion wettbewerbsfähiger zu werden und Marktanteile zu gewinnen. Bei Andritz stiegen die Investitionen im vergangenen Jahr, genauso, wie in den Jahren zuvor, kontinuierlich an - und lagen mit 226,2 Millionen Euro um 22,6 % höher als 2022.
Unveränderlicher Investitionshunger
Beim Hersteller von Verpackungslösungen Mayr-Melnhof Karton erhöhten sich zwar die Finanzaufwendungen teilweise aufgrund des Zinsanstieges für variabel verzinste Kredite. Trotzdem setzte der Betrieb sein umfangreiches Investitionsprogramm mit zahlreichen Projekten mit Schwerpunkt auf Kosten- und Energieeffizienz, technologischer Modernisierung, sowie Wachstum an großen, wettbewerbsfähigen Standorten fort. Insgesamt stiegen die Investitionsausgaben im vergangenen Jahr um 29,1 % auf 425 Millionen Euro.
Hohe Kreditlinie
Im Gegensatz zu Andritz zeigt der Geschäftsbericht von Wienerberger, dass der Baustoffhersteller mit seinen Zinserträgen im Vorjahr die Zinsaufwendungen nicht wettmachen konnte (-56 Millionen Euro). Im April hat der Konzern bekanntgegeben, eine neue Kreditlinie in der Höhe von 600 Millionen Euro erhalten zu haben, die zur Finanzierung der neu erworbenen Dach-Geschäftsaktivitäten von Terreal sowie zur Refinanzierung der demnächst fälligen Anleihe in der Höhe von 250 Millionen Euro dient. Die neue Finanzierung ist vor dem Hintergrund stark rückläufiger Zinserwartungen noch vollständig variabel verzinst und wird abhängig von der weiteren Marktentwicklung um eine langfristige Zinsabsicherung ergänzt. Das Unternehmen berichtet in seinem Geschäftsbericht, dass die Kreditbedingungen (Covenants) generell eine Entschuldungsdauer (Nettoverschuldung/Ebitda) von 3,9 Jahren nicht überschreiten dürfen. Mit Ende 2023 lag diese bei 1,6 Jahren. Nicht eingehaltene
Covenants können auch zur Fälligstellung von Krediten führen und verursachen in der Folge erhöhte Kreditfinanzierungskosten. Insgesamt investierte das Unternehmen 2023 mehr in M&A als im Jahr zuvor. Dafür führte das Unternehmen jedoch weniger diskretionäre Wachstumsinvestitionen durch als 2022.
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