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Kann der Kapitalmarkt den Wohlstand sichern?

Raja Korinek | Börsen-Kurier 

Dieser Frage ging eine prominent besetzte Runde am jüngsten ZFA-Kongress in Wien nach.

Das konjunkturelle Umfeld bei uns in Österreich bleibt schwierig. So lautet das klare Fazit von Franz Schellhorn, Leiter der wirtschaftsliberalen Denkfabrik Agenda Austria, auf dem diesjährigen Kongress des Zertifikate Forums Austria (ZFA), der am 13. Juni stattfand. Der Börsen-Kurier war als Medienpartner natürlich dabei. 

Im Rahmen seines Vortrages „Warum der Sozialstaat ohne schlagkräftigen Kapitalmarkt geliefert ist“ verwies Schellhorn eingangs zwar auf das stark gestiegene Pro-Kopf-BIP in Österreich, insbesondere in den vergangenen Jahren. Allein 2022 war es auf 45.000 Euro hinaufgeschnellt. Dennoch dürfe man sich nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen. 

Er verweist auf jüngst ungünstige Entwicklungen und sagt, „fast nirgendwo steigen die Löhne innerhalb der OECD-Länder schneller als in Österreich“. So liegt heuer der Anstieg der realen Arbeitnehmerentgelte pro Kopf bei 2,8 %. Dies laste auf der Wettbewerbsfähigkeit und treibe die Inflation an. 

Österreichs reales BIP sinkt

Zugleich fällt das reale BIP pro Einwohner im Vergleich zum EU-Durchschnitt zurück. Schellhorn führt dies insbesondere darauf zurück, dass in Österreich gerne Krisenhilfen ausbezahlt würden. „Damit werden auch Zombiefirmen am Leben gehalten.“ Dies sind Unternehmen, die ohne günstige Finanzspritzen nicht überleben würden. Insgesamt wachse seit 2019 - somit kurz vor Ausbruch der Pandemie - kein Land innerhalb der EU derart schwach wie Österreich. Die Veränderung des realen BIP pro Kopf liegt in diesem Zeitraum bei -1,7 %. 

Schellhorn verwies auch auf das drohende Pensionsdilemma. Noch immer würden sich zu viele Menschen auf das staatliche Umlageverfahren verlassen, und das in einem Umfeld, in dem es immer mehr Pensionisten im Vergleich zu Erwerbstätigen gebe. Auch beim Vermögen in privaten Pensionsplänen in Prozent des BIP schneide Österreich im Europavergleich besonders schlecht ab, mahnt Schellhorn. Im Jahr 2021 waren es nur 6,7 %. Spitzenreiter ist hingegen Dänemark mit rund 233,2 %. Schellhorn plädiert für ein Umdenken. 

Junge Menschen denken an morgen

Dies finde vor allem bei jüngeren Menschen immerhin allmählich statt, konstatiert Lara Hartmann, Investor Relations Managerin bei Flughafen Wien, auf der Podiumsdiskussion „Mehr Menschen für den Kapitalmarkt begeistern!“, die ebenfalls Teil des Kongresses war. Hartmann verweist in diesem Zusammenhang auf das Anlageverhalten der sogenannten „Gen Z“. Es handle sich um die aktuell 14- bis 28-jährigen, zitiert Hartmann Zahlen des deutschen Datenanbieters Statista. Überhaupt sei die Generation weitaus Wertpapieraffiner als die Generation davor. „Und sie nutzt vor allem zahlreiche digitale Kanäle, von der Informationsbeschaffung bis hin zum Wertpapierhandel über Online-Broker.“

Tatsächlich sitze der „Gen Z“ das Thema Pension im Nacken, formuliert es Wiener-Börse-Chef Christoph Boschan ein wenig überspitzt. Doch sie könne es sich leisten, mit der Vorsorge rechtzeitig zu beginnen. „Sie ist schließlich die wohlhabendste Generation.“ Einmal mehr forderte Boschan zudem die heimische Regierung zum Handeln auf. Dabei plädiert der Börse-Boss seit Längerem für die Wiedereinführung einer Behaltefrist für Wertpapiere, nach der sie dann steuerfrei veräußert werden können. Auch Fritz Mostböck, Chefanalyst der Erste Group, hat in diesem Zusammenhang eine klare Meinung. Er sagt, die Wertpaper-KESt gehöre überhaupt abgeschafft. „Sie trägt nur marginal zur Budgetkonsolidierung bei.“

 

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Hinweis

Die Wiener Börse AG verweist ausdrücklich darauf, dass die angeführten Informationen, Berechnungen und Charts auf Werten aus der Vergangenheit beruhen, aus denen keine Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung oder Wertbeständigkeit gezogen werden können. Im Wertpapiergeschäft sind Kursschwankungen und Kapitalverluste möglich. Der Beitrag gibt die persönliche Meinung des Autors wieder und stellt keine Finanzanalyse oder Anlageempfehlung der Wiener Börse AG dar.