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Innovation trotz nahender Kostenschraube

Christian Sec. | Börsen-Kurier

F&E-Projekte müssen in Zeiten der Krise sorgfältiger gewählt werden.

„Innovationsbudgets sind wahrscheinlich diejenigen, die schnell unter die Räder kommen, wenn es für ein Unternehmen darum geht, gerade noch ein positives Ergebnis zu erzielen“, erklärt Martin Pattera, Managing Partner des Innovationsberaters Edizon, gegenüber dem Börsen-Kurier. Innovationsausgaben sind überwiegend prozyklisch. 

Weniger Umsatz heißt auch weniger Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E). So liegen die F&E-Ausgaben bei der voestalpine seit Jahren bei rund 1,3 % des Umsatzes. Demgemäß stieg das Budget für Forschung und Entwicklung für das laufende Geschäftsjahr auf 196 Mio Euro. Der Stahlkonzern verwendet seine F&E-Ausgaben vor allem für die Bereiche Sustainability und Digitalisierung. „Bei der künftigen grünen Stahlproduktion wollen wir die Qualitätsführerschaft übernehmen“, so CEO Herbert Eibensteiner in einer Aussendung. Gerade der Schritt hin zum „Grünen Stahl“ sei existenziell, wegen der hohen Umweltkosten des Unternehmens, die im Jahr 440 Mio Euro betragen, wie Robert Ottel, CFO des Stahlkonzerns bei einer FMA-Podiumsdiskussion erwähnt. 

Noch keine Panik

Auch beim Verkehrstelematik-Konzern Kapsch stieg das Forschungsbudget für das Geschäftsjahr 2021/22 auf 40,9 Mio Euro. Ein momentaner Schwerpunkt des Unternehmens liegt im Bereich der distanzabhängigen Maut „Road User Charging“. „Das wird wegen der abnehmenden Einnahmen bei der Mineralölsteuer vor allem für Behörden in den kommenden Jahren ein interessantes Thema werden“, so der Konzern auf Anfrage. 

Aufgrund der Abhängigkeit der Forschungsbudgets vom Umsatz geben die Prognosen für F&E-Ausgaben in einem gewissen Maße Rückschluss auf die Geschäftserwartungen der Unternehmen. So ist man beim Baustoffhersteller Wienerberger vorsichtig mit Prognosen: „Es wird erwartet, dass die F&E-Kosten in der GuV im kommenden Jahr bis zu einem gewissen Grad stabil sein werden“, so das Unternehmen auf Anfrage. 

So wie bei voestalpine liegt der Forschungsfokus des Ziegelherstellers bei der Reduktion des Carbon-Fußabdrucks. 2023 startet Wienerberger ein großes Projekt für den Ersatz des gasbefeuerten Ofens im Produktionswerk in Uttendorf, durch einen nicht fossil beheizten Tunnelofen für das Brennen von Ziegeln. Zugleich sollen auch im Produktionsprozess fossile Mittel durch Biomasse ersetzt werden. Beide Maßnahmen sollen laut Angaben des Unternehmens die CO2-Emissionen des Werks im Vergleich zu 2020 um fast 90 % verringern. 

Keine leichte Entscheidung

Während Kapsch eine F&E-Quote von rund 7,5 % aufweist, liegt die Quote bei Wienerberger bei rund 0,5 %. Die F&E-Quote allein ist jedoch kein ausreichender Indikator, für den Innovationserfolg eines Unternehmens. In der Forschungsquote liegt man hierzu-lande im EU-Vergleich hinter Schweden an zweiter Stelle. Jedoch nimmt Österreich nur den achten Platz EU-weit ein, was die tatsächliche Innovationsleistung betrifft. 

Innovationsbudgets müssen längst nicht mehr Riesensummen verschlingen, wenn man an Softwareprogramme im Bereich der Digitalisierung denkt, erklärt Pattera. „Es geht gar nicht darum, mehr in Innovation zu investieren, sondern zu wissen, wo man reduziert und wo man aufstockt, und das ist gerade dann, wenn man an der Kostenschraube dreht, keine leichte Entscheidung“, so Pattera, der unter anderem Unternehmen wie Borealis oder Liebherr berät.


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