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Einiges spricht weiterhin für Aktien

Patrick Baldia | Börsen-Kurier 

Auch wenn die Bewertungen überzogen erscheinen, bleiben Experten positiv gestimmt.

Die gut performenden Aktienmärkte und vor allem der anhaltende Höhenflug der großen US-Tech-Unternehmen, wesentlich getrieben vom KI-Trend, haben zuletzt immer mehr Experten auf den Plan gerufen, die vor einer Korrektur bzw. schlimmstenfalls sogar vor einem Crash in den kommenden Wochen und Monaten warnen. „Dass etwa Nvidia im bisherigen Jahresverlauf 31 % zum Wachstum der Marktkapitalisierung des S&P 500 beigetragen hat, bereitet uns Unbehagen“, sagt etwa Luca Paolini, Chefstratege bei Pictet Asset Management. 

Nicht wenige Beobachter fühlen sich derzeit an die späten 1990er Jahre erinnert, als Internetaktien einen rasanten Höhenflug erlebten, um dann ab dem Frühjahr 2000 jäh abzustürzen. Stichwort: Dotcom-Blase. Für Karin Kunrath, CIO von Raiffeisen Capital Management, hinkt dieser Vergleich. Viele der damals gehypten Internetaktien wären erst kurz am Markt gewesen, ohne nennenswerte Umsätze oder gar Gewinne aufzuweisen. „Die heutigen, nun auch im KI-Bereich dominierenden großen Tech-Unternehmen sind seit Jahren bzw. Jahrzehnten am Markt, verfügen über starke Geschäftsmodelle und Marktpositionen sowie einen langen Track-Record in der Umsatz- und Gewinnentwicklung“, stellt die Expertin klar. Auch sei der Markt heute deutlich breiter bzw. werde der Aufwärtstrend von wesentlich mehr Sektoren und Einzeltiteln getragen. 

Aktien weiterhin übergewichtet

Wie sollen Anleger im Aktienbereich vorgehen? Sowohl bei Raiffeisen Capital Management als auch Pictet bleibt man in der Anlageklasse weiter offensiv positioniert bzw. übergewichtet. Dennoch scheint etwa bei US-Aktien etwas Vorsicht angebracht. Bei Raiffeisen Research wird etwa von einer allzu starken Übergewichtung abgeraten. Auch ein Sektoren-Shift könnte Sinn machen. Bei Picet Asset Management reduziere man etwa derzeit die IT-Positionierung. Insgesamt spreche für Aktien das stetige Wirtschaftswachstum, die sich verbessernden Aussichten für Unternehmensgewinne sowie mögliche Zinssenkungen, so Paolini. Auf Sektorenebene habe man Versorger und Kommunikationsdienste übergewichtet und Immobilienaktien untergewichtet. In geographischer Hinsicht bleiben Aktien der Eurozone, der Schweiz und Japans übergewichtet. Zwar hätten die vorgezogenen Neuwahlen in Frankreich Europa zugesetzt, dennoch biete die Region Zugang zu einer nachhaltigen zyklischen Erholung zu einer attraktiven Bewertung. 

„Auch wenn es derzeit insbesondere an geopolitischen Spannungen nicht mangelt und gewisse Risikofaktoren für temporäre Marktkorrekturen zweifelsfrei bestehen, sehen wir weiterhin ein insgesamt konstruktives Marktumfeld für ‚risky assets‘“, so auch Kunrath. Vor allem an den entwickelten Aktienmärkten wären die Rahmenbedingungen positiv. 

Auch bei Invesco bleibt man im „Risk-on“-Modus. „Angesichts des positiven makroökonomischen Umfelds sind wir in risikoreicheren Anlagen übergewichtet, halten die Risiken jedoch unter Kontrolle, da die sehr ausgereizten Bewertungen das Aufwärtspotenzial für risikoreiche Anlagen begrenzen“, erklärt Kristina Hooper, Chief Global Market Strategist. So sehe man etwa ein nennenswertes Risiko, dass die Märkte zu optimistisch sein könnten und mögliche Probleme nicht vollständig eingepreist hätten. Auf der Rechnung hat man bei der US-Investmentgesellschaft etwa Nicht-US-Dollar-Anlagen sowie zyklischere Aktien, Value-Aktien und Small-Caps. Sie würden von einem stärkeren globalen Wachstum am meisten profitieren.

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