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Austro AGs: Cash statt Vorräte

Christian Sec | Börsen-Kurier

Bedingungen an Rohstoff-Beschaffungsmärkten beeinflussen Cashflows der Betriebe.

Die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens hängt wesentlich von der Verfügbarkeit der Rohstoffe ab. In der Beschaffung dieser müssen Unternehmen grundsätzlich zwei große Risiken berücksichtigen: das Verfügbarkeitsrisiko hinsichtlich Menge und Qualität sowie das Preisrisiko. Die Absicherung dieser Risiken ist mit Kosten verbunden, wie die Eskalation des Nahost-Konflikts Ende 2023 zeigt. Angriffe der Huthi-Rebellen im Roten Meer führten dazu, dass Reedereien den Suezkanal mieden und überwiegend die Route um das Kap der Guten Hoffnung wählten. Dies führte zu längeren Transportzeiten und höheren Kosten. Unternehmen wie die voestalpine, der Leiterplattenhersteller AT&S u.v.m. waren davon betroffen. 

Ereignisse von globaler Bedeutung - wie die Covid-Pandemie und der Ukraine-Krieg - lösten Preisschocks bei Rohstoffen aus. Aus Angst vor Lieferausfällen legten die Betriebe große Lagerstände an, um die Flexibilität zur Deckung der Nachfrage zu bewahren. Der gleichzeitige Angebotsengpass führte zu einer Preisexplosion. Zeitweise stieg der Spotpreise für Kokskohle, neben Erz der wichtigste Rohstoff für die voestalpine, auf 660 USD je Tonne. Mittlerweile haben sich die Preise für Kokskohle jedoch wieder normalisiert und liegen in einer Bandbreite zwischen 200 und 300 USD je Tonne. 

Auch der Marktpreis von Eisenerz war am Höhepunkt der Lieferkettenkrise mehr als doppelt so hoch als heute. Die Käufe auf Vorrat führten zu hohen Lagerbeständen bei Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen, die nun abgebaut werden und Kapital freisetzen. Die voestalpine konnte ihren Cashflow aus der Betriebstätigkeit im vergangenen Geschäftsjahr um mehr als die Hälfte erhöhen, und zwar aufgrund des Abbaus des Nettoumlaufvermögens (Vorräte, Forderungen usw.). 

Der Kartonhersteller Mayr-Melnhof Karton, der vor allem Papier, Altpapier, Holz und Zellstoffe für seine Produktion benötigt, reduzierte den Vorratsbestand um 150 MioE im letzten Geschäftsjahr, was zu einem signifikanten Anstieg des Cashflows führte. Dem Versorgungsrisiko bei Rohstoffen will der Konzern nun vermehrt mit konzerninternem Kartonbezug entgegentreten. 

Recycling als Sicherungsstrategie

Beim Leiterplattenhersteller AT&S ist Kupfer eines der wichtigsten Rohmaterialien. Im vergangenen Jahr kaufte der Konzern rund 3.000 Tonnen des „roten Goldes“. 2024 stieg der Kupferpreis auf ein Rekordhoch an. Das Recycling ist eine zunehmend bedeutende Strategie zur Minderung des Verfügbarkeitsrisikos in der Beschaffung. Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte AT&S im Rahmen eines Kupferrecyclingprojekts etwa 200 kg Kupfer pro Tag recyceln, und für dieses Geschäftsjahr wird eine Verdopplung dieses Tempos angestrebt. Weitere wichtige Rohstoffe für AT&S sind Gold und Palladium. Im vergangenen Geschäftsjahr kaufte das Unternehmen 486 Kilogramm Gold und 344 kg Palladium. Während der Goldpreis gestiegen ist, ist der Palladiumpreis gefallen, sodass sich die Auswirkungen gegenseitig kompensierten, wie AT&S in seinem Geschäftsbericht berichtet. Auch wenn Unternehmen gestiegene Kosten weitergeben können, wirken sich Preisrallyes und Unsicherheiten in der Verfügbarkeit negativ auf die Rentabilität der Unternehmen aus.
 
Palfinger berichtete im Jahr 2022, dass die volatilen Stahlpreise dem Betrieb zusetzten. Zwar konnten die gestiegenen Kosten durch eigene Preiserhöhungen weitergegeben werden, jedoch ergab sich aufgrund des hohen Auftragsbestands und der langen Lieferzeiten eine Verzögerung, die die Profitabilität des Unternehmens belastete.

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