Christian Sec | Börsen-Kurier
Lehrlinge sind begehrt und sichern Unternehmen gegen den Fachkräftemangel ab.
Die Suche nach Lehrlingen gestaltet sich in Zeiten des Arbeitskräftemangels zunehmend herausfordernd, insbeson-dere in der Industrie, wie die Lenzing AG auf Anfrage des Börsen-Kurier erklärt. „Wir merken, dass sich die Recruiting-Phase in den letzten Jahren verlängert hat.“ Früher war die Aufnahme von Lehrlingen oft schon im März und April abgeschlossen, während aktuell Lehrverträge teilweise noch bis in den Sommer hinein abgeschlossen werden. Dies liegt daran, dass sich die Jugendlichen mittlerweile mehr Zeit nehmen, um ihre Optionen gründlich zu prüfen, bevor sie sich für einen Arbeitgeber entscheiden, so Lenzing.
Besonders intensiv gestaltet sich der Wettbewerb um junge Talente in technischen Berufen, die oft weniger bekannt sind als andere Branchen. „Entscheidet sich ein Jugendlicher für eine Ausbildung zum Chemieverfahrenstechniker, ist das oft auch eine Entscheidung für ein bestimmtes Unternehmen, da die Flexibilität bei der Arbeitgeberwahl in diesem Berufsfeld begrenzt ist“, erläutert das Unternehmen. Lenzing bildet derzeit etwa 180 Lehrlinge in elf Berufen aus, wobei jährlich nur ein bis zwei Lehrlinge auf eigenen Wunsch das Unternehmen verlassen.
Nach einer großen Lehrlingsinitiative im März 2022 haben die Wienerberger Österreich GmbH und die Pipelife Austria GmbH & Co KG sowohl die Anzahl der auszubildenden Lehrlinge als auch die angebotenen Lehrberufe deutlich erhöht. Bis Oktober 2024 befanden sich 18 Lehrlinge in Ausbildung, während es 2022 noch sieben waren. Das Angebot an Lehrberufen, das zuvor Berufe wie Kunststofftechniker, Logistiker, Mechatroniker, Elektrotechniker und Bürokauffrau/-mann umfasste, wurde um E-Commerce- und Metalltechniker-Lehrgänge erweitert. In einigen Bereichen, wie etwa Bürokaufmann/-frau in Wien oder Mechatroniker in Hennersdorf, ist die Bewerberzahl so hoch, dass für die Auswahl Assessment Center notwendig sind. An anderen Standorten wie Pinkafeld, Gleinstätten und Wiener Neudorf würde sich das Unternehmen jedoch über mehr Bewerbungen freuen. Besonders in ländlichen Regionen, wo qualifizierte Arbeitskräfte oft rar sind, bemühe man sich, als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden und kooperiert eng mit Bildungseinrichtungen und regionalen Arbeitsmarktinstitutionen.
Wenige Bewerberinnen
Die EVN hingegen hat gerade in ländlichen Gebieten eher weniger Schwierigkeiten, geeignete Lehrlinge zu finden, wobei man sich über mehr weibliche Bewerberinnen grundsätzlich freuen würde. Derzeit bildet das Unternehmen 79 Lehrlinge aus, darunter 76 Elektrotechniker und drei Fernwärmetechniker. Zusätzlich fördert die EVN fachübergreifende Qualifikationen durch Weiterbildungen, wie beispielsweise zur Gas- oder Wärmetechnikerin. „Viele unserer Lehrlinge bleiben auch nach ihrer Ausbildung im Unternehmen, sodass der zukünftige Bedarf an Fachkräften selbst gedeckt werden kann“, betont das Unternehmen.
Auch die Wiener Städtische setzt auf eine umfassende Ausbildung und betreut derzeit 150 Lehrlinge. Ein zentraler Bestandteil des Ausbildungsprogramms ist das Mentorensystem, bei dem jeder Lehrling über die gesamte Ausbildungsdauer hinweg von einem Mentor begleitet wird. Nach erfolgreichem Abschluss der Lehre steht die BÖV-Prüfung bei der Bildungsakademie der österreichischen Versicherungswirtschaft an. Zur Gewinnung neuer Lehrlinge nutzt die Wiener Städtische das „Check die Lehre“-Jobgame, das jungen Menschen ermöglichen soll, den Beruf des Versicherungsberaters spielerisch zu erkunden und dabei ihre Fähigkeiten zu testen.
Die Post AG bildet aktuell 250 Lehrlinge in sieben verschiedenen Berufen aus. „Auch wenn die Suche nach passenden Lehrlingen heiß umkämpft ist, gelang es uns im Herbst 2024, unsere Lehrlingsplätze fast vollständig zu besetzen“, so die Post zum Börsen-Kurier.
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