Patrick Baldia | Börsen-Kurier
Auch die zurückgehende Inflation und der beginnende Zinssenkungszyklus stimmen Experten positiv.
Mit einem Plus von rund 6 % ist der ATX seit Jahresbeginn eigentlich ganz gut unterwegs. „Im Grunde wie auch andere Small-Cap-Märkte“, meint Alois Wögerbauer, Fondsmanager und Geschäftsführer der 3 Banken-Generali Investment-Gesellschaft, im Gespräch mit dem Börsen-Kurier. Allerdings wäre durchaus auch mehr drinnen. „Tatsache ist, dass kleinere und weniger liquide Unternehmen derzeit kaum Kapitalzuflüsse haben“, erklärt Wögerbauer. Nachsatz: „Kein Anleger ist wirklich überinvestiert.“
Fest steht jedenfalls, dass gerade internationales Kapital für einen Aufholprozess an der Wiener Börse wichtig ist. Wögerbauer glaubt, dass globale Anleger mit dem beginnenden Zinssenkungszyklus zurückkehren und in den kommenden zwei Quartalen eine Aufholjagd des breiten österreichischen Marktes auslösen könnten.
In dieselbe Kerbe schlägt auch Christoph Schultes, Chief Analyst CEE Equities bei der Erste Group. „Die Vorzeichen für eine weitere gute Performance des ATX stimmen: Die Inflation ist rückläufig und wir stehen vor weiteren Zinssenkungen, die einerseits die Assetklasse Aktien attraktiver macht, und andererseits die Finanzierungskosten der Unternehmen senkt“, sagt der Experte zum Börsen-Kurier.
Berichtssaison „zufriedenstellend“
Stichwort Gewinne: Die Berichtsaison zum ersten Halbjahr war für Schultes „zwar nicht herausragend, kann aber durchaus als solide bezeichnet werden“. Bis zum Jahresende erwarten die Analysten der Erste Group jedenfalls einen leichten Gewinnrückgang von -7 %, der 2025 dank eines Wachstums von +10 % wieder aufgeholt werden sollte.
Ein weiteres Argument für ein breit angelegtes Comeback der Wiener Börse ist, neben der von Experten hervorgehobenen „hohen Qualität“ der hiesigen Unternehmen: das aktuell attraktive Bewertungsniveau. Wögerbauer verweist darauf, dass das KGVe für 2024 des ATX (8,8x, Anm.) unter dem europäischen Durchschnitt und auch dem eigenen historischen Durchschnitt liegt. „Gleichzeitig ist auch die durchschnittliche Dividendenrendite von 5,7 % vergleichsweise attraktiv“, so der Fondsmanager. Auch Schultes hebt den „leicht positiven“ mittelfristigen Gewinnausblick und die nach wie vor günstige Bewertung des heimischen Leitindex hervor.
Besonders attraktiv bewertet ist für Wögerbauer mit einem KGVe von unter 7x und einer Dividendenrendite von rund 5 % aktuell die VIENNA INSURANCE GROUP, ein „souveräner Marktführer in der CEE-Region“. Weiters hebt er die Erste Group (KGVe: 7x, Dividendenrendite: 5 %), Andritz (11x, 4 %) und Palfinger hervor. „Sie sind für ihre Qualität zu niedrig bewertet.“
Zu sehr sollten sich Anleger jedoch nicht auf besonders niedrige KGVs konzentrieren. Am Ende des Tages kann das ein Warnzeichen sein, etwa wenn der Aktienkurs des betreffenden Unternehmens in Erwartung fallender Gewinne zurückgeht. Beispiele dafür sind etwa AT&S (KGVe: 1,2x) und Lenzing (1,4x) und damit „zwei Enttäuschungen der letzten zwölf Monate“, so Wögerbauer. Während Lenzing unter dem schwächelnden internationalen Bekleidungsmarkt leidet, hadere AT&S unter anderem darunter, dass zu sehr auf den Großkunden Intel gesetzt wurde, der jetzt weniger abnehme als erhofft. Nachsatz: „Wenig hilfreich für den Aktienkurs war auch der Newsflow rund um die mittlerweile abgesagte Kapitalerhöhung.“
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