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Voest-Chef: Keine Verschärfung der Klimaziele im EU-Alleingang

22.01.2025, 11:48:00

Eibensteiner: Arbeitskosten in Österreich zumindest auf EU-Durchschnitt senken - Europäische Industrie bei Energiekosten klar im Nachteil - US-Zölle für Voest keine große Bedrohung

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KORREKTUR-HINWEIS
In APA0118 vom 22.01.2025 wurde im 5. Absatz präzisiert: "Die
Geschäftstätigkeit der voestalpine Automotive Components in
Birkenfeld soll, wie bereits berichtet, eingestellt werden. Davon
sind rund 220 Mitarbeiter betroffen." (Insgesamt sollen an den
deutschen Standorten 700 Mitarbeiter abgebaut werden.)
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Voestalpine-CEO Herbert Eibensteiner wünscht
sich die rasche Bildung einer neuen Bundesregierung, von der er sich
Maßnahmen zur Reduktion der Arbeits- und Energiekosten und eine
"Eindämmung der Regulierungs- und Berichtsflut" erwartet. Ebenso
erwarte sich die Voest als exportorientiertes Unternehmen von der
neuen Regierung ein klares Bekenntnis zur Europäischen Union, sagte
Eibensteiner am Dienstabend in Wien. Eine Verschärfung der
Klimaziele im EU-Alleingang wäre schädlich.
"Wir verlieren gegenüber unseren internationalen Peers an
Wettbewerbsfähigkeit", warnte Eibensteiner. Daher dürfe es keine
neuen Steuern für Unternehmen geben und die Arbeitskosten sowie der
Bürokratieaufwand müssten reduziert werden. Die Arbeitskosten in
Österreich seien seit Anfang 2019 um 30 Prozent gestiegen, in
Deutschland um 19 Prozent und in der EU insgesamt um 23 Prozent -
sie sollten in Österreich nach und nach zumindest auf den
europäischen Durchschnitt heruntergebracht werden, fordert der
Voest-Chef.
Hohe Energiekosten belasten
Eine große Belastung seien auch die Energiekosten - hier sei man
in der EU gegenüber den USA klar im Nachteil. Und dieser negative
Abstand habe sich seit Beginn des Ukraine-Krieges sogar vergrößert.
So hätten europäische Unternehmen für Erdgas im Jahr 2020 noch um 60
Prozent mehr bezahlen müssen als die US-amerikanischen Konkurrenten,
aktuell sei der Erdgas-Preis in der EU viereinhalb mal so hoch wie
in den USA. Beim Strom sei die Entwicklung noch dramatischer:
Während der Preis in Österreich früher gleich oder vergleichsweise
wenig höher war als in den USA, ist er jetzt fünfmal so hoch.
Eibensteiner fordert eine Verlängerung der Strompreiskompensation
bis 2030.
Der Voest-Chef sieht eine Kluft zwischen Klimaschutz und
Wettbewerbsfähigkeit in der EU - wegen des seiner Ansicht nach
extremen Fokus auf Klimaschutz habe die Wettbewerbsfähigkeit stark
gelitten und Europa sei bei Wirtschaftswachstum gegenüber China und
den USA deutlich ins Hintertreffen geraten. So sei Chinas
Wirtschaftsleistung seit 2019 um ein Viertel gewachsen und jene der
USA um 12 Prozent, während das BIP der EU lediglich um 5 Prozent
zugenommen habe. Deutschlands Wirtschaft sei im Vergleich zu vor der
Corona-Pandemie überhaupt nicht vom Fleck gekommen, und auch
Österreich zähle mit einer BIP-Zunahme um 2 Prozent zu den
Schlusslichtern.
"Deutschland ist unser schlechtester Markt", sagte Eibensteiner
und verwies dabei auf den rückläufigen Kundenbedarf im
Automobilsektor, hohe Energie- und Personalkosten und die
rückläufige Konjunktur. Darum habe man sich auch vom Verlustbringer
Buderus Edelstahl getrennt. Die Geschäftstätigkeit der voestalpine
Automotive Components in Birkenfeld soll, wie bereits berichtet,
eingestellt werden. Davon sind rund 220 Mitarbeiter betroffen.
Insgesamt soll die Belegschaft in Deutschland - neben Birkenfeld
sind das vier weitere Standorte - von derzeit 2.700 auf 2.000
reduziert werden. Der Personalabbau soll in den nächsten 18 Monaten
erfolgen und wird derzeit mit der Belegschaftsvertretung und der IG
Metall verhandelt.
Voest-Chef fordert, Draghi-Bericht aufzugreifen
Im angekündigten "Clean Industrial Deal", der von der
EU-Kommission als Konzept zur Dekarbonisierung der Industrie
formuliert wurde, sollten die Ideen und Vorschläge des
Draghi-Berichts aufgegriffen werden, fordert Eibensteiner. Der
Bericht fordert unter anderem eine kritische Überprüfung des
Auslaufens der kostenlosen EU-ETS-Zertifikate während der Einführung
des europäischen CO2-Grenzausgleichssystems (Carbon Border
Adjustment Mechanism, CBAM).
Eibensteiner unterstrich die Bedeutung der voestalpine für
Österreichs Wirtschaft: Als Arbeitgeber beschäftige man hierzulande
23.600 Menschen und generiere 7,7 Mrd. Euro an Wertschöpfung. In den
letzten zehn Jahren habe man rund 5,6 Mrd. Euro investiert. Das
Projekt "greentec steel" der voestalpine sei Österreichs größtes
Klimaschutzprogramm, betonte der CEO. Vom geplanten
Investitionsvolumen von 1,5 Mrd. Euro habe man bereits 310 Mio. Euro
investiert und man liege zeitlich und budgetär im Plan. Ab 2027 soll
je ein Elektrolichtbogenofen in Linz und Donawitz in Betrieb gehen.
Die höheren US-Zölle bereiten Eibensteiner kein allzu großes
Kopfzerbrechen. Etwas mehr als die Hälfte der Produktion in den USA
sei lokale Wertschöpfung. "Es geht auch keine Schiene aus Donawitz
in die USA. Wir liefern Produkte in die USA, die es dort nicht gibt.
Wenn die wer haben will, muss er den Zoll zahlen."
ivn/cgh
 ISIN  AT0000937503
 WEB   http://www.voestalpine.com


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