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Russisches Urteil zu Strabag zwingt RBI-Tochter zu Rückstellung
20.01.2025, 20:59:00
Gericht verurteilte Strabag-Aktionäre zur Zahlung von über 2 Mrd. Euro an russischen Miteigentümer Rasperia - Urteil kann gegen Vermögenswerte der russischen RBI-Tochter vollstreckt werden
--------------------------------------------------------------------- AKTUALISIERUNGS-HINWEIS Neu: Einschätzungen von Rasperias Aktien (6. Abs.), Fragen zu Rasperia-Besitzer (8. Abs.) ---------------------------------------------------------------------
Ein Urteil eines russischen Gerichts, wonach die Strabag-Aktionäre 2 Mrd. Euro zahlen sollen, zwingt die russische RBI-Tochter zu einer hohen Rückstellung. Die AO Raiffeisenbank werde gemäß internationaler Bilanzierungsregeln und dem russischen Rechnungslegungsstandard für das vierte Quartal eine Rückstellung buchen, teilte die Raiffeisen Bank International (RBI) am Montagabend in einer Aussendung mit und kündigte an, gegen das Urteil in Kaliningrad Berufung einzulegen.
"Die Raiffeisenbank Russland ist zu Unrecht in den Rechtsstreit zwischen der Strabag, deren Kernaktionären und der Rasperia hineingezogen worden. Sie wird in Russland gegen das Fehlurteil Berufung erheben und abhängig von den weiteren Entwicklungen vor den russischen Gerichten gemeinsam mit der RBI in Österreich rechtliche Mittel gegen Rasperia ergreifen", erklärte RBI-Chef Johann Strobl in der Pressemitteilung.
Laut RBI hat ein russisches Gericht am Montag entschieden, dass der Baukonzern Strabag und seine Kernaktionäre, Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien, Uniqa und die Familie Haselsteiner, dem russischen Miteigentümer Rasperia Trading Limited 2,044 Mrd. Euro zahlen müssen und dass das Urteil gegen Vermögenswerte der russischen RBI-Tochter vollstreckt werden kann.
Die RBI erklärte, sie werde abhängig von weiteren Entwicklungen vor den russischen Gerichten auch in Österreich rechtliche Schritte einleiten, um zur Schadensminderung auf Vermögenswerte von Rasperia in Österreich zugreifen zu können. Die Rückstellung werde nach Vorliegen eines externen Prüfungsurteils den der Rasperia vom russischen Gericht zugesprochenen Betrag berücksichtigen abzüglich der erwarteten Erlöse aus der Vollstreckung von Ansprüchen in die österreichischen Vermögenswerte von Rasperia. Diese bestehen laut RBI aus 28,5 Millionen Strabag-Aktien, einschließlich den damit verbundenen Dividendenansprüchen für 2021, 2022 und 2023 sowie dem Ausschüttungsanspruch aus einer im März 2024 erfolgten Kapitalherabsetzung.
Die 28,5 Millionen von Rasperia gehaltenen Strabag-Aktien sind an der Wiener Börse derzeit rund 1,2 Mrd. Euro wert. Wie hoch die RBI die österreichischen Vermögenswerte der Rasperia insgesamt einschätzt, soll bis zur Veröffentlichung der vorläufigen Ergebniszahlen am 4. Februar feststehen, wie ein Sprecher zur APA sagte.
Bereits vergangene Woche hatten Vertreter der RBI gegenüber der APA betont, dass sie den Wert der Strabag-Aktien des russischen Aktionärs jedenfalls "deutlich niedriger" als Rasperia selbst einschätzten. Zur Bestätigung dieser Beurteilung hatte Raiffeisenbank Russland am 16. Jänner beim russischen Gericht auch die Durchführung einer unabhängigen Expertise beantragt. Die Richterin lehnte jedoch am Montag überraschend diesen sowie weitere Anträge der beklagten Parteien ab und ging von Einschätzungen der Klägerin aus, die mit anfänglich 1,983 Mrd. Euro einen etwas niedrigere Schadenersatz als nun zugesprochen gefordert hatte. Der Wert der im Besitz von Rasperia stehenden Strabag-Aktien selbst war Ende August 2024 vom russischen Kläger mit 1,7 Mrd. Euro beziffert worden.
Der Strabag-Aktionär war offiziell bis zumindest Dezember 2023 vom russischen Unternehmer Oleg Deripaska kontrolliert worden - im Zusammenhang mit EU-Sanktionen gegen Deripaska im Frühjahr 2022 nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine war seine Gesellschaft, die knapp 28 Prozent der Strabag-Aktien hielt, jedoch im Baukonzern de facto entmachtet worden.
Wer den russischen Aktionär des österreichischen Baukonzerns nun kontrolliert, ist unbekannt. Ein im Dezember 2023 erfolgter Besitzerwechsel von Rasperia, der in Folge von der US-amerikanischen Sanktionsbehörde OFAC sowie dem Rat der Europäischen Union als Sanktionsumgehungsversuch Deripaskas interpretiert wurde, wurde laut einer Strabag-Beteiligungsmeldung im Dezember 2024 wieder rückgängig gemacht. Wie in der Vergangenheit gehört Rasperia nun Valtoura Holdings Limited - beide russischen Gesellschaften haben ihren Sitz in Kaliningrad. Der offizielle ehemalige Besitzer selbst will nichts mehr mit diesen Firmen zu tun haben: "Oleg Wladimirowitsch (Deripaska, Anm.) ist weder Aktionär von Valtoura, noch von Rasperia", erklärte eine Deripaska-Sprecherin am Montagabend gegenüber der APA.
Wie es in der RBI-Aussendung weiter heißt, sollen laut dem russischen Gerichtsurteil auch die Eigentumsrechte an den von Rasperia gehaltenen Strabag-Aktien an die AO Raiffeisenbank übertragen werden. Die RBI erklärt dazu, dass russische Urteile in Österreich keine bindende Wirkung hätten, weshalb die Übertragung der Aktien nicht durchsetzbar sei. Darüber hinaus seien die Strabag-Aktien der Rasperia aufgrund von EU-Sanktionen eingefroren.
pro/hgh
ISIN AT0000606306 AT000000STR1 WEB http://www.rbinternational.com/ http://www.strabag.com
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Raiffeisen Bank Internat. AGSTRABAG SE
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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen