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KTM AG wird fortgeführt, weniger Kündigungen

20.12.2024, 14:08:00

Statt 500 dürften voraussichtlich "nur" 300 gehen müssen - Absichtserklärungen von drei Investoren, darunter Bajaj - Erwarteter Gläubiger-Andrang ausgeblieben

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Ergänzungen nach Tagsatzungen (1.-3. Absatz)
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Das Landesgericht Ried hat
am Freitag die Fortführung der insolventen KTM AG und ihrer Töchter
KTM Components GmbH und KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH
beschlossen. Die Eigenverwaltung im Sanierungsverfahren bleibt
erhalten. Die Zahl der Kündigungen könnte um 200 geringer ausfallen
als befürchtet. Und es gibt offenbar Absichtserklärungen von drei
Investoren. Die Aktien der KTM-Muttergesellschaft Pierer Mobility
haben daraufhin einen Kurssprung von 25 Prozent hingelegt.
Der erwartete Gläubiger-Andrang am Extraeingang des
Landesgerichts Ried zur Berichtstagsatzung war ausgeblieben. Die
Gläubiger waren im Vorfeld gebeten worden, sich vertreten zu lassen.
Auch KTM-Chef Stefan Pierer kam nicht zu dem Termin. Stattdessen
erschien Gottfried Neumeister, Co-CEO von Pierer Mobility. Er zeigte
sich im Anschluss an die Tagsatzungen erleichtert, betonte jedoch:
"Es ist aber erst die erste Etappe in einem 90-tägigen
Sanierungsverfahren." Man habe einen Prozess gestartet, um
strategische oder Finanzinvestoren zu finden. Der Prozess werde von
der Citibank durchgeführt. Im Verfahren haben drei potenzielle
Investoren Absichtserklärungen abgegeben, berichteten
Gläubigerschützer. Neumeister wollte sie nicht nennen, bestätigte
aber, dass auch "unser indischer Partner Bajaj Auto" darunter sei.
Offenbar weniger Kündigungen als erwartet
Die Zahl der Kündigungen wird wohl geringer ausfallen als
befürchtet: "Im Sanierungsplan waren noch 500 Kündigungen
vorgesehen", sagte Insolvenzverwalter Peter Vogl, nun dürften aber
"maximal 200" erforderlich sein. Die Dezemberlöhne sollen die
Mitarbeiter binnen der gesetzlichen Frist - also Ende des Monats
bzw. bis zum 15. Jänner - bekommen, versicherte er. Die vom
Unternehmen zuerst angekündigte Akontozahlung war nicht erfolgt,
"weil die Liquidität nicht so kurzfristig sichergestellt werden
konnte. Das sollte sich nach meiner Einschätzung bis Anfang nächster
Woche geändert haben"
Die Novembergehälter und das Weihnachtsgeld sollen die
KTM-Beschäftigten aus dem Insolvenzentgeltfonds bekommen. Das sei
bereits beantragt und wenn alles gut laufe, können sich die
Betroffenen darauf einstellen, das Geld Ende Jänner zu bekommen,
berichtete Sabine Wenzelhuemer, Insolvenzexpertin der Arbeiterkammer
Oberösterreich, die für den Insolvenzschutzverband für Arbeitnehmer
(ISA) rund 3.500 Personen vertritt.
Schlechte Nachrichten ab dem ersten Halbjahr
Begonnen hatte die Spirale der schlechten Nachrichten bereits im
ersten Halbjahr, als der Mutterkonzern Pierer Mobility 373 Jobs
strich - gut 300 davon am KTM-Standort Mattighofen - und wenig
später noch einmal 120 bei der KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH.
Für die ersten sechs Monate 2024 meldete der börsennotierte
Motorrad- und Fahrradhersteller schließlich einen Umsatzrückgang von
27 Prozent auf 1 Mrd. Euro, bei einem Periodenverlust von 172 Mio.
Euro. Im August wurde der Abbau weiterer 200 Jobs angekündigt. Mitte
November wurde bekannt, dass KTM einen dreistelligen Millionenbetrag
benötige, es folgte die Ankündigung von neuerlich 300 Kündigungen
und eines Produktionsstopps für Jänner und Februar.
Ende November leitete die Pierer Industrie AG ein europäisches
Restrukturierungsverfahren - ein neuartiges Vorinsolvenzverfahren -
ein. Kurz darauf meldeten die KTM AG und ihre beiden Töchter
Insolvenz an. 250 der mehr als 3.600 Mitarbeitenden wurden bereits
gekündigt. Weitere sollen noch folgen - anfangs hieß es 500, nun
könnten es doch nur mehr 300 sein. In der Belegschaft herrscht
Ungewissheit, wen es treffen wird. Nachdem auch eine Tochterfirma
der insolventen KTM Components GmbH, die Vöcklabrucker
Metallgießerei GmbH, einen Konkursantrag gestellt hat, verlieren
dort zusätzlich 134 Menschen ihre Jobs.
Produktion steht still
Der angekündigte Produktionsstopp wurde vorgezogen, die Fertigung
in Mattighofen steht seit Freitag voriger Woche still. Im Jänner und
Februar erfolgt dann die bereits angekündigte Betriebsunterbrechung
- mit Lohn-und Gehaltskürzung - wegen des hohen Lagerbestands. Wie
berichtet stehen bei KTM rund 130.000 Motorräder auf Lager, die
zumindest teilweise nicht der ab kommenden Jahr geltenden Euro5+
Abgasnorm entsprechen sollen. Als Insolvenzursache verwies das
Unternehmen aber unter anderem auf gestiegene Standortkosten und auf
die Rezession.
Laut Gläubigerschutzverbänden hat KTM Schulden in der Höhe von
mindestens 1,8 Mrd. Euro angehäuft, davon soll ein Großteil von rund
1,3 Mrd. Euro Banken betreffen. Gläubiger können noch bis spätestens
16. Jänner ihre Forderungen anmelden. Die Prüfungstagsatzung wurde
für den 24. Jänner, die Abstimmung über den Sanierungsplan für 25.
Februar anberaumt. Den Gläubigern wird im Sanierungsplan eine Quote
von 30 Prozent zahlbar innerhalb von zwei Jahren angeboten.
(Redaktionelle Hinweise: Grafiken zur Entwicklung der
KTM-Kennzahlen (29.11.2024) und zur Firmenstruktur (18.12.2024) sind
im AOM abrufbar)
  ver/ker/stf
 ISIN  AT0000KTMI02
 WEB   www.pierermobility.com


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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen