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KTM AG wird fortgeführt, weniger Kündigungen

20.12.2024, 11:21:00

Statt 500 dürften voraussichtlich nur 300 gehen müssen - Absichtserklärungen von drei Investoren - Berichtstagsatzungen im Landesgericht Ried - Erwarteter Gläubiger-Andrang ausgeblieben

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Details nach Tagsatzung, Statements Kreditschutzverbände, Änderung der Funktionsbezeichnung von Gottfried Neumeister (Co-CEO Pierer Mobility, nicht Pierer Industrie)
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Das Landesgericht Ried hat
am Freitag die Fortführung der insolventen KTM AG beschlossen. Das
wurde nach der Berichtstagsatzung bekannt. Die Eigenverwaltung im
Sanierungsverfahren bleibt erhalten. Und die Zahl der Kündigungen
könnte um 200 geringer ausfallen als befürchtet. Auf dem Programm
stehen auch die Verhandlungen zu den Töchtern KTM Components GmbH
und KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH. Die Entscheidung zur KTM AG
dürfte aber bereits die Richtung vorgeben.
Der erwartete Gläubiger-Andrang am Extraeingang des
Landesgerichts Ried zur Berichtstagsatzung war ausgeblieben. Die
Gläubiger waren im Vorfeld gebeten worden, sich vertreten zu lassen.
Auch KTM-Chef Stefan Pierer kam nicht zu dem Termin. Stattdessen
erschien Gottfried Neumeister, Co-CEO von Pierer Mobility. Auf
Fragen zahlreich wartender Journalisten sagte er nichts und bat "um
Verständnis" dafür. Aber er und Insolvenzverwalter Peter Vogl wollen
sich am Nachmittag, wenn alle drei Tagsatzungen vorbei sind, äußern.
Offenbar weniger Kündigungen als erwartet
Die KTM AG werde fortgeführt, berichtete KSV-Insolvenzexperte
Karl-Heinz Götze. Auch die Eigenverwaltung bleibe. Offenbar ist
ausreichende Liquidität bis zur Prüfungstagsatzung im Unternehmen.
Laut Creditreform haben drei Interessenten Absichtserklärungen
vorgelegt, die ihre Bereitschaft erklärt haben, der KTM Gruppe über
die Konzernmutter Pierer Mobility frisches Kapital zuzuführen.
Dieses Kapital würde zur Erfüllung des Sanierungsplanes der KTM AG
herangezogen werden. Laut Alpenländischem Kreditorenverband (AKV)
und Creditreform soll auch der Personalabbau etwa geringer
ausfallen. Statt 500 dürften nur 300 Kündigungen nötig sein. Auch
sollen die Löhne und Gehälter der Dienstnehmer für Dezember bezahlt
werden können.
Die Novembergehälter und das Weihnachtsgeld sollen die
KTM-Beschäftigten aus dem Insolvenzentgeltfonds bekommen. Das sei
bereits beantragt und wenn alles gut laufe, können sich die
Betroffenen darauf einstellen, das Geld Ende Jänner zu bekommen,
berichtete Sabine Wenzelhuemer, Insolvenzexpertin der Arbeiterkammer
Oberösterreich, die für den Insolvenzschutzverband für Arbeitnehmer
(ISA) rund 3.500 Personen vertritt.
Schlechte Nachrichten ab dem ersten Halbjahr
Begonnen hatte die Spirale der schlechten Nachrichten bereits im
ersten Halbjahr, als der Mutterkonzern Pierer Mobility 373 Jobs
strich - gut 300 davon am KTM-Standort Mattighofen - und wenig
später noch einmal 120 bei der KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH.
Für die ersten sechs Monate 2024 meldete der börsennotierte
Motorrad- und Fahrradhersteller schließlich einen Umsatzrückgang von
27 Prozent auf 1 Mrd. Euro, bei einem Periodenverlust von 172 Mio.
Euro. Die Finanzmarktaufsicht prüft derzeit, ob den Ad-hoc-Pflichten
korrekt nachgekommen wurde. Im August kündigte man an, aufgrund von
Absatzrückgängen weitere 200 Jobs abzubauen. Man habe aber
"frühzeitig tiefgreifende Maßnahmen" gestartet, die im zweiten
Halbjahr zu "einer deutlichen Verbesserung der Ergebnisse führen
werden", war Firmenchef Stefan Pierer damals überzeugt. Dass er am
Freitag nach Ried kommen wird, war nicht zu erwarten.
Es kam jedenfalls anders als damals von Pierer prognostiziert:
Mitte November wurde bekannt, dass KTM einen dreistelligen
Millionenbetrag benötige, es folgte die Ankündigung von neuerlich
300 Kündigungen und eines Produktionsstopps für Jänner und Februar.
Ende November leitete die Pierer Industrie AG ein europäisches
Restrukturierungsverfahren - ein neuartiges Vorinsolvenzverfahren -
ein. Kurz darauf meldeten die KTM AG und ihre beiden Töchter
Insolvenz an. 250 der mehr als 3.600 Mitarbeitenden wurden bereits
gekündigt. Weitere sollen noch folgen - anfangs hieß es 500, nun
könnten es laut AKV doch nur mehr 300 sein. In der Belegschaft
herrscht Ungewissheit, wen es treffen wird. Nachdem auch eine
Tochterfirma der insolventen KTM Components GmbH, die Vöcklabrucker
Metallgießerei GmbH, einen Konkursantrag gestellt hat, verlieren
dort zusätzlich 134 Menschen ihre Jobs.
Produktion steht still
Der angekündigte Produktionsstopp wurde vorgezogen, die Fertigung
in Mattighofen steht seit Freitag voriger Woche still. Im Jänner und
Februar erfolgt dann die bereits angekündigte Betriebsunterbrechung
- mit Lohn-und Gehaltskürzung - wegen des hohen Lagerbestands. Wie
berichtet stehen bei KTM rund 130.000 Motorräder auf Lager, die
zumindest teilweise nicht der ab kommenden Jahr geltenden Euro5+
Abgasnorm entsprechen sollen. Als Insolvenzursache verwies das
Unternehmen aber unter anderem auf gestiegene Standortkosten und auf
die Rezession.
Laut Gläubigerschutzverbänden hat KTM Schulden in der Höhe von
mindestens 1,8 Mrd. Euro angehäuft, davon soll ein Großteil von rund
1,3 Mrd. Euro Banken betreffen. Gläubiger können noch bis spätestens
16. Jänner ihre Forderungen anmelden. Die Prüfungstagsatzung wurde
für den 24. Jänner, die Abstimmung über den Sanierungsplan für 25.
Februar anberaumt. Den Gläubigern wird im Sanierungsplan eine Quote
von 30 Prozent zahlbar innerhalb von zwei Jahren angeboten.
(Redaktionelle Hinweise: Grafiken zur Entwicklung der
KTM-Kennzahlen (29.11.2024) und zur Firmenstruktur (18.12.2024) sind
im AOM abrufbar)
  ver/ker/tpo
 ISIN  AT0000KTMI02
 WEB   www.pierermobility.com


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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen