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OMV kündigt Gazprom-Vertrag - Verlassen uns nicht mehr auf Russland

12.12.2024, 14:27:00

OMV-Chef Stern: "Verlassen uns nicht mehr auf einen einzigen Lieferanten" - E-Control-Vorstand Haber: Ende des Gazprom-Vertrages hat kaum Auswirkungen - Gasflüsse unverändert

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: OMV-Chef Stern (Titel, Untertitel, 1. und 3. Absatz), Hintergrund (letzter Absatz)
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Die OMV hat am Mittwoch mit sofortiger
Wirkung den bis 2040 laufenden Gasliefervertrag mit der russischen
Gazprom gekündigt. "Wir verlassen uns nicht mehr auf einen einzigen
Lieferanten", sagte dazu OMV-Chef Alfred Stern am Donnerstag im ORF.
Die Auswirkungen sind vorerst gering. Weder bei den Gasflüssen noch
bei den Preisen habe man kurzfristig Veränderungen gesehen, sagte
E-Control-Vorstand Alfons Haber am Donnerstag zur APA.
"Wir haben Gaslieferungen wie nach dem 16. November in
Österreich", sagte der Vorstand der Energie-Regulierungsbehörde.
"Wir gehen davon aus, dass die Auswirkungen auf den Markt gering
sind." Ab dem 1. Jänner 2025, wenn der Gastransit-Vertrag zwischen
der Ukraine und der russischen Gazprom ausläuft, werde die Lage neu
zu bewerten sein.
Auch die OMV erwartet nicht, dass durch die Kündigung die
Gaspreise steigen. "Wichtig ist hier festzuhalten, dass die
Vertragsmengen, die wir mit Gazprom hatten, weniger als zwei Prozent
der gesamten Mengen in Europa ausmachen", so Stern im
Ö1-Mittagsjournal. Das Plus an den Großhandelsmärkten seit Oktober
begründete er mit erhöhter Nachfrage aufgrund des Beginns der
Heizsaison.
Am Donnerstag in der Früh floss ungefähr gleich viel russisches
Gas nach Österreich wie in den Tagen und Wochen davor. Auch in Veľké
Kapušany an der slowakisch-ukrainischen Grenze waren die
Liefermengen stabil, wie aus Daten des Verbands Europäischer
Fernleitungsnetzbetreiber (ENTSO-G) hervorgeht.
Energieexperte Boltz: Kündigung dürfte juristisch halten
Der frühere E-Control-Chef Walter Boltz glaubt, dass der Schritt
der OMV juristisch hält. Aufgrund der Tatsache, dass die Gazprom die
Lieferung freiwillig eingestellt habe, stünden die Chancen gut, dass
dieser Vertrag von der OMV tatsächlich außerordentlich gekündigt
werden könne, sagte Boltz in der "ZIB 2" am Mittwochabend.
Die Gazprom könne auch keinerlei höhere Gewalt oder ähnliche
Begründungen angeben, weil sie immer noch Gas nach Österreich
liefere, meint Boltz. "Ich nehme mal an, dass die OMV sich das sehr
gut überlegt hat und der Zeitpunkt so gewählt wurde, dass sie die
besten juristischen Chancen dafür sehen", fügte der Energieexperte
hinzu.
Boltz ist Teil der von der Energieministerin Leonore Gewessler
(Grüne) eingerichteten Kommission, die den umstrittenen Vertrag
zwischen der OMV und Gazprom untersuchen sollte. Trotz der Kündigung
soll wie geplant ein Endbericht vorgelegt werden. In dem
Liefervertrag ist schwedisches Recht vereinbart. In Stockholm lief
auch das Schiedsgerichtsverfahren, das die OMV im November gewonnen
hat. Der Salzburger Zivilrechtsprofessor Andreas Kletecka, ebenfalls
Teil der Kommission, die den Vertrag prüft, sagte bereits vor
einigen Wochen, dass er den Vertrag für auflösbar hält, weil die
Gazprom seit dem Schiedsgerichtsurteil den Vertrag nicht mehr
erfüllt.
Russisches Gas ist zwar auch nach dem 16. November weiter nach
Österreich gekommen - nur nicht unter den Bedingungen des Vertrags
zwischen der OMV und dem russischen Staatskonzern und nicht direkt
an die OMV. Stattdessen wurde es über die Gasbörse verkauft - und
könnte so zumindest teilweise erst recht wieder zur OMV gekommen
sein.
Preise an Gasbörsen stabil
Auch an den Handelsplätzen gab es keine Preisausschläge. An der
wichtigsten Gasbörse Europas, am TTF in den Niederlanden, sank der
Preis für eine Megawattstunde (MWh) Erdgas leicht auf 44,5 Euro, am
niederösterreichischen Gashub in Baumgarten kostete Gas am
Donnerstag 48 Euro pro MWh. Die OMV-Aktie stieg an der Wiener Börse
leicht um 0,32 Prozent.
Österreich hatte jahrzehntelang einen Großteil seines Gasbedarfs
mit russischem Erdgas gedeckt. Seit dem 16. November erhält die OMV
jedoch kein Erdgas mehr von der Gazprom. Nachdem die OMV angekündigt
hatte, einen ihr gerichtlich zugesprochenen Schadenersatzanspruch
von der monatlichen Gasrechnung abzuziehen, stellte der russische
Staatskonzern die Lieferungen im Rahmen des seit 1968 bestehenden
Liefervertrags ein. Seine Funktion als Gasdrehscheibe hat Österreich
schon 2022 nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine
verloren.
pro/ivn/hel/cgh
 ISIN  AT0000743059
 WEB   http://www.omv.com
       http://www.gazprom.com/


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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen