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Gaspreise trotz Gazprom-Lieferstopps an OMV vorerst stabil

16.11.2024, 15:52:00

Ökonom Mayer: Lieferanten haben Preise für Heizsaison abgesichert - Gewessler: Keine Anhaltungspunkte für Preissprünge - E-Control: Russisches Gas fließt weiterhin nach Österreich

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Gewessler zu Liefervertrag bis 2040 (11. Absatz), Titel neu
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Die Folgen des Gas-Lieferstopps an den
Energiekonzern OMV durch die russische Gazprom dürften für die
österreichischen Haushalte in naher Zukunft überschaubar bleiben. An
den Märkten sei die Entwicklung bereits erwartet worden, mit
spürbaren Preissteigerungen sei in der anstehenden Heizsaison daher
nicht zu rechnen, sagte E-Control-Ökonom Johannes Mayer am Samstag
im Gespräch mit der APA. Nach Österreich floss indes weiter Gas aus
Russland - wenn auch nicht an die OMV.
Für Kunden mit variablen Verträgen könnten sich laut Mayer
minimale Steigerungen ergeben. "Wenn man einen solchen Vertrag
abgeschlossen hat, wird man das geringfügig spüren. Die Auswirkung
ist aber enden wollend." Konsumenten mit sogenannten Float-Tarifen
stehe nach aktuellem Stand maximal eine Erhöhung von ein bis zwei
Euro pro Monat ins Haus, schätzt der Experte.
Im Großhandel hatte der Gaspreis am Freitag auf knapp 47 Euro pro
Megawattstunde (MWh) zugelegt. Im Tagesverlauf beruhigte sich der
Preis aber wieder auf das Niveau vor der Ankündigung des
Lieferstopps an die OMV, der seit heute, 6 Uhr, in Kraft ist.
Anhaltspunkte für kräftige Preisausschläge nach oben und damit
höhere Gaskosten für Haushalte und die Industrie sah mit "Stand
heute" auch Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) nicht, wie
sie am Samstag im Ö1-"Mittagsjournal" festhielt. Wichtig sei, dass
die deutsche Gasspeicherumlage wie geplant abgeschafft werde. Dazu
stehe man in laufendem Austausch mit den deutschen Partnern. "Wir
tun alles dafür, dass dieses Ende der Umlage auch tatsächlich
umgesetzt wird."
Längerfristig, also über den Winter 2024/2025 hinaus, sei die
Entwicklung des Preisniveaus aktuell schwer abschätzbar, so Mayer.
"Wir sehen schon, dass die Märkte nervös sind." Aus heutiger Sicht
gehe der Markt allerdings davon aus, dass die Preise auch im vierten
Quartal des kommenden Jahres stabil bleiben. "Das ist für die
Haushalte eine gute Nachricht."
Weniger optimistisch ist der ehemalige OMV-Chef Gerhard Roiss.
Seiner Einschätzung nach könnt es sehr wohl zu Anstiegen kommen. Im
ORF-Radio plädierte er daher am Samstag für Gegenmaßnahmen durch die
Regierung, etwa mittels der Freigabe von Teilmengen aus der
Gasreserve, um das Angebot am Markt zu erhöhen und somit
preisstabilisierend zu wirken. Gewessler äußerte sich dazu
ablehnend. "Da würde ich zur Vorsicht raten, unseren
Sicherheitspolster sollten wir ohne Not nicht aufgeben."
Neben Roiss warnten auch die FPÖ und die NEOS am Samstag vor
möglichen Preiserhöhungen. Die FPÖ nahm das Aussetzen der
Lieferungen an die OMV auch zum Anlass, Kritik an der türkis-grünen
Regierung zu üben, die den Lieferstopp mit ihrer Politik
herbeigeführt habe. Die ÖVP reagierte ihrerseits mit Kritik an der
Energiepolitik der Freiheitlichen, die im Parlament mehrfach gegen
Maßnahmen zur Versorgungssicherheit gestimmt hätten.
Vom Lieferstopp durch Gazprom betroffen ist nur die OMV. Über die
Ukraine fließe weiterhin russisches Gas zum Knotenpunkt Baumgarten
nach Österreich, wenn auch in etwas geringerem Ausmaß, teilte die
Regulierungsbehörde E-Control mit. Wem dieses Gas gehört, wisse man
nicht, "aber es kommt Gas rein", erklärte Mayer. Das hereinkommende
Gas könnte nun direkt an der Börse gehandelt werden, hieß es aus der
E-Control zur APA.
Offen blieb zunächst, ob die OMV in Zukunft russisches Gas über
alternative Quellen beziehen wird, etwa aus der Slowakei oder von
anderen Marktteilnehmern. "Wir haben in den letzten 3 Jahren große
Bemühungen unternommen, unsere Lieferquellen und
Transportkapazitäten mit nicht-russischem Gas zu diversifizieren.
Bei einer Lieferunterbrechung von Gazprom werden wir primär auf
unsere alternativen Lieferquellen zurückgreifen und unsere Kunden
zuverlässig und ohne Unterbrechungen beliefern", hieß es dazu auf
APA-Anfrage.
Hintergrund des Gaslieferstopps an die OMV ist das Urteil eines
Schiedsgerichts, mit dem der OMV 230 Mio. Euro Schadenersatz
zugesprochen wurden. Die OMV kündigte daraufhin an, die Zahlungen an
die Gazprom einzustellen, um sich die zugesprochene Millionensumme
zurückzuholen.
Zum aufrechten Gasliefervertrag mit der Gazprom bis 2040 und der
Frage, ob der Konzern den Vertrag nun möglicherweise beenden will,
äußerte sich die OMV gegenüber der APA nicht näher. "Zu unserer
Rechtsstrategie und laufenden Gerichtsverfahren können wir keine
Stellung nehmen", sagte eine Sprecherin. Gewessler sagte dazu im
Ö1-"Mittagsjournal", dass die Prüfung von Möglichkeiten zu einem
potenziellen Ausstieg aus dem Vertrag Sache der OMV, nicht der
Energieministerin sei.
Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hatte am Freitagabend betont,
dass der Lieferstopp angesichts gefüllter Gasspeicher für Österreich
verkraftbar und die Versorgung längerfristig gesichert sei. Ihm
pflichteten am Samstag sowohl Gewessler als auch Wirtschaftsminister
Martin Kocher (ÖVP) bei. OMV und E-Control waren diesbezüglich
ebenso um Beruhigung bemüht.
tpo/ham
 ISIN  AT0000743059
 WEB   http://www.omv.com
       http://www.gazprom.com/


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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen