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Gazprom-Lieferstopp droht - E-Control erwartet keinen Gasmangel

14.11.2024, 14:02:00

Haber verwies auf volle Gasspeicher - OMV-Chef Stern: Gazprom liefert, OMV aber auf Lieferstopp vorbereitet - Szenario mit zwei kalten Wintern sieht Speicherstand im Mai 2026 bei 50 Prozent

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Zusammenfassung, Energieexperte Boltz (7. Absatz), Prognoserechnung der Energieagentur (letzter Absatz)
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Die Energieregulierungsbehörde E-Control
erwartet keine Gasmangellage in Österreich. Sollte die OMV nach dem
Schiedsgerichtsspruch Zahlungen einbehalten und Gazprom Export die
Lieferungen stoppen, seien die Maßnahmen in Österreich ausreichend,
um die Gasversorgung für die nächsten beiden Winter zu sichern,
sagte E-Control-Vorstand Alfons Haber zur APA. Die Gasspeicher in
Österreich und anderen EU-Ländern seien zu über 90 Prozent gefüllt.
Österreich könne statt Pipeline-Gas via Ukraine mit Flüssigerdgas
aus Deutschland und Italien beliefert werden. Ob und wie stark die
Gaspreise bei einem Lieferstopp steigen könnten, wollte Haber nicht
prognostizieren. Aktuell kostet eine Megawattstunde Erdgas an der
Börse rund 45 Euro. Preise von über 300 Euro wie Mitte 2022 seien
nicht zu erwarten.
Nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine sei die
Gasversorgung diversifiziert und eine strategische Gasreserve
angelegt worden. Die Pipelinekapazitäten aus Deutschland und Italien
reichten aus, um russische Erdgasmengen zu ersetzen.
Die OMV erhält derzeit planmäßig Erdgas von Gazprom, sieht sich
aber für einen Lieferstopp gerüstet. "Die OMV bereitet sich seit
knapp drei Jahren vor", sagte OMV-Chef Alfred Stern am Donnerstag
zur APA.
Am Tag davor waren dem Konzern im Streit mit Gazprom mehr als 230
Mio. Euro Schadensersatz zugesprochen worden. Die OMV will den
Anspruch mit Zahlungsverpflichtungen an den Gaslieferanten
aufrechnen.
Ob und wann Gazprom als Reaktion die Lieferungen einstellen wird,
lässt sich laut Stern schwer vorhersagen. "Ich kann sagen, dass
heute die Gasflüsse aufrecht sind, so wie gestern auch, und es
bisher keine Reaktion gegeben hat." Die OMV bezieht pro Monat etwa 4
bis 5 Terawattstunden (TWh) Gas aus Russland, die nun zugesprochenen
230 Mio. Euro entsprechen in etwa dieser Menge.
Der frühere E-Control-Vorstand Walter Boltz, Berater von
Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne), sagte im
"Ö1-Mittagsjournal": "Wenn die OMV die 230 Millionen von ihren
Zahlungen an die Gazprom abzieht, dann bin ich nahezu sicher, dass
das russische Unternehmen kaum eine andere Wahl hat als die
Lieferungen einzustellen."
Gewessler schrieb Mittwochabend auf X, die Entscheidung sei
"ernst zu nehmen, aber keine unmittelbare Gefährdung für unsere
Versorgungssicherheit". Österreich könne und werde ohne russisches
Gas auskommen. "Trotzdem ist klar, dass eine plötzliche
Lieferunterbrechung auf den Gasmärkten für Anspannung sorgen
könnte". Daher seien alle Gasversorgungsunternehmen aufgerufen, von
russischem Gas unabhängig zu werden.
Das alternative Gas kommt laut OMV-Chef Stern aus Norwegen,
teilweise aus eigener Produktion oder in Form von Flüssigerdgas
(LNG) per Schiff in den LNG-Terminals in der deutschen oder
italienischen Küste an.
Die österreichische Energieagentur hatte mit der E-Control im
Juni 2024 Prognosen für den Wegfall des Gastransits durch die
Ukraine per 1. Jänner 2025 erstellt. Demnach reichten die
derzeitigen Importkapazitäten aus Deutschland und Italien selbst bei
Mitversorgung der östlichen Nachbarländer Slowakei, Ungarn und
Slowenien aus, um durch zwei sehr kalte Winter zu kommen. Der
Speicherstand würde dann bis Mai 2026 auf rund 50 Prozent sinken.
Ein Aus der russischen Gaslieferungen durch die Pipeline, die via
Ukraine und Slowakei am niederösterreichischen Gasknoten Baumgarten
ankommen, steht seit längerem im Raum. Die Ukraine hatte mehrmals
angekündigt, den Gastransitvertrag mit Russland, der am 31. Dezember
2024 endet, nicht verlängern zu wollen. Sie hat sich aber bereit
erklärt, den Transit unter bestimmten Bedingungen und mit
Beteiligung von EU-Unternehmen fortzusetzen.
Obwohl die russischen Gasimporte in die Europäische Union wegen
des Ukraine-Kriegs größtenteils gestoppt sind, sind einige EU-Länder
in Zentraleuropa teilweise noch auf Gas aus Russland angewiesen, das
durch die Ukraine fließt. Österreich bezieht den Großteil seines
Gases über diese Route. Derzeit fließen unter dem Transitvertrag
noch jährlich rund 15 Milliarden Kubikmeter bzw. 150 TWh russisches
Gas nach Europa. 2022 floss in Summe zehn Mal so viel russisches
Erdgas in die EU.
pro/cgh/bel
 ISIN  AT0000743059
 WEB   http://www.omv.com
       http://www.gazprom.com/
       http://www.e-control.at


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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen