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Wienerberger mit massivem Gewinneinbruch

12.11.2024, 11:09:00

Ergebnis nach Steuern sackte in den ersten drei Quartalen 2024 um 85 Prozent auf 46,1 Mio. Euro ab - Umsatz erhöhte sich leicht von 3,3 auf 3,4 Mrd. Euro

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Weitere Details nach der Telefonkonferenz
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Dem börsennotierten Baustoffkonzern Wienerberger
machen das derzeitige Konjunkturumfeld und Wetterextreme zu
schaffen. Der Gewinn nach Steuern sank heuer in den ersten drei
Quartalen im Vergleich zur Vorjahresperiode um 85 Prozent von 312,5
auf 46,1 Mio. Euro, wie der weltgrößte Ziegelhersteller am Dienstag
bekanntgab. Der Umsatz war relativ stabil bei 3,4 Mrd. Euro, nach
3,3 Mrd. Euro vor einem Jahr.
"Die für 2024 erwartete Erholung der Wohnungsneubaumärkte ist
nicht eingetreten", erklärte das Unternehmen. Dies sei in erster
Linie auf langsamere Zinssenkungen und die "begrenzte Wirkung"
staatlicher Gegenmaßnahmen in Ländern wie Österreich, Deutschland,
Belgien, Frankreich und Nordamerika zurückzuführen.
Zusätzlich blieb die Nachfrage unter dem Einfluss von politischer
Unsicherheit - etwa im Vorfeld der US-Wahlen - und Flutkatastrophen
im dritten Quartal den Angaben zufolge "verhalten". Osteuropa und
Großbritannien/Irland wiederum hätten eine positive Nachfrage nach
Wohnraum gezeigt, wodurch Volumenrückgänge in Westeuropa - vor allem
in Frankreich und Deutschland - und den USA "teilweise kompensiert
werden konnten". Die Geschäftsbereiche Infrastruktur und Renovierung
entwickelten sich laut Wienerberger "solide".
Inmitten dieser turbulenten Entwicklungen zog Wienerberger mit
der Übernahme des französischen Dach- und Solaranbieters Terreal
heuer die größte Akquisition der Unternehmensgeschichte durch. "Wir
sind imstande, die größte Akquisition, die Wienerberger je getätigt
hat, zu verdauen", sagte Konzernchef Heimo Scheuch in einer
Telefonkonferenz.
Der Deal ist 600 Mio. Euro schwer. Das zu integrierende
Unternehmen mit rund 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an 28
Standorten soll früheren Angaben zufolge einen zusätzlichen
Jahresumsatz von rund 725 Mio. Euro bringen. "Terreal trägt positiv
zu unseren Umsätzen und Ergebnissen bei", strich Scheuch heute
hervor. Für das kommende Jahr wird hier mit einem Beitrag von "100
Mio. Euro oder etwas mehr" gerechnet. Von März bis September 2024
habe Terreal 56 Mio. Euro zum operativen EBITDA beigetragen.
Die Nettoverschuldung von Wienerberger kletterte heuer in den
ersten drei Quartalen um 55 Prozent von 1,21 auf 1,88 Mrd. Euro. Das
Eigenkapital stieg um nur 6 Prozent auf 2,83 Mrd. Euro. Dadurch
erhöhte sich der Verschuldungsgrad des Unternehmens von 45,7 auf
66,5 Prozent.
Infolge der insgesamt schwachen Nachfrage waren und sind dieses
Jahr viele Werke schlecht ausgelastet beziehungsweise wurden
vorübergehend heruntergefahren. Dadurch verbuchte Wienerberger heuer
in den ersten drei Quartalen - vor allem in den Sommermonaten -
"ziemlich hohe Stillstandskosten" in Höhe von 80 Mio. Euro, wie
Scheuch einräumte. Das zog verschärfte Sparmaßnahmen nach sich.
"Wir intensivierten unsere Kosten- und Effizienzmaßnahmen",
berichtete der CEO. Im Berichtszeitraum habe das Kostenmanagement
Einsparungen im Ausmaß von 51 Mio. Euro gebracht - 22 Mio. Euro
davon alleine im dritten Quartal. Im Gesamtjahr 2024 sollen sie sich
dann auf 60 Mio. Euro summieren. Hinzu kommen rund 40 Mio. Euro an
Einsparungen durch das sogenannte "Self-Help Programm".
Den Ausblick auf das Gesamtjahr 2024 schraubte Wienerberger nun
kräftig zurück. "Die Herausforderungen im Wohnneubau erweisen sich
als hartnäckiger als erwartet", so das Management. Zugleich zeige
sich eine weiterhin robuste Nachfrage in den Bereichen Renovierung
und Infrastruktur.
Das operative EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und
Abschreibungen bereinigt um Auswirkungen von Veräußerungen von nicht
betriebsnotwendigem Vermögen sowie Strukturanpassungen, Anm.) soll
heuer zwischen 750 und 770 Mio. Euro zu liegen kommen. Mitte August
hatte die Konzernführung noch 800 bis 820 Mio. Euro erwartet. 2023
waren 810,8 Mio. Euro erzielt worden. Für 2025 rechnet Scheuch hier
mit "sicher gut über 800 Mio. Euro". Bei dieser Angabe handle es
sich aber noch nicht um eine Guidance, fügte der CEO hinzu.
In den ersten drei Quartalen 2024 verringerte sich das operative
EBITDA gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr von 665,1 auf
601,9 Mio. Euro, die dazugehörige Marge verschlechterte sich von
20,2 auf 17,7 Prozent. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und
Abschreibungen (EBITDA) ging von 655 auf 536,7 Mio. Euro zurück. Vor
Zinsen und Steuern halbierte sich der Gewinn (EBIT) von 443 auf
217,6 Mio. Euro.
Im kommenden Jahr soll sich die Nachfrage jedenfalls erholen.
"Volumen ist der wichtigste Treiber - derzeit laufen unsere Werke
auf Sparflamme", sagte Finanzvorstand Gerhard Hanke in der heutigen
Telefonkonferenz.
"Es war ein herausforderndes Jahr, es war ein Jahr voller
Überraschungen", resümierte Scheuch mit Blick auf das geopolitische
und makroökonomische Umfeld sowie die Überschwemmungen, die den
Wohnungsneubau in den betroffenen Gebieten bis ins Jahr 2025 hinein
monatelang verzögern. Auf komplett durchnässten Böden wird nicht
gebaut. Im kommenden Jahr soll die Neubautätigkeit durch niedrigere
Zinssätze und staatliche Konjunkturprogramme wieder an Dynamik
gewinnen - "angetrieben durch die Ergebnisse der US-Wahlen,
Initiativen der EU-Wohnungskommission und verbesserte
Marktbedingungen in Großbritannien/Irland und Osteuropa".
kre/tpo
 ISIN  AT0000831706
 WEB   http://www.wienerberger.com


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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen