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VW-Abgasskandal - VKI erstreitet 23 Mio. Euro Entschädigung

02.10.2024, 13:58:00

Für 10.000 Kfz-Halter - In Österreich insgesamt 363.400 Fahrzeuge von dem Abgasskandal betroffen -Volkswagen begrüßt außergerichtliche Einigung

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Mehr Details, Aussagen VKI im Ö1-Mittagsjournal (8. und 9. Absatz)
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Für Geschädigte im langjährigen
Volkswagen-Abgasskandal, die sich der Sammelklage des Vereins für
Konsumenteninformation (VKI) angeschlossen haben, gibt es nun eine
Entschädigung. 23 Mio. Euro konnte der Verein erstreiten, teilte der
VKI am Mittwoch mit. Die Sammelklagen liefen bereits seit 2018 und
gehen auf die Vorwürfe gegen VW, manipulierte Motorensoftware bei
Dieselfahrzeugen eingebaut zu haben, aus dem Jahr 2015 zurück.
Volkswagen begrüßte die nun gefundene Lösung.
In einem Beitrag der "ZiB" des ORF-Fernsehens war von 10.000
Betroffenen die Rede. Im Schnitt stehen jedem Betroffenen somit
2.300 Euro zu, der tatsächlich ausgezahlte Betrag richte sich jedoch
nach dem Kaufpreis des Autos, hieß es in dem Beitrag. Nach
jahrelangem Streit wurde nun laut VKI eine außergerichtliche
Einigung erzielt. Um die Abwicklung kümmert sich der Verein selbst,
der die Betroffenen nun über ihr individuelles Ergebnis informiert.
Der Autobauer selbst zeigte sich ob des beendeten Rechtsstreits
erfreut: "Volkswagen begrüßt die mit dem VKI gefundene Lösung". Aus
dem Sozialministerium gab es ebenfalls positive Worte. "Wieder ist
es uns gelungen, die Rechte von Kund:innen gegen einen mächtigen
Konzern durchzusetzen", so Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) in
einer Aussendung.
Der Skandal ist damit aber nur für eine kleine Anzahl von
Betroffenen abgeschlossen. Laut Angaben des ÖAMTC sind von dem
Abgasskandal in Österreich insgesamt 363.400 Fahrzeuge betroffen,
davon 180.500 VW-Pkw, 24.400 VW-Nutzfahrzeuge, 72.500 Audi, 31.700
Seat und 54.300 Skoda.
Offen ist, wie es für weitere 18.000 Betroffene weitergeht, die
sich beim VKI zwar einst als Privatbeteiligte dem Strafverfahren
gegen VW angeschlossen hatten, sich aber nicht der darauffolgenden
Sammelklage des Vereins anschlossen. Der Verbraucherschutzverein
(VSV) bietet dem VKI diesbezüglich an, dass die Ansprüche dieser
Personen "über den deutschen Rechtsanwalt Tittel in Berlin und mit
Unterstützung des VSV und einem Prozessfinanzierer beim Landgericht
Braunschweig noch eingeklagt" werden können, hießt es in einer
Aussendung. Der VKI müsste die Betroffenen über die Option
informieren und Interessenten an den VSV weiterleiten. Auch könnten
sich Interessierte noch der VSV-Sammelaktion anschließen.
Auch Cobin Claims hat diverse Verfahren gegen Volkswagen am
Laufen und verzeichnete laut eigenen Angaben jüngst einen Erfolg
beim Landesgericht (LG) Steyr, das Betroffenen "zehn Prozent
Schadenersatz plus Zinsen seit 2018" zugesprochen habe, so die
Sammelklagsplattform in einer Aussendung. Das Urteil sei noch nicht
rechtskräftig.
Die Entschädigung von durchschnittlich 2.300 Euro ist zudem für
viele wohl nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. In Einzelklagen,
von denen derzeit noch Tausende laufen und einige schon
abgeschlossen wurden, wurde teils deutlich mehr erzielt. Erst im
März 2024 sprach der Oberste Gerichtshof (OGH) einem Besitzer eines
VW Tiguan 13.200 Euro Schadenersatz zu. In Deutschland erzielte eine
Sammelklage des Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) im
Jahr 2020 eine Entschädigung je nach Fahrzeug zwischen 1.350 und
6.257 Euro.
Ein Vergleich der Summen zwischen Deutschland und Österreich sei
aufgrund der unterschiedlichen Rechtsnormen allerdings "mit Vorsicht
zu genießen", sagte Klara Hinger vom VKI im Ö1-Mittagsjournal des
ORF-Radio. Der VKI sei zufrieden mit der erstrittenen Summe. Bis das
Geld bei den Betroffenen ankomme, dürften aber noch ein paar Wochen
vergehen, da vorher noch alle relevanten Daten der Geschädigten
geprüft werden müssten, so Hinger.
Erfreulich sei, "dass alle Kläger zum Zug kommen, auch jene, die
ihre Autos geleast oder es (so wie ich) verkauft haben", schreibt
die Ex-ARBÖ-Chefin und Wirtschaftsjournalistin Lydia Ninz in einem
Blogbeitrag. "Es wird auch kein Unterschied gemacht, wie alt das
Auto ist, welche Marke es hat (VW, Seat, Audi, Skoda) oder wie viel
Kilometer damit gefahren wurden." Einzig der Kaufpreis des Autos
zähle.
Dennoch gab es beispielsweise in den USA sehr viel höhere
Entschädigungen, wo Volkswagen laut einem Bericht der
Aufsichtsbehörde FTC aus dem Jahr 2020 ab 2016 9,5 Mrd. Dollar
Schadenersatz aufgrund des Skandals gezahlt habe. Dagegen erhielten
60.000 Italiener mit bis zu 1.100 Euro pro Betroffenem deutlich
weniger. In der Schweiz gingen viele Betroffene sogar leer aus - im
Vorjahr wurde eine Sammelklage gegen VW, der sich rund 2.000
Personen angeschlossen haben, fallengelassen.
Weltweit waren laut Angaben von VW 11 Millionen Fahrzeuge von dem
Dieselskandal betroffen. Im September 2015 hatte der Autobauer die
Manipulation zugegeben. Eine Software hatte dafür gesorgt, dass
Grenzwerte für gesundheitsschädliches Stickoxid nur auf dem
Prüfstand eingehalten werden. Im normalen Straßenverkehr liegen sie
um ein Vielfaches höher.
bel/stf
 ISIN  DE0007664039
 WEB   http://www.volkswagenag.com


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