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voestalpine erlitt massiven Gewinneinbruch

07.08.2024, 13:48:00

Quartalsergebnis sank um 30 Prozent auf 150 Mio. Euro - Abwertung der deutschen Buderus Edelstahl um 28 Mio. Euro und schwaches Autogeschäft drückten auf den Ertrag - Grüne Anleihe geplant

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Weitere Details und Zitate nach der Pressekonferenz
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Der Linzer Stahlkonzern voestalpine hat im
ersten Geschäftsquartal 2024/25 einen massiven Gewinnrückgang
erlitten. Das Ergebnis nach Steuern brach im Jahresabstand um fast
30 Prozent auf 150 Mio. Euro ein, wie das Unternehmen am Mittwoch
bekanntgab. Der Umsatz ging von 4,4 Mrd. auf 4,1 Mrd. Euro zurück.
Das gebremste Autogeschäft in Deutschland und eine weitere Abwertung
der deutschen Buderus Edelstahl drückten auf die Zahlen. Der
Personalstand ist in Summe stabil.
Das Quartalsergebnis sei "in dem schwierigen Umfeld, in dem wir
uns bewegen, doch ein solides", meinte Konzernchef Herbert
Eibensteiner in der heutigen Pressekonferenz nach Vorlage der
Zahlen.
Zwei Drittel der rückläufigen Umsatzerlöse sind laut
Finanzvorstand Gerald Mayer auf niedrigere Preise zurückzuführen,
ein Drittel auf geringere Mengen.
"Der Verkaufsprozess von Buderus Edelstahl ist in Umsetzung und
es hat dieses Quartal eine Bewertungsanpassung in Höhe von 28 Mio.
Euro noch einmal gegeben", berichtete Eibensteiner. Die Abwertungen
hätten den Konzernangaben zufolge "aufgrund inzwischen vorliegender
bindender Angebote" vorgenommen werden müssen - nach bereits
erfolgten außerplanmäßigen Abschreibungen in der High Performance
Metals Division in Höhe von 181 Mio. Euro.
Das wirkte sich auch spürbar auf den Gewinn vor Zinsen, Steuern
und Abschreibungen (EBITDA) aus, der heuer zwischen April und Juni
um 16,5 Prozent von 499 auf 417 Mio. Euro zurückging.
Buderus Edelstahl mit Sitz im deutschen Wetzlar beschäftige
derzeit 1.125 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dort kommt es seit
Längerem zu massiven Einsparungen.
Beim Ausblick auf das gesamte Fiskaljahr 2024/25 (per Ende März
2025) ruderte das Management zurück - der lahmende Automarkt in
Deutschland sowie die schwache Nachfrage nach Automobilkomponenten
und Werkzeugstahl machen dem Unternehmen zu schaffen.
Der operative Gewinn (EBITDA) soll sich im Gesamtjahr "am unteren
Ende der kommunizierten Bandbreite von 1,7 bis 1,8 Mrd. Euro"
bewegen. "Also rund 1,7 Mrd. Euro als Ausblick", so Eibensteiner.
"Wir reorganisieren das Automobilkomponentengeschäft", sagte er in
einem Atemzug. 2023/24 sank das EBITDA von 2,54 Mrd. auf 1,67 Mrd.
Euro.
Wirklich schlecht läuft der Automobilbereich in Deutschland. "Wir
haben dort eine Unterauslastung in unserer Komponentenfertigung",
räumte der CEO ein. "Wir haben dort schon unseren Mitarbeiterstand
um 10 Prozent reduziert." Und es sollen "eventuell auch weitere
Anpassungen beim Personal", also Stellenstreichungen, folgen.
Unter dem Strich blieb der Personalstand der voestalpine im
ersten Geschäftsquartal 2024/25 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum
nahezu unverändert, mit einem leichten Anstieg von weltweit 51.200
Beschäftigten auf 51.400 Vollzeitäquivalente (plus 0,4 Prozent).
Stabil ist auch die Entwicklung in Österreich. "Wir sehen, dass
wir in Summe an den österreichischen Standorten eine relativ
konstante Mitarbeiterentwicklung haben - wir haben zum Teil
Wachstum, wir haben aber auch Anpassungen", so Eibensteiner. "In
Summe wird die Zahl etwa konstant bleiben können im Laufe des
Jahres", rechnete der Konzernchef mit einer hierzulande weiterhin
stabilen Personalstruktur. "Wir passen uns da und dort natürlich an
die unterschiedlichen Auslastungen an." Zuerst trifft das immer das
Leiharbeitspersonal.
Die Verschuldung des Konzerns stieg per Ende Juni gegenüber dem
Bilanzstichtag (31. März 2024) um 6,3 Prozent auf 1,8 Mrd. Euro, das
Eigenkapital um 0,8 Prozent auf 7,6 Mrd. Euro.
Im Herbst möchte die Voest - bei geeignetem Marktumfeld - eine
grüne Anleihe begeben. Weder Zeitpunkt noch Volumen sind derzeit
bekannt. Der Konzern habe ein 'Green Financial Framework'
veröffentlicht, "um künftig auch grüne Finanzierungen für die
voestalpine zu eröffnen", sagte Eibensteiner. "Green Finance soll
uns bei der Finanzierung unseres Transformationsprozesses greentec
steel unterstützen - wir haben heuer eine Milliarde an rückführenden
laufenden Finanzierungen", ergänzte Finanzvorstand Mayer.
"Wir sind mit greentec steel, also den Investitionen in unsere
Elektroöfen, im Zeit- und Budgetplan", betonte Eibensteiner mit
Blick auf die Bauprojekte in Linz und in Donawitz, wo bis 2027 je
ein Elektrolichtbogenofen stehen soll. "Wir haben bisher
Investitionen in Höhe von 273 Mio. Euro getätigt - auch die
Stromversorgung für den Linzer Standort ist auf Plan", hielt der
Konzernchef fest.
Die voestalpine verfolgt einen Stufenplan in Richtung grüne
Stahlproduktion. 2029 will der Konzern rund 30 Prozent seiner
CO2-Reduktion erreichen. "Dann, nach 2030, kommen unsere nächsten
Investitionen bis 2035." Zwischen 2030 und 2035 will die Voest mit
ihrem Kohlendioxidausstoß um 50 Prozent herunterkommen, bis 2050 auf
"netto null".
Vorerst nicht viel Neues gibt es zum seit wenigen Wochen
bekannten Bilanzskandal: Die Aufarbeitung der "bewusst
ergebnisverbessernden Fehlbuchungen" in Höhe von insgesamt rund 100
Mio. Euro über insgesamt zwölf Jahre (ab 2012/13) bei einer
deutschen Gesellschaft der Metal Forming Division seien derzeit noch
im Laufen. Es handle sich um einen Einzelfall und es sei zu keinem
direkten Mittelabfluss gekommen.
"Wir haben diese Causa selbst entdeckt, im Rahmen konzerninterner
Controllingaktivitäten", betonte Eibensteiner. Beim Schaden durch zu
viel bezahlte Steuern und Beraterkosten handle es sich um eine Summe
"im mittleren einstelligen Millionenbereich". "Das wären die
Steuern, die wir uns nicht mehr zurückholen können", erklärte er.
Sehr wohl Hoffnung macht sich die Voest aber auf eine
Steuerrückzahlung von 14 Mio. Euro. "Bei diesen 14 Mio. Euro sind
wir uns relativ sicher, dass wir die bekommen", so Mayer. Die
bilanziellen Folgen wurden laut Unternehmensangaben rückwirkend
korrigiert und vollständig im Jahresabschluss 2023/24
berücksichtigt.
kre/cgh/pro
 ISIN  AT0000937503
 WEB   http://www.voestalpine.com


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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen