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OMV-Chef Stern: Sind von Gazprom nicht mehr abhängig

31.07.2024, 11:49:00

Rechtsstreit mit Gazprom geht weiter - Quartalsergebnis im Chemiebereich deutlich verbessert, Rückgang im Energiebereich - Hälfte des Halbjahresgewinns kommt aus dem Tankstellengeschäft

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Nach Telefonat mit OMV-Chef Stern zur Gänze neu geschrieben.
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Um aus dem Gas-Liefervertrag mit Russland aussteigen
zu können, will die OMV auf der genauen Einhaltung des Vertrages
durch den russischen Gazprom-Konzern bestehen. "Lieferort ist die
slowakisch-österreichische Grenze", erklärte OMV-Chef Stern. Wenn
die Ukraine den Gas-Transitvertrag mit Russland nicht verlängert,
kann Gazprom den Vertrag ab Jahresende nicht einhalten. Die OMV sei
auf das russische Gas nicht mehr angewiesen, sagte Stern am Mittwoch
zur APA.
"Wir haben jetzt über zwei Jahre daran gearbeitet, unsere Quellen
für Gas und die Transportwege so zu diversifizieren, dass wir nicht
länger abhängig sind von diesen Lieferungen durch Gazprom", sagte
Stern. "Wir können alle unsere Vertragskunden beliefern, auch wenn
das russische Gas nicht kommt. Wir haben von der OMV-Seite damit
diese Abhängigkeit nicht mehr." Im übrigen will die OMV das
russische Gas gar nicht. "Wir haben als OMV die Abnahmemengen von
Gazprom gegenüber vor dem Ukraine-Krieg signifikant reduziert."
Zwischen der OMV und Gazprom wird jetzt vor allem über die
Anwälte kommuniziert, es laufen mehrere Verfahren vor
Schiedsgerichten. "Wir haben seit Anfang 2023, seit über eineinhalb
Jahren, eine dezidierte Rechtsstrategie, die dazu dient, die Rechte
der OMV zu wahren", so Stern. In der zweiten Jahreshälfte werde man
vermutlich mehr dazu sagen können. "Man wird sicher nicht alle
Schiedsurteile durchsetzen können, aber es wird durchaus die
Möglichkeit geben, verschiedene Teile davon umzusetzen", meint der
OMV-Chef. "Wichtig ist, dass man sich zumindest die Rechtstitel
sichert und dass man nicht im rechtsfreien Raum Entscheidungen
trifft." Die OMV verhalte sich immer rechtskonform und halte die
Sanktionsbestimmungen ein - Pipeline-Gas sei nach wie vor nicht von
Sanktionen umfasst.
Mit den heute präsentierten Ergebniszahlen für das zweite Quartal
zeigte sich der OMV-Chef zufrieden. "Wir haben ein Clean CCS
Operating Result (bereinigtes Betriebsergebnis, korrigiert um
Bewertungseffekte, Anm.) von 1,2 Mrd. Euro erzielt, das liegt 4
Prozent über dem gleichen Quartal des Vorjahres." Der operative
Cashflow von 1,2 Mrd. Euro liege um ungefähr 950 Millionen über dem
gleichen Quartal des letzten Jahres. Der Gewinn je Aktie nach CCS
betrage 1,51 Euro und liege damit um 5 Prozent über dem
Vorjahresquartal.
Im zweiten Quartal hat die OMV eine reguläre Dividende und eine
Sonderdividende ausgeschüttet. Mit über 12 Prozent Dividendenrendite
"heben wir uns auch im Markt ab", sagte Stern.
Insbesondere das Chemiegeschäft sei wesentlich besser gelaufen
als im gleichen Quartal des letzten Jahres. Der Betriebsgewinn habe
sich im Chemiebereich um über 100 Mio. Euro verbessert. Einerseits
habe man um über 10 Prozent mehr verkauft, aber auch die höheren
Referenzmargen hätten geholfen. Auch die Joint Ventures,
insbesondere Borouge, hätten höhere Gewinnbeiträge geliefert.
Die OMV hat im zweiten Quartal einen den Aktionären
zuzurechnenden Periodenüberschuss von 378 Mio. Euro erzielt, nach
380 Mio. Euro im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Im Halbjahr legte
er um 10 Prozent auf 846 Mio. Euro zu. Das CCS Operative Ergebnis
vor Sondereffekten (bereinigt um Lagerhaltungseffekte) stieg um 4
Prozent auf 1,23 Mrd. Euro. Der Konzernumsatz sank im zweiten
Quartal vor allem wegen gesunkener Erdgaspreise um 4 Prozent auf 8,6
Mrd. Euro, zum Halbjahr betrug der Rückgang 16 Prozent auf 16,8 Mrd.
Euro.
Die Kapazitätsauslastung der Raffinerien sei gestiegen. Im
letzten Jahr habe es im gleichen Quartal einen Turnaround (geplante
wartungsbedingte Produktionsunterbrechung, Anm.) bei der rumänischen
Raffinerie Petrobrazi gegeben. "Ungefähr die Hälfte unseres
Resultates im ersten Halbjahr kommt aus dem Retail-Geschäft, die
Tankstellen haben sehr gut performt, sowohl im Fuel-, als auch im
Non-Fuel-Bereich."
Das Ergebnis im Energiebereich sei schlechter ausgefallen,
besonders wegen regulatorischer Änderungen in Rumänien. Im zweiten
Quartal habe man Übergewinnsteuern bezahlen müssen, außerdem habe es
in Rumänien regulierte Gaspreise gegeben. Dieser Preisdeckel sei im
April aufgehoben worden, aber der Marktpreis liege jetzt ohnehin
unter diesem Deckel. Darüber hinaus sei es in Rumänien nicht
möglich, die CO2-Preise weiterzugeben.
Für das Gesamtjahr rechnet die OMV mit einem durchschnittlich
realisierten Erdgaspreis von rund 25 Euro je Megawattstunde (MWh)
und einem durchschnittlichen Brent-Preis von 85 Dollar pro Fass.
Nach wie vor gibt es keine neuen Nachrichten zu den Verhandlungen
über ein Joint Venture der OMV-Chemietochter Borealis mit Borouge in
Abu Dhabi. Dass der Borouge-Eigentümer und OMV-Großaktionär ADNOC
(Abu Dhabi National Oil Company) parallel auch
Übernahmeverhandlungen mit dem deutschen Kunststoffkonzern Covestro
führt, beunruhigt Stern nicht. Covestro mache etwas komplett
Anderes: "Die machen keine Polyolefine, die machen Polyurethane,
Polycarbonat, anderes Kunststoffe. Das hat mit dem nichts zu tun,
was die Borealis macht." Man stehe nicht im Wettbewerb, auf den
Anlagen der Borealis und der Covestro könnte man auch nicht die
gleichen Produkte machen.
Ein neues Geschäftsmodell der OMV ist die Speicherung von CO2 -
im Juni hat die OMV Norge in einem Dreier-Konsortium mit Vår Energi
(40 Prozent) und Lime Petroleum (30 Prozent) vom norwegischen
Energieministerium eine zweite CO2-Speicherlizenz erhalten. In einem
älteren Projekt in Norwegen werde man in den nächsten Monaten mit
Explorationsaktivitäten beginnen. Das erste Projekt soll ungefähr
2029 in Betrieb gehen, das neue Projekt knapp nach 2030.
Beim Gasprojekt Neptun Deep im rumänischen Schwarzen Meer sei man
mitten in der Umsetzung, berichtete Stern. "Wir haben mittlerweile
90 Prozent der Umsetzungsverträge vergeben." Man gehe nach wie vor
davon aus, 2025 mit den Bohrungen zu beginnen und Anfang 2027 in
Betrieb zu gehen. "Das ist Europas größtes Offshore-Projekt und wird
Rumänien zum größten Gasproduzenten in der EU machen und zur
Energieunabhängigkeit der EU beitragen." Die Produktion dort werde
sehr geringe CO2-Emissionen haben und viel umweltverträglicher als
LNG sein. Im Juni hat die OMV auch von Total Energies alle Anteile
am Öl- und Gasfeld Khan Asparuh im bulgarischen Schwarzen Meer
übernommen. "Wir werden uns dort, so wie es in der Öl- und
Gasindustrie üblich ist, einen starken Partner suchen."
(Redaktionelle Hinweise: Nummer 1038-24, 88 x 112 mm)
  ivn/kre/bel
 ISIN  AT0000743059
 WEB   http://www.omv.com


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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen