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Untreue-Prozess um Ex-Strabag-Mitarbeiter in Wiener Neustadt

27.06.2024, 17:20:00

Gruppenleiter soll Scheinrechnungen von zwei Subunternehmen im Wert von über 1 Mio. Euro genehmigt haben - Auch Geschenkannahme als Vorwurf - Fortsetzung im August

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Tageszusammenfassung mit weiteren Einvernahmen
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Drei Ex-Mitarbeiter der Strabag
haben sich am Donnerstag in Wiener Neustadt vor Gericht verantworten
müssen. Einem ehemaligen Gruppenleiter wird Untreue angelastet, er
soll zahlreiche Scheinrechnungen von zwei Subunternehmen im Wert von
mehr als 1 Mio. Euro genehmigt und so die Baufirma geschädigt haben.
Auch Geschenkannahme soll eine Rolle gespielt haben. Die insgesamt
fünf Angeklagten bekannten sich großteils nicht schuldig.
Fortgesetzt wird das Verfahren am 23. August.
Konkret geht es im Schöffenverfahren neben Untreue auch um
Geschenkannahme und Bestechung von Bediensteten oder Beauftragten.
Als Tatzeitraum gilt März 2018 bis Juli 2021. Beim Erstangeklagten
handelt es sich um einen einschlägig vorbestraften Türken, die vier
weiteren Beschuldigten sind österreichische Staatsbürger.
Von den möglichen Scheinrechnungen umfasst waren großteils
Eisenbiegeraufträge. Der zweitangeklagte ehemalige Gruppenleiter an
einem Strabag-Standort soll die Dokumente laut Staatsanwaltschaft im
internen Verwaltungsprogramm ohne wirtschaftliche Rechtfertigung
freigegeben haben. Die beiden Subunternehmer - Erst- und
Fünftangeklagter - haben die entsprechenden Leistungen demnach aber
nie erbracht. Im Gegenzug sollen eine Uhr, Bargeld, Handys und eine
Kaffeemaschine in einem Gesamtwert von etwa 13.000 bis 15.000 Euro
an den 46-jährigen Zweitangeklagten gegangen sein.
Eine 56-Jährige soll als damalige Angestellte der Strabag die
kaufmännische Freigabe für die Scheinrechnungen erteilt haben. "Es
war ein Vier-Augen-Prinzip", skizzierte der Staatsanwalt in seinem
Eröffnungsvortrag. Die Frau sei "laut der Verdachtslage eingeweiht"
gewesen. Auch ein vorgesehener Sicherheitseinbehalt von zehn Prozent
sei nicht erfolgt. Die 56-Jährige selbst bestritt die Vorwürfe.
Seitens der Strabag involviert gewesen sein soll auch noch der
Drittangeklagte, der ein Handy und Bargeld angenommen haben dürfte.
Der ebenfalls nicht mehr im Bauunternehmen beschäftigte Mann zeigte
sich tatsachengeständig, die Übergabe sei rund um die Weihnachtszeit
über die Bühne gegangen. Aufträge habe er jedoch generell keine
vergeben können.
Vom 51-jährigen Erstangeklagten und dem 46 Jahre alten
Fünftangeklagten wurden die Scheingeschäfte bestritten. Es habe
jeweils eine Gegenleistung gegeben, lautete der Tenor der
Subunternehmer-Vertreter, der Strabag sei auch kein Schaden
entstanden.
Auch der zweitangeklagte ehemalige Gruppenleiter war sich keiner
Schuld bewusst. Die Abrechnung habe stets den Vorgaben seiner
Vorgesetzten entsprochen, diesen habe er auch die Bauvorhaben
"monatlich zur Freigabe geschickt". Generell seien angefallene
Rechnungen auch immer wieder quasi auf andere Baustellen geschrieben
worden. Eine Uhr und einen Laptop habe er vom Erstangeklagten als
Geschenke erhalten - zur Hochzeit und für seinen Sohn - "die anderen
Sachen wurden von mir bezahlt", gab der Beschuldigte zu Protokoll.
Ins Rollen gebracht wurde die Causa von einem langjährigen
Strabag-Mitarbeiter. Der Zeuge hatte eigenen Angaben zufolge beim
Prüfen von an ihn übergebenen Rechnungen einen Unterschied gegenüber
dem operativen Abrechnungssystem bemerkt. Die Unterlagen seien dann
einem Vorgesetzten überreicht und von der Revision geprüft worden,
die "diese Ungereimtheiten bestätigt" habe.
Es seien auf Baustellen "mehr Tonnagen an Eisen verlegt worden,
als wir eigentlich geliefert haben", hielt ein weiterer
Strabag-Mitarbeiter im Zeugenstand fest. Geortet wurden zudem
Diskrepanzen hinsichtlich von Regiestunden.
ce/kil/bel/pro/kre
 ISIN  AT000000STR1
 WEB   http://www.strabag.com


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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen