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Untreue-Prozess um Ex-Strabag-Mitarbeiter in Wiener Neustadt

27.06.2024, 13:44:00

Gruppenleiter soll Scheinrechnungen von zwei Subunternehmen im Wert von über einer Mio. Euro genehmigt haben - Auch Geschenkannahme als Vorwurf - Fünf Angeklagte großteils nicht geständig

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Weitere Einvernahmen (Absätze vier bis sechs)
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Am Landesgericht Wiener Neustadt ist
am Donnerstag ein Untreue-Prozess gegen Ex-Mitarbeiter der Strabag
gestartet. Einem ehemaligen Gruppenleiter wird angelastet,
zahlreiche Scheinrechnungen von zwei Subunternehmen im Wert von mehr
als einer Mio. Euro genehmigt und damit die Baufirma geschädigt zu
haben. Auch Geschenkannahme soll eine Rolle gespielt haben, so der
Vorwurf. Die fünf Angeklagten bekannten sich großteils nicht
schuldig.
Konkret geht es im Schöffenverfahren neben Untreue auch um
Geschenkannahme und Bestechung von Bediensteten oder Beauftragten.
Als Tatzeitraum gilt März 2018 bis Juli 2021. Beim Erstangeklagten
handelt es sich um einen einschlägig vorbestraften Türken, die vier
weiteren Beschuldigten sind österreichische Staatsbürger.
Von den Scheinrechnungen umfasst waren großteils
Eisenbiegeraufträge. Der zweitangeklagte ehemalige Gruppenleiter an
einem Strabag-Standort soll die Dokumente laut Staatsanwaltschaft im
internen Verwaltungsprogramm ohne wirtschaftliche Rechtfertigung
freigegeben haben. Die beiden Subunternehmer - Erst- und
Fünfangeklagter - haben die entsprechenden Leistungen demnach aber
nie erbracht. Im Gegenzug sollen eine Uhr, Bargeld, Handys und eine
Kaffeemaschine in einem Gesamtwert von etwa 13.000 bis 15.000 Euro
an den 46-jährigen Zweitangeklagten gegangen sein.
Eine 56-Jährige soll als Angestellte der Strabag die
kaufmännische Freigabe für die Scheinrechnungen erteilt haben. "Es
war ein Vier-Augen-Prinzip", skizzierte der Staatsanwalt in seinem
Eröffnungsvortrag. Die Frau sei "laut der Verdachtslage eingeweiht"
gewesen. Auch ein vorgesehener Sicherheitseinbehalt von zehn Prozent
sei nicht erfolgt. Die 56-Jährige selbst bestritt die Vorwürfe.
Seitens der Strabag involviert gewesen sein soll auch noch der
Drittangeklagte, der ein Handy und Bargeld angenommen haben dürfte.
Der Mann zeigte sich tatsachengeständig, die Übergabe sei rund um
die Weihnachtszeit über die Bühne gegangen. Aufträge habe er jedoch
generell keine vergeben können.
Vom 51-jährigen Erstangeklagten und dem 46 Jahre alten
Fünfangeklagten wurden die Scheingeschäfte bestritten. Es habe
jeweils eine Gegenleistung gegeben, lautete der Tenor der
Subunternehmer, der Strabag sei auch kein Schaden entstanden. "Ich
habe für die Strabag sicher schon 700 bis 1.000 Baustellen gemacht",
verwies der Erstangeklagte auf eine jahrelange Geschäftsbeziehung.
Auch der zweitangeklagte ehemalige Strabag-Gruppenleiter war sich
keiner Schuld bewusst. Die Abrechnung habe stets den Vorgaben seiner
Vorgesetzten entsprochen, diesen habe er auch die Bauvorhaben
"monatlich zur Freigabe geschickt". Er sei, obwohl langjähriger
Mitarbeiter, "von einem Tag auf den anderen der Sündenbock" gewesen.
Eine Uhr und einen Laptop habe er vom Erstangeklagten als Geschenke
erhalten - zur Hochzeit und für seinen Sohn - "die andren Sachen
wurden von mir bezahlt", gab der Beschuldigte zu Protokoll.
ce/kil/bel/pro
 ISIN  AT000000STR1
 WEB   http://www.strabag.com


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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen