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Nach Gewinnanstieg sieht Agrana-Chef heuer "einige Wolken"

14.05.2024, 13:22:00

Agrana-CEO: Leopoldsdorf-Zuckerfabrik "steht nicht zur Disposition" - "Keine vertretbare wirtschaftliche Möglichkeit" für Russland-Rückzug - 2024/25 "deutlich geringeres" Betriebsergebnis

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Teilweise Neufassung nach Pressekonferenz
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Der Gewinn des Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzerns
Agrana ist im Geschäftsjahr 2023/24 trotz eines volatilen Umfelds
deutlich gestiegen. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet das
Unternehmen aufgrund eines schwächelnden Zuckergeschäfts mit einem
"deutlichen Rückgang" beim Betriebsergebnis. "Es gibt wieder ein
paar Wolken. Mit denen müssen wir uns auseinandersetzen", sagte der
seit Anfang Jänner amtierende Agrana-Chef Stephan Büttner am
Dienstag bei der Bilanzkonferenz.
Die börsennotierte Agrana ist bei Endkunden in Österreich vor
allem mit seiner Marke "Wiener Zucker" bekannt. Der Konzern
beschäftigt rund 9.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an weltweit
55 Produktionsstandorten. Der heimische Konzern verarbeitet
Zuckerrüben zu Zucker, Mais zu Stärkeprodukten und Ethanol sowie
Obst und Beeren zu Fruchtzubereitungen, Fruchtaromen und
Saftkonzentrat. Das Unternehmen kämpft seit dem vierten Quartal
2023/24 mit "einem zunehmend herausfordernden Geschäftsumfeld", der
Ergebnisrückgang soll sich nun im ersten Quartal 2024/25 zeigen.
Beim Konzernumsatz rechnet die Agrana für das Gesamtjahr mit "einem
leichten Rückgang".
Das Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT) kletterte im
Geschäftsjahr 2023/24 (bis Ende Februar) im Vergleich zum Jahr davor
um 71,1 Prozent auf 151 Mio. Euro, der Konzerngewinn schnellte um
181 Prozent auf 69,4 Mio. Euro hoch. Der Umsatz stieg um 4,1 Prozent
auf 3,79 Mrd. Euro. Man habe sich im abgelaufenen Geschäftsjahr "auf
die Marktdynamiken bei Rohstoff-, und Energiepreisen und
Absatzmengen gut eingestellt", kommentierte Agrana-Chef Büttner die
aktuellen Geschäftszahlen. Im Geschäftsbereich Frucht stieg das EBIT
aufgrund des Wegfalls einer vorjährigen Goodwillabschreibung und
einer besseren operativen Geschäftsentwicklung auf 60,2 Mio. Euro
(Vorjahr: -38,5 Mio. Euro). "Wermutstropfen" im Segmentergebnis
Frucht sei "eine notwendige Sonderabschreibung aufgrund der
weiterhin angespannten Geschäftsentwicklung in Asien" gewesen, so
der Agrana-Chef.
Das Betriebsergebnis im Geschäftsbereich Stärke sank von 80,2
Mio. Euro im Geschäftsjahr 2022/23 auf 50,4 Mio. Euro. Der Rückgang
sei auf ein konjunkturbedingt geringeres Absatzvolumen und niedrige
Verkaufspreise zurückzuführen, erklärte Büttner. Im Bereich Zucker
erreichte die Agrana eine bessere Kapazitätsauslastung und eine
höhere Zuckerproduktionsmenge als im Vorjahr. "Trotz Absatzrückgang
aufgrund gestiegener Importmengen aus der Ukraine verlief das
Geschäft zufriedenstellend", sagte der Agrana-Vorstandsvorsitzende.
Die ab Juni wieder geltende Importbeschränkung für Zucker aus der
Ukraine sei eine "halbwegs vertretbare Lösung".
Der russische Überfall auf die Ukraine seit Februar 2022 betrifft
den Lebensmittelkonzern doppelt. Die Agrana betreibt in der Ukraine
in Vinnitsa - rund 300 Kilometer südwestlich von Kiew ein
Fruchtzubereitungs- und ein Fruchtsaftkonzentratwerk sowie in
Russland in Serpuchov - rund 100 Kilometer südlich von Moskau - ein
Fruchtzubereitungswerk. Das Werk in der Ukraine sei zu 70 Prozent
ausgelastet und die Arbeit der dortigen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter sei angesichts der Umstände "beeindruckend", so der
Agrana-Chef. Vom Fruchtzubereitungswerk in Russland will sich der
heimische Konzern vorerst aber nicht trennen. "Wir finden keine
vertretbare wirtschaftliche Möglichkeit uns aus dem Markt
zurückzuziehen", betonte Büttner. Das Werk stelle
Grundnahrungsmittel her und beliefere den russischen Markt. "Das
Unternehmen agiert weitestgehend autonom. Wir nehmen keinen Einfluss
auf die Geschäftstätigkeit des Unternehmens."
Die von Raiffeisen-Holding NÖ-Wien, Rübenproduzenten und dem
deutschen Zuckerkonzern Südzucker kontrollierte Agrana will die
Dividende unverändert belassen. Der Vorstand wird der
Hauptversammlung heuer die Ausschüttung einer Dividende von 0,90
Euro je Aktie vorschlagen. Für 2022/23 belief sich die Dividende
ebenfalls auf 0,90 Euro je Aktie.
Im Jahr 2020 wackelte die Fortführung der zweiten
Agrana-Zuckerfabrik in Österreich wegen zu geringer
Zuckerrübenmengen. Im Herbst 2020 verkündeten der Agrarkonzern, das
Landwirtschaftsministerium und die Rübenbauern einen "Zuckerpakt",
um die Agrana-Zuckerfabrik in Leopoldsdorf (NÖ) abzusichern. Um die
Fabriken in Tulln und Leopoldsdorf gut auszulasten, benötigt das
Unternehmen nach eigenen Angaben die Zuckerrüben-Anbaumenge von
38.000 Hektar. Die Agrana hat mit heimischen Bauern heuer den
Zuckerrüben-Anbau auf einer Fläche von 44.200 Hektar vereinbart, ein
Plus von 8.000 Hektar gegenüber dem Vorjahr. "Leopoldsdorf steht
nicht zur Disposition", sagte Büttner auch in Richtung der derzeit
in Ausarbeitung befindlichen neuen Konzernstrategie. "Zucker ist
Bestandteil der DNA von Agrana." Das Agrana-Management will die
Portfolio- und Managementstrategie schärfen, Synergien zwischen den
Geschäftsbereichen stärker nutzen, die Basisprofitabilität erhöhen
und die Ergebnisvolatilität reduzieren. Details zur geplanten, neuen
Konzernstrategie wollte Büttner noch nicht bekanntgeben.
Das Auslaufen des ukrainischen Transitliefervertrags für
russisches Gazprom-Gas Ende 2024 sieht der Agrarkonzern relativ
gelassen. Man habe eine über mehrere Jahre laufende
Gas-Deckungsstrategie für die eigenen Fabriken, sagte
Agrana-Vorstandsmitglied Norbert Harringer. Im Jahr 2022 hat das
heimische Unternehmen wegen der damals stark gestiegenen Gaspreise
und eines theoretisch möglichen russischen Gaslieferstopps die
eigenen Zucker- und Stärkefabriken in Österreich und ein Zuckerwerk
in der Slowakei mit Heizöl-Brennern zur Dampferzeugung ausgestattet.
"Wir gehen davon aus, dass es bei der Gasversorgung keine Themen
geben wird", so der Agrana-Vorstand.
cri/phs/cs
 ISIN  AT000AGRANA3
 WEB   http://www.agrana.com


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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen