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OMV bestätigt größten Gasfund in Österreich seit 40 Jahren

28.07.2023, 11:18:00

In Wittau (NÖ) - Förderbare Ressourcen auf 48 TWh geschätzt - Gasproduktion in Österreich soll damit um 50 Prozent steigen - Gewinneinbruch im ersten Halbjahr

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AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
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Der heimische Öl- und Gaskonzern OMV hat einen
Gasfund in Wittau (NÖ) bekannt gegeben, die förderbaren Ressourcen
werden auf 48 TWh geschätzt. Die Produktion in Österreich soll damit
um 50 Prozent steigen. Die Geschäfte liefen im ersten Halbjahr
allerdings schlechter. Der Konzernumsatz sank um 35 Prozent auf 19,9
Mrd. Euro, das bereinigte operative Ergebnis (CCS) verringerte sich
um 41 Prozent auf 3,3 Mrd. Euro. Der Nettogewinn fiel um 69 Prozent
auf rund 770 Mio. Euro.
"Wir haben seit fünf Monaten Explorationsbohrungen in Wittau in
Niederösterreich gemacht", sagte OMV-Chef Alfred Stern am Freitag im
Gespräch mit der APA. Der Fund wurde nun bestätigt, es handle sich
dabei und dem größten Gasfund in Österreich seit 40 Jahren. Die
förderbaren Ressourcen schätzt die OMV auf 48 Terawattstunden (TWh),
das entspreche rund 28 Millionen Fass Öläquivalent. "Wir können
damit die jährliche Gasproduktion der OMV in Österreich um ca. 50
Prozent steigern", so Stern. Die OMV plant den Bau einer
Pipelineanbindung an ihre Gasanlage in Aderklaa, rund 10 km vom Fund
entfernt. Die Gasförderung soll im ersten Quartal 2025 starten.
Insgesamt werden in Österreich derzeit pro Tag rund 16.000 Barrel Öl
und Gas gefördert, 50 Prozent davon entfallen auf Gas.
Im zweiten Quartal 2023 verringerte sich der Konzernumsatz um 39
Prozent auf 8,98 Mrd. Euro, das (um Lagerhaltungseffekte bereinigte)
CCS Operative Ergebnis vor Sondereffekten fiel deutlich um 1,76 Mrd.
auf 1,18 Mrd. Euro, was auf schwächere Ergebnisse in allen drei
Geschäftsbereichen zurückzuführen ist. Im Bereich Energy reduzierte
sich das Operative Ergebnis vor Sondereffekten deutlich auf 895 Mio.
Euro (Q2/22: 1.784 Mio. Euro), bei Chemicals & Materials sank es
ebenfalls signifikant auf 7 Mio (Q2/22: 602 Mio. Euro), während sich
das CCS Operative Ergebnis vor Sondereffekten von Fuels & Feedstock
auf 283 Mio. Euro halbierte (Q2/22: 578 Mio Euro).
"Das erste Halbjahr war ereignisreich", sagte Stern und verwies
auf sinkende Rohstoff- und Energiepreise und kleinere Gewinnmargen,
und auch das Konsumwachstum sei eingeschränkt. "Das hat unser
Geschäft im ersten Halbjahr natürlich maßgeblich beeinflusst", so
der CEO. Das Ergebnis sei dennoch ein sehr gutes, wenn auch nicht
mehr auf dem Rekordniveau des Vorjahres. Der durchschnittliche
Brent-Rohölpreis sei heuer im 1. Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr
um 26 Prozent auf 80 US-Dollar pro Fass gesunken, der
durchschnittliche Gaspreis in Österreich (CEGH) fiel um 53 Prozent
auf 47 Euro/MWh.
Die OMV erwartet für 2023 einen durchschnittlichen
Brent-Rohölpreis zwischen 75 und 80 US-Dollar pro Fass, bisher war
man von einem Ölpreis von mehr als 80 Dollar (71,91 Euro)
ausgegangen (2022: 101 Dollar/Barrel). Der durchschnittlich
realisierte Gaspreis für heuer wird bei rund 30 Euro je
Megawattstunde (MWh) erwartet (vorherige Prognose: rund 35 Euro/MWh,
2022: 54 Euro je MWh). Die THE-Preisprognose (für den virtuellen
Handelsplatz in Holland) liegt bei rund 40 Euro je MWh. Für 2023
wird eine OMV-Raffinerie-Referenzmarge in Europa zwischen 8 und 10
Dollar pro Fass erwartet (2022: 14,7 Dollar).
Für das lange verzögerte Erdgas-Förderprojekt Neptun Deep im
Schwarzen Meer hat die OMV im Juni endgültig grünes Licht gegeben.
Die zuständige OMV Tochter Petrom erarbeitet aktuell gemeinsam mit
dem Partner den Field Development Plan, der in weiterer Folge von
den rumänischen Behörden genehmigt werden muss. "Wir haben gute
Fortschritte gemacht und meinen, dass wir dort bis 2027 die
Produktion starten können", sagte der OMV-Chef. Die
Investitionssumme liegt in den nächsten Jahren bei 4 Mrd. Euro, auf
die OMV Petrom entfallen davon rund 2 Mrd. Euro.
Zur möglichen Fusion der Chemiegeschäfte von Borealis und Borouge
hielt sich Stern noch bedeckt. Wann es eine Entscheidung geben wird,
wollte der OMV-Chef aufgrund der laufenden Verhandlungen nicht
sagen. "Die Idee ist, dass wir gemeinsam mit der ADNOC ein globales
Polyolefin-Powerhouse bauen", es gehe also nicht um die gesamte
Chemie. Ziel sei es, als "gleich berechtigte Partner eine gemeinsam
kontrollierte und börsennotierte Plattform für unser
Polyolefin-Geschäft zu schaffen". Die Borouge-Börsennotierung aus
dem vergangen Jahr "wollen wir gerne aufrechterhalten", sagte Stern,
Genaueres sei allerdings Gegenstand der Verhandlungen. Polyolefine
sind Kunststoffe, die in Verpackungen, im Automobilbau oder im
medizinischen Bereich zum Einsatz kommen.
Weiters habe die OMV einen langfristigen Liefervertrag für
Flüssigerdgas (LNG) mit BP unterzeichnet. Der Vertrag läuft ab 2026
für 10 Jahre und sieht die Lieferung von bis zu 1 Mio. Tonnen LNG
pro Jahr vor. Über den LNG-Terminal in Rotterdam (Niederlande) soll
das Flüssigerdgas nach Europa kommen und dann über Pipelines auch
nach Österreich weiterverteilt werden. Der Vertrag sei "ein weiterer
Baustein" in der Diversifizierung des Gaseinkaufs der OMV.
Die OMV plant für heuer organische Investitionen in Höhe von rund
3,8 Mrd. Euro, nach 3,7 Mrd. Euro im Vorjahr. Die Gesamtproduktion
der OMV wird heuer voraussichtlich auf rund 360.000 Fass pro Tag
zurückgehen (2022: 392.000 Fass pro Tag), vor allem weil die
russische Produktion nicht mehr als Eigenproduktion ausgewiesen
wird. Daneben gebe es natürliche Förderrückgänge in Norwegen und
Rumänien. Der Auslastungsgrad der Raffinerien wird auf ca. 80
Prozent geschätzt.
Angesichts der Klimakrise will die OMV bis 2050 klimaneutral
werden, dazu soll der Unternehmensfokus in Zukunft vor allem auf
nachhaltigen Treibstoffen und Chemikalien liegen, statt wie bisher
auf der Erdöl- und Erdgasförderung. Dennoch baut die OMV ihre
Gasförderung weiterhin aus. "Wir sind uns bewusst, dass wir aus
fossilen Energieträgern nicht über Nacht aussteigen können, es
braucht eine Transformation", sagte Stern. Gas spiele hier eine
zentrale Rolle als "Brückentechnologie" weil es einen niedrigeren
CO2-Fußabdruck als andere fossile Energieträger habe. Kritik am
Ausbau der OMV-Gasförderung kommt dabei immer wieder von
Umweltschutzorganisationen und NGOs, zuletzt etwa von Greenpeace
oder Attac.
(Redaktionelle Hinweise: GRAFIK 1030-23, 88 x 100 mm)
  cgh/kre/ivn
 ISIN  AT0000743059
 WEB   http://www.omv.com


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Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen