"IPO Success Stories" – gemeinsam mit Trending Topics sprechen wir mit einigen der angesehensten und wichtigsten Unternehmerinnen und Unternehmern Österreichs über den Weg ihrer Firmen an die Börse.
Palfinger ist seit der Gründung 1932 zum weltweit führenden Produzenten und Anbieter innovativer Kran- und Hebelösungen aufgestiegen. Der Ursprung des Unternehmens liegt in einer von Richard Palfinger gegründeten Reparatur- und Schlosserwerkstatt. Mit der Spezialisierung auf hydraulische Ladekräne legte sein Sohn Hubert Palfinger 1964 den Grundstein für das heutige Unternehmen. 2022 lag der Umsatz bei 2,2 Milliarden Euro, weltweit sind 12.500 Menschen für das Salzburger Unternehmen tätig.
1999 war schließlich ein entscheidendes Jahr der Erfolgsgeschichte. In diesem Jahr ging Palfinger an die Börse.
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Die Erfolgsstrategie von Palfinger
Wie es zu diesem Schritt kam, erklärt Felix Strohbichler, CFO von Palfinger, im Gespräch mit Trending Topics:
„Palfinger war zu dem Zeitpunkt des Börsengangs im Wesentlichen ein europäisches Unternehmen mit einem Kernprodukt, dem Ladekran. Die Strategie von Palfinger war es aber schon damals zu internationalisieren und zu diversifizieren. Das heißt, in andere Regionen zu gehen, Akquisitionen zu tätigen, um auch in diesen Regionen entsprechend Marktanteile und Produktionsstätten zu haben. Dafür braucht es Kapital.“
Palfinger ist in den vergangenen 25 Jahren um das Zehnfache gewachsen. „Kapitalbeschaffung war natürlich ein wesentlicher Antrieb für diese Kapitalerhöhung, ebenso um für die Eigentümer eine gewisse Liquidität zu schaffen, aber primär für die Ermöglichung des Unternehmenswachstums“, so Strohbichler. Weitere Effekte: Durch den Börsengang konnte auch die Nachfolgeregelung in dem Familienunternehmen geregelt werden, und die Börsennotierung brachte auch Vorteile bei der Gewinnung von externem Management. „Die Sichtbarkeit eines Managers ist bei einem börsennotierten Unternehmen eine ganz andere“, sagt Strohbichler.
„Palfinger hat sich sehr früh entschieden, ein externes Management einzusetzen, und die Familie ist sehr stark im Aufsichtsrat vertreten“, so Strohbichler weiter. So sei die Governance klar geregelt, was bei nicht börsennotierten Familienunternehmen nicht immer der Fall sei, und dort dann Grenzen verschwimmen würden.
Expansion durch Kapitalbeschaffung an der Börse
Die Kapitalbeschaffung an der Börse eröffnete dem Unternehmen neue Möglichkeiten. Als besonders bedeutender Schritt gilt die Akquisition des französischen Herstellers von Hakengeräten, Guima „Diese Übernahme wäre Palfinger vor dem Börsengang nicht möglich gewesen“, unterstreicht Strohbichler,
Durch den Zugang zu frischem Kapital konnte Palfinger also Unternehmen erwerben und seinen Marktanteil, insbesondere in Frankreich, erhöhen. Doch das war erst der Anfang gewesen. Der Börsengang brachte nicht nur finanzielle Vorteile mit sich, sondern auch eine gesteigerte Transparenz. Diese erhöhte Transparenz half Palfinger bei weiteren Akquisitionen und ermöglichte das voranschreitende Wachstum des Unternehmens.
Transparenter denn je zuvor
Darüber hinaus spielte für das Unternehmen jedoch auch ein anderer Umgang mit dem Punkt Transparenz eine wichtige Rolle.
„Muss man bestimmte Themen wesentlich transparenter handhaben, als das vorher der Fall war. Das hilft natürlich auch dem Unternehmen in der Steuerung. Man muss also stets im Sinne der Corporate Governance agieren. Jetzt würde ich nicht unterstellen, das Unternehmen, die nicht an der Börse sind, keine gute Corporate Governance haben können. Eine Börsennotierung ist aber ganz klar ein starker Treiber dafür, Anforderungen umzusetzen und sich hier weiterzuentwickeln“, so Strohbichler.
Die Börse verlangt Nachhaltigkeit
Das Börsenlisting hat weitere positive Auswirkungen. Es kann nämlich einen signifikanten Einfluss auf das Thema Nachhaltigkeit haben, da es eben verstärkte Transparenz und Verantwortlichkeit von Unternehmen erfordert. Palfinger wurde 2021 sogar mit dem Nachhaltigkeitspreis beim Wiener Börse Preis ausgezeichnet.
Auf die Frage, wie genau die Börsenlistung den Druck nachhaltig zu handeln verstärkt, meint Felix Strohbichler: „Das Unternehmen hat bereits frühzeitig in einem integrierten Geschäftsbericht ausführlich über seine Nachhaltigkeitsstrategie und -bemühungen berichtet und dabei seine Aktivitäten offengelegt. Dies bedeutet, dass die Anforderungen stark steigen, und mittlerweile steigen fast alle Investorinnen und Investoren auf diesen Zug auf und fordern eine klare Strategie und wollen KPIs sehen.“
Starke österreichische Wurzeln
Palfinger hat sich bewusst für den Börsenplatz in Wien entschieden – und fühlte sich als globaler Player in Wien gut aufgehoben. Strohbichler erklärt:
„Das war zum einen auf den klaren Wunsch der Eigentümerfamilie zurückzuführen. Zum anderen war Palfinger in Österreich als Unternehmen bereits bekannt und hatte eine breite Basis an Investoren und Stakeholdern, die mit dem Unternehmen vertraut waren. Im Vergleich dazu wäre Palfinger in anderen Finanzzentren wie London oder den USA eher eine kleine Nummer unter vielen, ohne den gleichen Bekanntheitsgrad wie in Österreich, gewesen.“
Die Story muss klar und überzeugend sein
Darüber hinaus spricht er schließlich über allgemeine Fundamentals, die dabei helfen sollen, dass ein IPO zum Erfolg wird. Im Vordergrund sollte hierbei „eine solide Geschäftsbasis mit einem guten finanziellen Ergebnis sowie einer verständlichen und überzeugenden Bilanzstruktur“ stehen. Er fügt hinzu: „Zudem ist eine erklärbare Unternehmensgeschichte wichtig, bei der das Wertsteigerungspotenzial und die Zukunftsaussichten des Unternehmens verstanden werden. Es ist entscheidend, diese Investment-Story klar und überzeugend zu kommunizieren, wofür Zeit und Energie in die Vorbereitung und Vermittlung der Börsen-Story investiert werden sollten. Schließlich ist es von großer Bedeutung, dass die Vorstände des Unternehmens die Investorinnen und Investoren überzeugen können, da sie nicht nur in eine Geschichte oder ein Geschäftsmodell, sondern auch dem Management des Unternehmens vertrauen müssen.“
Digitalisierung von Prozessen und Produkten
Was die Zukunft von Palfinger betrifft, hebt Strohbichler das Folgende hervor:
„Die Geschichte von Palfinger schreiben wir mit der Weiterentwicklung unserer Lösungen. Wir gehen da ganz stark in Richtung Digitalisierung, sowohl von Prozessen als auch Produkten. Der zweite Punkt ist, dass wir wesentlich stärker in Richtung Gesamtlösungen gehen.“
Palfinger strebe nicht danach, „einfach ein Kranlieferant zu sein“, bei dem man Produkte kaufen kann. Stattdessen zielt das Unternehmen darauf ab, verschiedene Lösungen basierend auf individuellen Anforderungen zusammenzustellen. Das beinhaltet den geeigneten Aufbau, die richtigen Inhalte und natürlich das passende Produkt, das nahtlos in die Gesamtlösung integriert wird. Diese Entwicklung vom reinen Produkthersteller zum Lösungsanbieter ist ein wesentlicher Veränderungsprozess im Unternehmen. Gleichzeitig ist die Digitalisierung ein entscheidender Veränderungsprozess, den das Unternehmen derzeit durchläuft.
Vorbereitung und Timing sind entscheidend
Ab einer bestimmten Größe und wenn die Story passt hat Felix Strohbichler folgende Ratschläge für junge Unternehmen: „Man sollte nicht auf den letzten Drücker hin den Börsengang planen, sondern hier ein Zeitfenster zur Verfügung haben, wo sich die makroökonomische Entwicklung gut einfügt, wo im Unternehmen die Zahlen gerade passen. Ein großes Zeitfenster zu haben, ist jedenfalls eine kluge Entscheidung.“