"IPO Spotlight" – gemeinsam mit Trending Topics sprechen wir mit Expertinnen und Experten aus Österreich und Deutschland über den Weg von Unternehmen und Scale-ups an die Börse.
Ganz am Anfang erscheint er sehr sehr weit weg, aber je größer ein Unternehmen wird, umso realistischer wird er: Genau, der Börsengang. Der Traum vom IPO gehört zu Startups und Scale-ups dazu wie Fundraising, Pitching oder Produktentwicklung, und mittlerweile gibt es auch in Österreich schnell wachsende Tech-Unternehmen, für die einmal der Börsengang in Frage kommt.
„Es ist wichtig, Ziele und Träume zu haben. Deswegen ist der Börsengang definitiv einmal ein guter Traum. Ob es denn wirklich der richtige Traum ist und ob es realisierbar ist, hängt natürlich von vielen Faktoren ab und ist dann individuell zu beurteilen. Wenn ein Unternehmen das aber wirklich als Ziel hat, dann sollte es sich natürlich auch frühzeitig darauf vorbereiten, also auch schauen, was erfordert es, um einen Börsegang zu schaffen“, sagt Julia Reilinger, Geschäftsführerin der B&C Innovation Investments (BCII).
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Der Venture-Arm der B&C Gruppe hat seit dem Start 2016 mehr als 100 Mio. Euro in aktuell elf Beteiligungen investiert, unter anderem zählen Frequentis, TTTech, neoom, Parity QC oder Trilight zum Portfolio.
„Wir setzen gewisse Standards schon sehr früh“
Reilinger ist im Jänner 2023 in die Geschäftsführung der BCII aufgestiegen und damit also an vorderster Front dabei, wenn es darum geht, die IndustrialTech-Scale-ups zu entwickeln. „Wir investieren in innovative Wachstumsunternehmen in Österreich mit Technologie-USP oder in jene, die für die Industrie in Österreich besonders relevant sind. Wir beteiligen uns als Minderheitsinvestor und haben das Ziel, Returns zu realisieren“, sagt Reilinger. „Das kann entweder über den Exit sein, also Exit-Erlöse, oder auch durch längere Beteiligungen über Dividenden.“ BCII hätte eine „klare Perspektive auf die Wertsteigerung der Unternehmen“. Ein Unternehmen im Portfolio, die Frequentis, ist bereits an der Börse. Dass alle anderen Scale-ups dorthin folgen, ist kein Muss, aber ein Kann.
„Wir haben eine gewisse Erfahrung, was eine Börsennotiz erfordert. Generell sollte sich ein Unternehmen der Anforderungen bewusst sein, die eine Börsennotiz mit sich bringt – etwa was das Reporting oder internationale Rechenlegungs-Standards angeht“, sagt Reilinger. „Da wir schon wissen, welche Anforderungen die dann gelisteten Unternehmen haben, setzen wir gewisse Standards bei unseren Beteiligungen schon sehr früh, etwa beim Reporting oder auch in der Governance. Ein IPO sollte frühzeitig angestrebt werden.“
„Die Wiener Börse setzt sehr viele Aktivitäten“
Eine Grundfrage, die jedes Scale-up klären muss, ist: Warum will man überhaupt an die Börse? Immerhin gibt es unterschiedliche Motive und Ziele. „Es gibt unterschiedliche Beweggründe. Das kann eine Exit-Möglichkeit sein, das kann auch sein, dass Investoren oder auch Gründungsteams so einen Teil ihrer Anteile verkaufen können, es kann aber auch sein, um frisches Kapital ins Unternehmen zu bekommen und das weitere Wachstum zu finanzieren. Und es kann auch sein, um die Eigentümerstruktur langfristig diverser aufzustellen“, sagt Reilinger. „Der große Vorteil an einer Börsennotiz ist, dass die Anteile handelbar sind. Somit können Investoren flexibler Unternehmensanteile kaufen oder verkaufen. Gerade im B2B-Bereich bringt eine Börsennotiz eine gewisse Credibility gegenüber Kunden oder Lieferanten.“
Dass österreichische Scale-ups die Wiener Börse für einen IPO wählen, sei wichtig für den Standort.
„Der Börsenplatz ist natürlich sehr wichtig. Der Kapitalmarkt ist wichtig für den Wirtschaftsstandort und die Wertschöpfung. Der Aktienbarometer zeigt, dass die Mehrheit der österreichischen Aktionäre auch österreichische Aktien halten“, sagt Reilinger. „Das trägt dazu bei, dass die Unternehmen ihre Unternehmenszentralen in Österreich halten. Das ist ja auch ein wesentliches Ziel, das die B&C verfolgt.“
Wann der nächste IPO eines österreichischen Scale-ups passieren wird, ist noch offen – mit der Idee spielen sicher schon viele.
„Ich finde es jedenfalls sehr positiv, wenn es mehr Exits auch über die Börse geben würde“, sagt Reilinger. „Die Wiener Börse setzt sehr viele Aktivitäten, wirklich frühzeitig Ansprechpartner für die Unternehmen zu sein und Möglichkeiten aufzuzeigen, wie der Weg zur Börse sein kann.“
Ausschlaggebend wird sein, wann der optimale Zeitpunkt für neue Börsengänge kommt.
„Ich bin optimistisch, dass sich das IPO-Fenster wieder öffnet“, so die BCII-Geschäftsführerin. „Gerade das Börsenumfeld ist ja oft sehr Sentiment-getrieben. Das heißt, es kommt auf die Stimmungslage an und was die Investoren von der Zukunft erwarten. Da ist es dann sehr wichtig, dass es einen optimistischen Zukunftsausblick gibt. Und wenn es den gibt, da wird sich auch das IPO-Fenster wieder öffnen.“