Seit Jahresbeginn hat der österreichische Aktienindex ca. 7 % seines Wertes eingebüßt. Mit dieser Entwicklung liegt der ATX in guter Gesellschaft, denn auch der DAX (-5 %) und der SMI (-6 %) konnten sich noch nicht gänzlich von ihren Jahrestiefs im Jänner erholen. Den Ausgang haben diese Korrekturen in China genommen. Die starken Einbrüche an den chinesischen Aktienmärkten zu Jahresbeginn hatten global auf nahezu alle Aktienindizes negative Implikationen. Der Erholungsprozess hat inzwischen zwar eingesetzt, doch sind die Investoren noch vorsichtig.

Jahrelang haben österreichische Unternehmen überdurchschnittlich von ihrer frühen Investitionstätigkeit in Zentral- und Osteuropa nach dem Fall des so genannten Eisernen Vorhangs profitiert. Doch nach der Finanzwirtschaftskrise hat sich das Bild gedreht: Mit der Ukraine-Krise, den Sanktionen gegen Russland, einer unberechenbaren Wirtschaftspolitik in Ungarn und der Bankenkrise in Bulgarien waren österreichische Unternehmen mit großen Herausforderungen konfrontiert. Betroffen waren mehr oder weniger alle Branchen: von Banken über Versicherungen und Energiekonzernen bis hin zu Telekom-Anbietern. Zwar wirken sich einige der genannten Faktoren nach wie vor ungünstig auf die Geschäftsentwicklung einzelner Unternehmen aus, doch zeigen auf der anderen Seite einige osteuropäische Länder wie Tschechien, Polen oder Rumänien mit sehr erfreulichen Wirtschaftsdaten auf. Österreichische Unternehmen, die in diesen Ländern investiert sind, könnten von diesen Entwicklungen profitieren. Das Bild könnte sich neuerlich drehen.

Hinzu kommt, dass der ATX sehr günstig bewertet ist. So liegt etwa der Buchwert knapp unter 1, während beispielsweise der DAX einen Wert von 1,6 aufweist. Dieser niedrige Buchwert spiegelt in keiner Weise die tatsächlichen Werte der im Index gelisteten Unternehmen wider. Die Gründe für diese niedrige Bewertung liegen wohl immer noch in den oben erwähnten negativen Implikationen aus der Ukraine-/Russland-Krise. An der Gewinnentwicklung der gelisteten Unternehmen liegt es jedenfalls nicht, denn die Berichtsaison ist in Summe recht positiv ausgefallen. All diese Faktoren könnten dazu führen, dass nun auch wieder verstärkt internationale Investoren auf den österreichischen Aktienmarkt aufmerksam werden.

Aktiv gemanagte Fonds können in so einem herausfordernden Umfeld ihre Stärken gegenüber einfachen Index-Investments unter Beweis stellen. Denn der Ausschluss einzelner Unternehmenstitel ist für ein erfolgreiches Investment ebenso wichtig, wie das so genannte Herauspicken anderer. Das Fondsmanagement des Raiffeisen-Österreich-Aktien setzt aktuell sehr stark auf Immobilienwerte, weil diese im Vergleich zur europäischen Konkurrenz unter Buchwert notieren. Auch Titel wie beispielsweise Do&Co, die im ATX gar nicht gelistet sind, finden sich im Portfolio. Generell ist der Fonds bei derartigen Nebenwerten sehr aktiv, dies betrifft nicht nur Do&Co, sondern beispielsweise auch Unternehmen wie die Strabag. Ein wichtiger Performancebringer des Raiffeisen-Österreich-Aktien war in diesem Jahr die Lenzing AG. Das neue Management des Faserherstellers setzt in seiner Unternehmensstrategie auf die hauseigene Marke Tencel®, eine Lyocell Faser, bei deren Produktion das Unternehmen Weltmarktführer ist. Der Wert der Aktie hat seit Jahresbeginn 17 % zugelegt.


Autorin:
Ingrid Szeiler
Chief Investment Officer
Raiffeisen KAG
3. Juni 2016

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