Die österreichische Wirtschaft dürfte nach einem Plus von 1,5 % im Jahr 2016 heuer und im kommenden Jahr noch stärker wachsen. Die wichtigsten Faktoren für die Beschleunigung sind eine verbesserte Inlandsnachfrage und eine sehr gute Konjunktur bei unseren Nachbarländern Tschechien, Slowakei und Ungarn und nicht zuletzt bei unserem Haupthandelspartner Deutschland.

Bei der Inflation rechnen die Analysten der Erste Group Research mit einem recht deutlichen Anstieg. Nach einer Teuerungsrate von 0,9 % im Vorjahr dürfte der Verbraucherpreisindex auf 1,6 % (2017) bzw. 1,8 % (2018) ansteigen. Der öffentliche Haushalt profitiert von der günstigen Konjunktur und von einem Rückgang bei den Zinsausgaben, die Staatsverschuldung in Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) geht zurück. Das Budgetdefizit wird trotz dieser günstigen Rahmenbedingungen aufgrund einer eher expansiven Fiskalpolitik weiter negativ erwartet (minus 1,2 % des BIPs).

20162017
erwartet
2018
erwartet
Reales BIP in %1,51,91,7
Inflationsrate (VPI) in %0,91,61,8
Arbeitslosenrate in %6,06,26,1
Budgetdefizit in % d. BIP-1,6-1,2-0,9
Staatsverschuldung in % d. BIP84,680,978,6

Quelle: Statistik Austria, BMF, Erste Group Research

EZB hält vorerst an ihrer geldpolitischen Ausrichtung fest

Während die US-Notenbank Federal Reserve im März die Zinsen erneut leicht angehoben hat, ist seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) vorerst mit keiner Änderung bei der geldpolitischen Ausrichtung zu rechnen. Ein wichtiger Faktor für die EZB ist die Entwicklung der Kerninflation. Zuletzt fiel die Kerninflationsrate in der Eurozone im März von 0,9 % auf 0,7 %. Aufgrund der robusten Konjunktur erwarten manche Marktteilnehmer für 2018 eine mögliche Trendwende der EZB bei der Zins- und Geldpolitik. In den USA werden für heuer noch zwei weitere Zinsschritte erwartet.

Zykliker und Finanztitel bevorzugt

Die zyklische Erholung der Konjunktur und die relativ steile Zinskurve führen dazu, dass besonders konjunktursensitive Aktien und Bankwerte stärker nachgefragt werden. Mit der guten Baukonjunktur profitieren Aktien aus diesem Sektor, bzw. Titel die von diesem Sektor abhängen und generell betrachtet hilft die gute Konjunktur auch dem Kreditgeschäft der Banken.

ATX mit relativ hoher Dividendenrendite von 3,3 %

Aktienmärkte weltweit profitierten über die letzten Monate von der erstarkten Weltwirtschaft und von steigenden Inflationsraten („reflation trade“). Besonders das gerade abgelaufene erste Quartal 2017 dürfte in Summe sowohl was die Unternehmensgewinne als auch das Wirtschaftswachstum betrifft sehr erfreulich ausfallen.

Der ATX als Leitindex der Wiener Börse konnte auf Jahressicht deutlich zulegen. Mit einem Plus von rund 24 % lag die Performance sogar über jener der Nasdaq (+21 %), Deutschlands (+23 %) und über den Kurssteigerungen der entwickelten Börsen weltweit (+12 %).

Die Problemstellungen Trumponomics, die bevorstehenden Brexit-Verhandlungen und politische Risiken in großen Volkswirtschaften wie Frankreich aufgrund von bevorstehenden Urnengängen, werden die Märkte weiter begleiten. Bisher wurde politischen Risiken von den Börsianern kaum Beachtung geschenkt. Wenn die Wirtschaftsindikatoren wieder schwächer werden sollten, könnte sich das rasch ändern.

Manche Marktteilnehmer rechnen aufgrund der positiven Entwicklung der Weltaktienbörsen mit einer Korrektur. Solange die Konjunktur brummt und die Unternehmen die Gewinnerwartungen der Analysten treffen, oder auch übertreffen, bleiben Dividendentitel bei vielen Anlegerinnen und Anlegern die erste Wahl. Das gilt besonders für den ATX-Index, der mit einer Dividendenrendite von 3,3 % (per 31.03.2017) gegenüber Staatsanleihen klar die Nase vorne hat.

Wertentwicklung ATX-Index, DAX-Index und MSCI World-Index (- 5 Jahre; per 04.04.2017)

Wertentwicklung ATX-Index, DAX-Index und MSCI World-Index (- 5 Jahre; per 4.4.2017)


Autor:

Paul Severin
Head of Communications Erste Asset Management
Vorstandsmitglied ÖVFA
6. April 2017

Hinweis

Die Wiener Börse AG verweist ausdrücklich darauf, dass die angeführten Informationen, Berechnungen und Charts auf Werten aus der Vergangenheit beruhen, aus denen keine Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung oder Wertbeständigkeit gezogen werden können. Im Wertpapiergeschäft sind Kursschwankungen und Kapitalverluste möglich. Der Beitrag gibt die persönliche Meinung des Analysten wieder und stellt keine Finanzanalyse oder Anlageempfehlung der Wiener Börse AG dar.

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