In 2016 erzielte der ATX ein Plus von über neun Prozent und konnte damit eine bessere Entwicklung erzielen als die meisten europäischen Indizes. Auch zu Jahresbeginn zeigt sich unsere Einschätzung einzelner Charakteristika des österreichischen Aktienmarktes weiterhin positiv. Wir sehen somit in einer top-down Betrachtung weitere Lichter auf grün.
Zu allererst ist hier eine optimistischere Betrachtung hinsichtlich Osteuropa zu nennen. Sowohl wirtschaftlich als auch politisch. Die Kernländer Osteuropas sollten auch in 2017 ein robustes Wirtschaftswachstum von um ca. drei Prozent erzielen können und damit wiederum ein positives Wachstumsdelta zur Eurozone aufweisen. Da sich das positive Wachstumsdifferential nun schon über mehrere Jahre fortsetzt, weisen Investoren auf eine deutlich verbesserte wirtschaftliche Stabilität in der Region hin. Ebenso zeigen sich die politischen Risiken als bekannt und stabil und somit als bewertbar. Da der österreichische Aktienmarkt von internationalen Investoren, welche nicht direkt in osteuropäische Aktien investieren, durch das hohe Umsatzexposure der österreichischen Unternehmen, häufig als Proxy-Markt für die Region herangezogen wird, verstärkt dieser Umstand das Interesse an österreichischen Aktien. Das erwartete Ende der russischen Rezession und eine mögliche Aufweichung der Sanktionen gegenüber Russland sind weitere positive Einflussfaktoren in der Betrachtung der gesamten Region und einzelner Unternehmen mit hohem Russland-Bezug im Speziellen. Darüber hinaus zeigt sich auch das Umfeld für die Finanzindustrie durch die erwartete Versteilerung der Zinskurve leicht verbessert. Da Banken und Versicherungen im ATX mit in Summe etwa 30 % hoch gewichtet sind, ist auch dieser Umstand von positivem Einfluss in den Analysen. Darüber hinaus zeigen gegen Ende eines Wirtschafts- und Aktienzyklus, und durch die überdurchschnittliche Länge der aktuellen Aufschwungphase ist annahmegemäß davon auszugehen, dass wir uns gegen Ende des Zyklus befinden, häufig sogenannte Small- und Midcap-Märkte eine bessere Entwicklung als Standardwerte-Indizes, was ebenso verstärktes Interesse für österreichische Aktien nach sich ziehen kann.
Die aktuelle Bewertung des ATX zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 13 für 2017 zeigt einen leicht höheren Abschlag zum breiten europäischen Markt als im Durchschnitt der letzten zehn Jahre.
Als wichtigste Themen für das Börsenjahr 2017 erachten wir die Effekte der Euro-Abwertung gegenüber dem US-Dollar (Gewinne bei US-Dollar Exporten überwiegen bei den ATX-Unternehmen die teilweise höheren Inputkosten) und der leichten Zunahme der Inflationserwartungen und somit der Versteilerung der Zinskurve (in Summe positive Auswirkungen auf die Finanzindustrie), eine möglicherweise verstärkte M&A-Tätigkeit in Europa (die Wiener Börse bietet hier Ziele wie auch aktive Konsolidierer), Risken in Bezug auf China und asiatische Emerging Markets (geringer direkter Einfluss auf österreichische Unternehmen), politische Risiken (v.a. eventuelle Neuwahlen in Italien), den Fortschritt der Brexit-Verhandlungen (wichtig für Unternehmen mit höherem UK-Umsatzanteil) und die positiven Auswirkungen verstärkter fiskalpolitischer Stimuli west- und osteuropäischer Staaten (erwartete positive Auswirkungen für Bau- und Konsumindustrie).
Autor:
Mag. Stefan Maxian
Vizepräsident der ÖVFA
Head of Department Company Research
Raiffeisen Centrobank AG
13. Jänner 2017
Hinweis
Die Wiener Börse AG verweist ausdrücklich darauf, dass die angeführten Informationen, Berechnungen und Charts auf Werten aus der Vergangenheit beruhen, aus denen keine Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung oder Wertbeständigkeit gezogen werden können. Im Wertpapiergeschäft sind Kursschwankungen und Kapitalverluste möglich. Der Beitrag gibt die persönliche Meinung des Analysten wieder und stellt keine Finanzanalyse oder Anlageempfehlung der Wiener Börse AG dar.
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