Europas Börsen stehen vor vielfältigen Herausforderungen in diesem Jahr. Die Notenbanken bleiben dovish, die wenigsten rechnen mit mehr als einem Zinsschritt der FED in diesem Jahr. Die Zinssenkung der EZB und die Ausweitung des QE Programms haben keine wesentlichen Impulse mehr gebracht und den Aktienmärkten nur bedingt weitergeholfen.

Die Schwäche Europas liegt vielmehr im anämischen Gewinnwachstum der Unternehmen, bereits seit sechs Jahren ist das „Spiel“ dasselbe. Die zu Jahresbeginn geschätzten Gewinne werden sukzessive zurückgenommen, de facto hat es in Europa in den letzten fünf Jahren keine Gewinnsteigerungen gegeben. Bis dato wurden die 2016er Gewinnerwartungen  seit Jahresbeginn in Europa um 9 % gesenkt, in Österreich sogar um 16 %! In Summe liegen die Gewinnerwartungen nur mehr marginal über den Gewinnen von 2015.

Trotz dieser Vorgaben sind die Märkte bis 2015 jedes Jahr gestiegen, was in einer dementsprechenden „multiple expansion“ resultierte. Ad Infinitum lässt sich dieses Spiel nicht fortsetzen, die Märkte sind aktuell über dem fair value bewertet. Auf einen Stimulus durch die Notenbanken zu hoffen hat in letzten Jahren auch nicht funktioniert, die Geldpolitik hat vielmehr Assetpreise inflationiert und keine Konjunkturimpulse gesetzt.

Hoffnung kommt aktuell aus Übersee. Die Konjunktur in den USA läuft besser als erwartet, der Union Leading Indicator (ULI) ein Frühindikator für die USA weist auf eine Beschleunigung der Konjunkturaktivität im nächsten Quartal den USA hin, und auch die zuletzt veröffentlichten Daten aus China, wie Industrieproduktion, PMI oder Exporte sind positiver als erwartet ausgefallen. Wie schnell sich das auch in Europa auswirkt, und ob sich das in die Gewinnanstiege, der tendenziell exportabhängigeren europäischen Unternehmen übersetzt, bleibt abzuwarten. Nach dem Einbruch der Märkte seit Jahresbeginn und ziemlich ausgereizten Anleihemärkten, sind Aktien jedoch wieder attraktiver geworden, nachhaltig wird der Aufschwung aber nur mit positiven Gewinnrevisionen.  


Autor:
Horst Simbürger, MSc, CEFA
Bereichsleiter Aktien und Renten
Union Investment Austria GmbH
20. April 2016

Hinweis

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