Aus österreichischer Sicht kann man mit dem Aktienjahr 2014 wohl nicht zufrieden sein. Mit einer Jahresperformance des ATX von -13 % zeigte sich der österreichische Leitindex deutlich unter den Nachzüglern im internationalen Vergleich.

Gründe für die verhaltende Performance waren 1.) die Ukrainekrise sowie die damit verbundenen Russlandsanktionen, die zu einem deutlichen Abkühlen der russischen Wirtschaft beitrugen 2.) eine schwächer als erwartete Konjunkturerholung in der Eurozone 3.) der niedrige Ölpreis (aufgrund der hohen Gewichtung der OMV) und 4.) der Asset Quality Review bei Banken, der zusätzliche Bewertungseffekte auslöste. Die relativ hohe Indexgewichtung von Finanztiteln und Ölwerten sowie Titeln mit Geschäftsengagement in Russland und der Ukraine trug so zur deutlichen Underperformance bei. Weiters waren unter österreichischen Titeln im letzten Jahr überdurchschnittlich viele Gewinnwarnungen zu bemerken, die möglicherweise auch auf den Start der Österreichischen Prüfstelle für Rechnungslegung zurückzuführen sind. So könnte das neue Kontrollorgan beim einen oder anderen Unternehmen vorsichtigere Bilanzierungsansätze veranlasst haben.

Während auf Basis der Gewinnschätzungen 2014 der ATX eher teuer erscheint (hohe Wertberichtigungen bei Banken teilweise als Folge des AQR, regulatorischen Änderungen insbesondere in Ungarn sowie der Ukrainekrise; aber auch bei anderen Unternehmen wie Versorgern, Telekom) ist das KGV auf Basis der 2015 Gewinnschätzungen (aktuell 11,0) unter dem langjährigen Durchschnitt. Allerdings sind weitere Revisionen bei Gewinnschätzungen einiger „Indexschwergewichter“ wahrscheinlich, bedingt durch den weiterhin fallenden Ölpreis sowie eines Fortschreitens der Ukrainekrise und einer deutlichen Rezession in Russland in Verbindung mit einer substanziellen Abwertung des Rubels.

Im Allgemeinen werten wir das Aktienumfeld in der Region Österreich/Osteuropa im kommenden Jahr als positiv. Das Wirtschaftswachstum in der Eurozone sollte sich auf etwas über 1 % beschleunigen und es sind vor allem die Kernländer Osteuropas wie Polen, die Tschechische Republik, Slowakei oder Ungarn welche mit Wachstumsraten von ca. 2,5 % - 3,5 % im relativen Vergleich positiv hervorstechen. Dies sollte einerseits die Geschäftsentwicklung der Unternehmen unterstützen und andererseits auch das Investoreninteresse für die Region Österreich/Osteuropa fördern. Zusätzlich ist die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank ein stimulierender Faktor. Während in Europa die Anzeichen eher auf „Quantitative Easing“ stehen, rechnen wir mit dem Beginn von Zinserhöhungen in den USA zu Jahresmitte. Die daraus resultierende anhaltend erwartete Abschwächung des Euro gegenüber dem US-Dollar wird im kommenden Jahr im Allgemeinen positive Auswirkungen auf die Geschäftsentwicklung der börsennotierten Unternehmen in der Region zeigen. Bei den Unternehmen überwiegen deutlich die positiven Effekte steigender Exportumsätze gegenüber den negativen Folgen der US-Dollar-basierten Inputkostensteigerung. Hauptargument für Aktien in Europa ist weiterhin nicht eine ausgeprägt starke Gewinnentwicklung sondern mangelnde Anlagealternativen im Niedrigzinsumfeld. So erscheinen besonders Dividendentitel trotz teilweiser schon guter Performance 2014 weiterhin interessant.

Wesentliche Risiken sind weiterhin 1.) die Auswirkungen der Ukrainekrise und die damit verbundenen Sanktionen sowie die negativen Effekte des niedrigen Ölpreises besonders in Bezug auf Russland, 2.) die wiederaufkeimende Diskussion eines Schuldenschnitts für Griechenland in Verbindung mit einem möglichen Austritt aus der Eurozone sowie 3.) eine mögliche Aktienmarktkorrektur in den USA bedingt durch das Abgehen von einer expansiveren Geldpolitik seitens der US Notenbank.


Autor:
Mag. Stefan Maxian
Vizepräsident der ÖVFA
Head of Department Company Research
Raiffeisen Centrobank AG
8. Jänner 2015

Hinweis

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