Relative Stärke ist ein im Aktiengeschäft häufig verwendeter Begriff; viele Anlagestrategien bauen darauf auf, da gut laufende Märkte tendenziell neues Geld anziehen. 2014 war für den Wiener Markt ein verlorenes Jahr – zu deutlich die Underperformance im internationalen Vergleich, zu dunkel vor allem die Wolke namens Russland. 2015 hat dies gedreht. Der Markt hat relative Stärke entwickelt – was sich auch im weiteren Jahresverlauf fortsetzen sollte.

Einerseits haben die Übernahmediskussionen um Conwert und Immofinanz dazu geführt, dass vermehrt auch wieder internationale Investoren einen Blick auf den Wiener Markt werfen. Andererseits sind die Probleme bei den Großbanken ERSTE und Raiffeisen International sicherlich nicht alle gelöst, das Tal scheint aber durchschritten. Die Herausforderungen sind greifbar geworden – die Kommunikation war zuletzt klarer. Angesichts der Zusammensetzung des ATX-Index ist die Entwicklung der Bank- und Immobilienaktien besonders wichtig.

Die Zinsen in der EURO-Zone werden tief bleiben – ungeachtet der Schwankungen der letzten Wochen. Internationale Investoren sind kaum in Wien gewichtet – geschweige denn übergewichtet. Die Basis für eine weiter solide Outperformance scheint daher gelegt. Je nach Geschmack ist für jeden Investorentyp etwas dabei. Für die Mutigen gilt es bei Raiffeisen International und Immofinanz zuzugreifen. Beide Aktien liegen weit unter den Buchwerten – es sind jeweils implizit Negativszenarien eingepreist, die in dieser Dimension nicht eintreten werden. Value-Investoren wissen, dass man erstens Mut braucht und zweitens das Timing kaum je optimal erwischen wird. Wenn sich zu Mut auch Geduld gesellt, sollte ein mittelfristiger entsprechender Ertrag möglich sein. Der defensive Investor dagegen kann zugreifen bei Post oder BUWOG – mit Dividendenrenditen bei mehr als dem Dreifachen der Rendite lang laufender heimischer Staatsanleihen.


Autor:
Alois Wögerbauer, CIIA
Geschäftsführer der 3 Banken-Generali Investment-Gesellschaft m.b.H.
29. Juni 2015

Hinweis

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