Griechenland bleibt auch für die CEE-Region eine große Unbekannte. Die gute Nachricht ist allerdings, dass die Fundamentalsituation in der Tat keine Gründe für eine Ansteckung nahelegt und wichtiger noch, die Marktbewegungen haben sich in Grenzen gehalten. Die Renditen sind gestiegen, aber Spreads haben sich sowohl in der Peripherie der Eurozone als auch in der CEE-Region nur leicht geweitet. Abgesehen davon, dass Ungleichgewichte unter Kontrolle sind, sind die regionalen Handelsverbindungen zu Griechenland geringfügig. Bulgarien sticht hier hervor und ist auch am meisten durch den Bankensektor exponiert, gefolgt von Rumänien.

CEE Handelsverbindungen mit Griechenland (Exporte/BIP, 2014)

CEE Handelsverbindungen mit Griechenland (Exporte/BIP, 2014)
Quelle: Datastream, nationale Statistiken

Unser Argument ist, dass die Renditen aus gutem Grund begonnen haben zu steigen, da steigende Inflationserwartungen und nicht zuletzt nominelles Wachstum Druck auf die Anleihepreise ausüben. Das deckt sich mit unserer Erwartung, dass ein starker Wirtschaftsaufschwung in der CEE-Region im Gang ist, der sogar den in den übrigen Schwellenländern übertrifft. Insgesamt haben die aufstrebenden Märkte begonnen, Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung zu zeigen, trotz zunehmender Sorgen bezüglich China.

Das erscheint uns wichtig, da wir vermuten, dass nur steigendes Interesse an aufstrebenden Märkten allgemein den Engpass der Region entschärfen kann, nämlich mangelnde Liquidität. In der Tat steigt die Liquiditätsdynamik und Kapitalströme auf Länderbasis deuten eine gewisse Verbesserung an. Um die Lücke in der Performance zwischen dem aufstrebenden Europa, den aufstrebenden Märkten allgemein und den Industrieländern zu schließen, brauchen wir allerdings mehr davon.

Die Bewertungen sind leicht zurückgekommen, während das Wachstum solide bleibt. Noch wichtiger ist allerdings, dass die Konsensschätzungen für die Gewinne pro Aktie endlich einen Boden gefunden haben, was eine nachhaltige Erholung des Wachstums andeutet, die nicht nur von Basiseffekten getrieben wird. Wir glauben, dass das wichtig ist, weil Aktien dadurch angesichts steigender Anleiherenditen attraktiv bleiben, was einen weiteren Treiber ins Spiel bringt.

In unserem Vorschlag zur Allokation spiegelt sich die Tatsache wider, dass einige der regionalen Märkte politischen Einflüssen ausgesetzt sind. Positive Auswirkungen zeigten sich in Ungarn, wo endlich niedrigere Bankensteuern im Budget des nächsten Jahres beschlossen wurden. Polen kam kürzlich auch hinzu, sobald die überraschende Präsidentschaftswahl vorüber war und Umfragen zeigten, dass die PiS und Pawek Kukiz Parteien für die allgemeinen Wahlen im Oktober in Führung liegen. Die Kampagne hat sofort begonnen, und beide planen die Steuern auf den Bankensektor zu erhöhen. Obwohl wir noch einige Aktienempfehlungen in Polen sehen, würden wir eher Ungarn, die Tschechische Republik und Österreich gegenüber dem polnischen Markt übergewichten. Die Türkei ist schon seit geraumer Zeit politischen Problemen ausgesetzt. Sollte bis Mitte August eine Koalitionsregierung gebildet werden, würden wir umgehend den Markt positiver beurteilen, vorläufig bleiben wir jedoch noch neutral. Kroatien scheint nahe daran aus der Rezession herauszutreten, was die Aussicht auf eine verspätete Erholung mit sich bringt. Rumänien, mit seinem guten makroökonomischen Umfeld, könnte durch die Annahme, dass es stark gegenüber den griechischen Banken exponiert ist in Mitleidenschaft gezogen werden. Obwohl wir davon ausgehen, dass diese Sorge übertrieben ist, sollte sie doch den Markt im Zaum halten.


Autor:
Mag. Fritz Mostböck, CEFA
Head of Group Research
Erste Group Bank AG
6. Juli 2015

Hinweis

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