Die Entscheidung der chinesischen Nationalbank am 11. August 2015 den Yuan freier handeln zu lassen war der Auslöser für die jüngste Kurskorrektur an den Aktienmärkten. Die Gefahr einer Deflation in globalen Produktionsmärkten, dessen Mittelpunkt China darstellt, ist somit schlagend geworden. Dem Abverkauf an westlichen Aktienmärkten waren Zeichen einer Krise in Rohstoff- und Emerging Markets vorangegangen. Der Ölpreis und wichtige Rohstoffindizes haben neue Tiefststände in diesem Marktzyklus erreicht. Wichtige Emerging Markets Indizes sind unter ihre Niveaus in der letzten großen Korrektur an den Aktienmärkten in 2011 gefallen.
Ein wesentliches Element in der aktuellen deflationären Entwicklung in wichtigen Rohstoffmärkten ist die einhergehende Abwertung vieler Emerging Markets Währungen, die die Kapitalflucht aus den betroffenen Ländern unterstützt. Die Überzeugung vieler Investoren, dass die chinesische Form des gelenkten Kapitalismus überlegen sei, ist Geschichte. Vielmehr hat sich die Überzeugung durchgesetzt, dass die langfristige reale Aufwertung des Yuan zu Ende gekommen ist, da sie lokale Produktionsindustrie zunehmend unter Druck gesetzt hat. Mögliche weitere Verwerfungen im US Dollar Block könnten am Aktienmarkt zu weiteren Rücksetzern führen und stellen ein größeres Bedrohungspotential dar als die Probleme in der Eurozone.
Die Entwicklung des österreichischen Aktienmarktes in den letzten 12 Monaten war bescheiden. Insbesondere in den letzten Monaten ist der österreichische Aktienmarkt unter Druck gekommen. Besonders Rohstoff- und Industriewerte sind aufgrund der Schwäche im Rohstoffbereich und in den Emerging Markets unter Druck gekommen.
Im Spannungsfeld einer vernünftigen, im Vergleich zu Staatsanleihen attraktiven Bewertung von Aktien, aber zunehmender Unsicherheiten (potentiell restriktivere Geldpolitik in den USA, Emerging Markets Schwäche) empfehlen wir eine defensive Ausrichtung der Aktienkomponente im Portfolio. Wir bevorzugen Aktien mit wenig konjunkturabhängigen Geschäftsmodellen, einer soliden Bilanzstruktur und hohen, nachhaltigen Dividendenrenditen.
Autor:
Mag. Thomas Neuhold
Head of Austrian Equity Research
Kepler Cheuvreux
28. August 2015
Hinweis
Die Wiener Börse AG verweist ausdrücklich darauf, dass die angeführten Informationen, Berechnungen und Charts auf Werten aus der Vergangenheit beruhen, aus denen keine Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung oder Wertbeständigkeit gezogen werden können. Im Wertpapiergeschäft sind Kursschwankungen und Kapitalverluste möglich. Der Beitrag gibt die persönliche Meinung des Analysten wieder und stellt keine Finanzanalyse oder Anlageempfehlung der Wiener Börse AG dar.
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