Die ATX Performance 2015 von +11 % bzw. +13 % inklusive Dividenden ist nach dem Verlustjahr 2014 durchaus versöhnlich und konnte den Leitindex der Eurozone, Eurostoxx 50 mit +5 % bzw. +8 % inkl. Dividenden, übertreffen.

Doch zu Jahresbeginn musste der ATX ebenso wie seine internationalen Pendants einen handfesten Dämpfer hinnehmen. Die zunehmenden Spannungen zwischen dem Iran und Saudi Arabien, überraschend schwache Konjunkturindikatoren aus China sowie die Auswirkung lokaler Handelsbeschränkungen, in der Folge neuerlich eingebrochenen Rohstoff- und Energiepreise, brachten viele Aktienindizes rund um den Globus ins Trudeln.

Niedrige Rohstoffpreise wirken sich allerdings positiv auf das Konjunkturmomentum in unserer Region aus. So legte in der Eurozone das reale BIP in den ersten drei Quartalen des Vorjahres jeweils um durchschnittlich 0,4 % zum Vorquartal zu. Das Wirtschaftswachstum wurde dabei in einem beträchtlichen Ausmaß durch den privaten Konsum getragen. So erweist sich für zahlreiche Unternehmen der aktuelle Cocktail aus niedrigen Rohstoffpreisen, starkem USD und niedrigen Zinsen als Wachstumstreiber. Allerdings bedingt durch Konjunktursorgen in zahlreichen Emerging Marktes will bei den meisten Unternehmen keine Euphorie aufkommen. Zahlreiche Länder in CEE – abgesehen von dem ölabhängigen Russland – sind hier allerdings die Ausnahme und zeigen sich als Stabilitätsfaktor (zum Beispiel Tschechien, Slowakei, und ebenso wieder Rumänien und Ungarn) sofern sie nicht von politischen/regulatorischen Unsicherheiten geprägt sind (zum Beispiel Polen).

So konnten auch im 3. Quartal, im Gegensatz zum europäischen Durchschnitt, die Unternehmensergebnisse in Österreich die Markterwartungen übertreffen. Allerdings manifestiert sich der vorsichtige Ausblick– wie schon in den Vorjahren – in einer Revision der Gewinnschätzungen für das Folgejahr. Ein ähnliches Bild erwarten wir für die bevorstehende Berichtsaison. Rohstofflastige Unternehmen werden weitere Wertberichtigungen zu verdauen haben und mit Restrukturierungsmaßnahmen auf das aktuelle Preisniveau reagieren. Für andere Industriewerte rechnen wir mit einer soliden Berichtssaison.

Auch in Österreich hat in den letzten Quartalen eine moderate Belebung der Wirtschaftsaktivität eingesetzt. Im Jahr 2016 sollte sich dieser Trend in ähnlicher Weise fortsetzen. Dafür mitverantwortlich dürfte die nun in Kraft tretende Steuerreform zeichnen. Allerdings fehlen dem Wiener Aktienmarkt klassische Consumer Titel. Dennoch gibt es Unternehmen, die ebenso von positiven Einkommenseffekten in Österreich profitieren (zum Beispiel in den Branchen Wohnimmobilien, Retail Banking, Postdienstleistungen, Verpackungen).

Ein niedriges Zinsumfeld in Folge weiterhin expansiver Geldpolitik der EZB bleibt auch 2016 unser Begleiter. So erscheinen besonders zu Jahresbeginn Titel mit hohen Dividendenrenditen interessant. Ebenso sollte die zunehmende Zinsdifferenz der Eurozone zu den USA zu einer anhaltenden USD Stärke führen und weiterhin ein positives Umfeld für Exporteure bereiten. Unternehmensakquisitionen werden durch ein Niedrigzinsumfeld erleichtert und so erwarten wir auch 2016 erhöhte M&A Aktivität (zum Beispiel im Immobiliensektor).

Bei einem KGV von 12 erscheint der ATX im langjährigen Durchschnitt bewertet. Unter Berücksichtigung des niedrigen Zinsniveaus und dem Verhältnis Dividendenrendite zu Anleihenrenditen zeigt sich die Indexbewertung als weiterhin günstig. Allerdings sind weitere Revisionen bei Gewinnschätzungen einiger „Indexschwergewichter“ bedingt durch schwache Rohstoffpreise (insbesondere Öl) sowie schwächerer Emerging Markets Währungen (zum Beispiel Rubel) wahrscheinlich.


Autor:
Mag. Stefan Maxian
Vizepräsident der ÖVFA
Head of Department Company Research
Raiffeisen Centrobank AG
13. Jänner 2016

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