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OMV-Chef Stern: Gerichtsverfahren in Russland "illegitim"

30.04.2024, 09:09:00

OMV will sich in internationalen Schiedsverfahren gegen De-facto-Enteignung wehren, Gazprom will das gerichtlich verhindern - OMV-Gewinn im 1. Quartal 2024 um ein Drittel eingebrochen

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Neu: Weitere Details und Zitate nach Gespräch mit CEO
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Die OMV hat Schiedsverfahren gegen den russischen
Gazprom-Konzern eingeleitet, "und zwar mit dem Zweck, die
vertraglich vereinbarten Rechte der OMV zu wahren", bestätigte
OMV-Chef Alfred Stern am Dienstag erstmals offiziell gegenüber der
APA. Dabei gehe es unter anderem um die OMV-Beteiligung am
russischen Gasfeld Juschno-Russkoje, sagte Stern. Dort wurde die OMV
per Dekret de facto enteignet.
"Wir haben aber mehrere Schiedsverfahren eingeleitet, um die
Rechte der OMV zu wahren." Von russischer Seite sei daraufhin in den
letzten Wochen ein Anti-Klage-Verfahren eingeleitet worden, dem im
Zusammenhang mit dem Gasfeld am St. Petersburger Handelsgericht auch
stattgegeben worden sei. "Wir sehen diese Verfahren als illegitim an
und erkennen auch den Gerichtsstand St. Petersburg nicht an, da wir
vertraglich geregelt haben, wie und wo mögliche Dispute geregelt
werden müssen." Man habe über diese Gerichtsverfahren keine
Veröffentlichungen gemacht, "weil es sich um privatwirtschaftliche
Verträge handelt und Gerichtsverfahren nicht von einer öffentlichen
Diskussion profitieren", begründete der OMV-Chef die Tatsache, dass
die OMV nach Angaben des St. Petersburger Gerichts den Ausschluss
der Öffentlichkeit beantragt hatte.
Eine andere Baustelle, die den OMV-Chef seit Monaten beschäftigt,
sind die stockenden Verhandlungen mit Abu Dhabi rund um den
geplanten Zusammenschluss der OMV-Tochter Borealis und dem
ADNOC/Borealis-Joint-Venture Borouge. Hier war mit einem Abschluss
der Gespräche schon bis Ende 2023 gerechnet worden. Man sei hier in
"laufenden, ergebnisoffenen Verhandlungen", hält Stern am bisherigen
Wording fest. "Wir verhandeln im besten Interesse der OMV, der
Aktionäre der OMV und der Mitarbeitenden."
Einen Nachfolger für Borealis-Chef Thomas Gangl, von dem man sich
einvernehmlich getrennt habe und der die Borealis Ende Juni
verlassen wird, werde man so bald wie möglich bekanntgeben.
Die OMV hat im 1. Quartal 2024 wegen stark gesunkener Gaspreise,
einer geringeren Auslastung der Raffinerien und eines geringen
Beitrags aus dem Tankstellengeschäft deutlich weniger verdient als
im gleichen Quartal des Vorjahres. Der Umsatz ging um ein Viertel
auf 8,17 Mrd. Euro zurück, der Periodenüberschuss vor Sondereffekten
brach um ein Drittel auf 696 Mio. Euro ein, wie das Unternehmen am
Dienstag mitteilte.
Stern zeigt sich dennoch zufrieden. "Die OMV hat einen robusten
Start ins Jahr 2024 hingelegt, und das in einem Umfeld, in dem die
Gaspreise auf einem Niveau sind, wie zuletzt vor dem Ausbruch des
Krieges in der Ukraine. Das zeigt uns, dass unser integriertes
Geschäftsmodell aus den drei Segmenten Chemie, Kraftstoffe und
Energie ein sehr robustes ist und auch in diesen verschiedenen
Zyklen sehr gute Ergebnisse erzielen kann."
Die vorübergehende Erholung des Geschäftsbereichs Chemicals &
Materials sei erfreulich, auch wenn es wahrscheinlich noch keine
grundlegende Verbesserung der Nachfrage in Europa gebe. "Trotz der
schwierigen geopolitischen Lage, gestörten globalen Lieferketten und
einer schwachen Verbrauchernachfrage in Europa ist die OMV auf Kurs,
die Ziele ihrer Strategie 2030 zu erreichen", meint Stern.
Die OMV erzielte im 1. Quartal ein CCS Operatives Ergebnis vor
Sondereffekten von knapp 1,48 Mrd. Euro, das war ein Rückgang um 29
Prozent. Diese Kennzahl ist besonders relevant in Branchen wie dem
Öl- und Gassektor, in denen die Preise für Rohstoffe und Vorprodukte
starken Schwankungen unterliegen. CCS steht für Current Cost of
Supplies. Das bedeutet, dass das operative Ergebnis auf Basis der
aktuellen Beschaffungskosten berechnet wird. Der Cashflow aus der
Betriebstätigkeit sank um ein Drittel auf 1,82 Mrd. Euro.
"Wir haben im ersten Quartal gesehen, dass die Ölpreise anhaltend
hoch waren. Wir werden dementsprechend unsere Vorhersage für das
Gesamtjahr von 80 auf 85 Dollar pro Barrel erhöhen", sagte Stern.
"Wir haben aber umgekehrt gesehen, dass die Gaspreise sehr stark
gefallen sind und sich jetzt wieder dem Niveau annähern, das wir vor
dem Angriff Russlands auf die Ukraine hatten. Wir waren da etwas
unter 30 Euro pro Megawattstunde für das erste Quartal. Hier werden
wir unsere Vorhersage für das Gesamtjahr anpassen: Wir hatten bisher
30 bis 35 Euro pro Megawattstunde und werden jetzt knapp unter 30
Euro für das Gesamtjahr annehmen." Die erwartete Öl- und
Gasproduktion bleibt zwischen 330.000 und 350.000 Fass pro Tag.
Bei den Raffinerien und Tankstellen habe es eine gute Nachfrage
gegeben. "Allerdings waren wir mit unserer Auslastung am niedrigeren
Ende, teilweise durch die verzögerte Inbetriebnahme der
Co-Processing-Anlage hier in Schwechat."
Stern betont regelmäßig, wie wichtig es für die OMV sei, weniger
umweltschädlich zu produzieren. Deshalb habe man sich entschlossen,
der Öl- und Gas-Methanplattform beizutreten. Diese Vereinigung der
UNO kümmere sich darum, dass die Methan-Emissionen international
vergleichbar gemessen werden. Ziel der OMV sei es, bis 2030 fast
kein Methan mehr zu emittieren.
ivn/mri/kre
 ISIN  AT0000743059
 WEB   http://www.omv.com


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