APA News

Addiko Bank: Slowenische Bank NLB scheitert beim Übernahmepoker

20.08.2024, 20:51:00

Mindestannahmeschwelle von 75 Prozent nicht einmal zur Hälfte erreicht

---------------------------------------------------------------------
AKTUALISIERUNGS-HINWEIS
Neu: Details zur NLB 5. bis 9. Absatz
---------------------------------------------------------------------
Die slowenische Großbank NLB ist mit ihrem
Übernahmeangebot für die österreichische Addiko Bank gescheitert,
teilte die NLB in einer Aussendung am Dienstag mit. Die NLB bot den
Aktionären 22 Euro je Aktie. Allerdings strebte die Großbank von
Anfang an eine qualifizierte Mehrheitsbeteiligung und eine
Mindestannahmeschwelle von 75 Prozent der Addiko-Aktien an. Es
wurden bis zum Ende der Angebotsfrist jedoch nur 36,39 Prozent bei
der Zahlungs- und Abwicklungsstelle hinterlegt.
Dabei war und ist die NLB an der Addiko Bank durchaus
interessiert: Schließlich gelang es ihr bisher wegen eines
Bankenstreits nicht, am kroatischen Markt Fuß zu fassen. Dass die
Mindestannahmeschwelle jedoch eine Hürde darstellen würde, war von
vornherein klar: Schließlich macht der Streubesitz der Addiko Bank,
die aus den Hypo-Alpe-Adria-Balkanbanken hervorgegangen ist, nur
49,2 Prozent aus. Zu den größten Aktionären gehören die serbischen
Unternehmen Alta Pay und Diplomat Pay, die zusammen 19,62 Prozent
der Addiko Bank halten. Allerdings erklärte die EZB, dass die mit
diesen Aktien verbundenen Stimmrechte vorerst ruhend gestellt
werden. Darüber hinaus gibt es noch ein paar institutionelle
Investoren, darunter auch die Europäische Bank für Wiederaufbau und
Entwicklung (EBRD).
"Die Abwicklung des Angebots findet daher nicht statt und das
Angebot wird gemäß § 3 Abs 3 Übernahmegesetz nicht verlängert",
teilte die NLB am Dienstagabend mit. Der Addiko-Vorstand befand das
Offert der NLB jedenfalls als finanziell attraktiv und sprach sich
gegenüber den Aktionärinnen und Aktionären für die Annahme des
Angebotes aus.
Die NLB war jedoch nicht der einzige Bieter um die
Addiko-Anteile: Die Agri Europe Cyprus, die dem serbischen
Geschäftsmann Miodrag Kostić zugerechnet wird, legte ebenfalls ein
Angebot vor. Sie bot aber nur 16,24 Euro je Aktie, um ihren Anteil
an der Addiko Bank von derzeit 9,99 Prozent auf 27 Prozent
aufzustocken.
Bei der NLB (Nova Ljubljanska Banka) mit Sitz in Ljubljana
handelt es sich um die größte Bank- und Finanzgruppe in Slowenien,
die sich auf das Geschäft in der Region Südosteuropa konzentriert.
Mit einer Bilanzsumme von knapp 16,7 Mrd. Euro kommt sie in
Slowenien auf einen Marktanteil von rund 31 Prozent, geht aus dem
Halbjahresbericht für 2024 hervor.
Die NLB-Group besteht aus der NLB d.d., der börsennotierten
Aktiengesellschaft und Mutterbank der Gruppe. Diese erzielte im
ersten Halbjahr 2024 einen Gewinn von knapp 193 Mio. Euro. Dazu
kommen sechs Tochterbanken in der Region und mehreren Unternehmen
für Nebendienstleistungen, darunter Vermögens- und
Immobilienverwaltung.
Die NLB-Group ist in Serbien, Kosovo, Mazedonien,
Bosnien-Herzegowina, Kosovo und Montenegro tätig. Ihre Bilanzsumme
beträgt 26,6 Mrd. Euro, heuer im ersten Halbjahr verzeichnete sie
292 Mio. Euro Gewinn nach Steuern. Die Gruppe hat 2,9 Millionen
Kunden, mehr als 8.000 Mitarbeiter und 410 Filialen. Auf die Bank
wurden bei ihrer Gründung 1994 alle Geschäfte und Vermögenswerte der
einstigen staatlichen Ljubljanska Banka (LB) übertragen, die in
Ex-Jugoslawien tätig war. Die noch heute umstrittenen
Verbindlichkeiten gegenüber Gläubigerbanken und
Fremdwährungseinlagen verblieben hingegen bei der LB.
Kroatische Banken und Sparer sehen sich daher um rund 400 Mio.
Euro betrogen. Das ist der Zankapfel im Bankenstreit zwischen
Slowenien und Kroatien, der sich seit dem Zerfall von Jugoslawien
vor mehr als 30 Jahren hinzieht und die NLB am Einstieg in den
kroatischen Markt hindert. Über die Addiko hoffte die NLB, nun auch
wieder in Kroatien aktiv werden zu können.
"NLB scheitert an sich selbst", kommentierte Florian Beckermann,
Vorstand des Interessenverbands für Anleger, das Ergebnis. "Das
Angebot war mutlos, jetzt kommt die Quittung mit nur 36,39 Prozent
angebotenen Aktien von angestrebten 75 Prozent: Es war einerseits
nicht attraktiv genug um wirtschaftlich zu überzeugen, andererseits
wollte NLB auch nicht mit anderen Minderheitsaktionären in den
Ring", ergänzte Beckermann.
fel/nr/rap
 ISIN  AT000ADDIKO0
 WEB   https://www.addiko.com/


Preisinformation

Addiko Bank AG

Weitere News

Zur News-Übersicht


Disclaimer

Die Wiener Börse übernimmt keine Garantie für die Richtigkeit der Daten.
© 2024 Wiener Börse AG
Quelle: APA, Meldungen der letzten 4 Wochen